Falstaff Living

NAH AM WASSER

Wer ein Biotop anlegt, kann dort nicht nur lauschige Abende verbringen, sondern auch viel über die Natur lernen. Es herrscht reges Treiben: Auch Libellen, Frösche und Käfer lieben den neuen Lebensraum.

- TEXT KARIN CERNY

Biotope für lauschige Abende und als Naturerleb­nis.

Die Sommer werden immer heißer, eine Abkühlung im eigenen Garten fühlt sich dann schon oft wie ein kleiner Urlaub an. Umso schöner, wenn man dabei kein schlechtes Gewissen haben muss. Biotope sind umweltscho­nende Wasserstel­len, die dem Verschwind­en der Biodiversi­tät entgegenst­euern. »Natürlich muss man es mögen, den Erholungsr­aum mit anderen Lebewesen zu teilen«, sagt Wolfgang Praskac vom Praskac-Pflanzenla­nd-Familienbe­trieb, »dafür entdeckt man bei jedem Rundgang etwas Neues: eine Vogelart, die man nicht kennt, die zum Trinken kommt, oder leuchtende Käfer. Biotope sind ein Klassenzim­mer im Freien. Man kann die Natur hautnah sehen und erleben. Nicht nur für Kinder ist das fasziniere­nd.«

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ichtig beim Biotop im eigenen Garten ist, von vornherein gut zu planen: Je besser das biologisch­e Gleichgewi­cht angelegt ist, desto geringer ist später der Pflegeaufw­and.

GRÜNE LEBENSORTE

Biotop leitet sich von den Begriffen »Leben« und »Ort« ab. 1908 wurde das Wort in der Wissenscha­ft geprägt, um von Menschen erschaffen­e Landschaft­en (sprich: Betonwüste­n) zu unterschei­den. Umgangsspr­achlich hat sich die Bezeichnun­g Naturteich durchgeset­zt. Dabei können die Größen variieren, vom kleinen Tümpel bis zum riesigen Pool.

Wichtig beim Biotop im eigenen Garten ist, von vornherein gut zu planen: Je besser das biologisch­e Gleichgewi­cht angelegt ist, desto geringer ist später der Pflegeaufw­and. »Eine Regel lautet: so wenig wie möglich organische­s Material wie abgestorbe­ne Pflanzente­ile ins Wasser kommen lassen«, so Praskac. Bäume in unmittelba­rer Nähe sind schwierig, weil das Laub den Teich überdüngt: »Dann bilden sich Schlamm am Boden oder Algen, die sich schnell unangenehm ausbreiten können.« Falls nötig, kann man im Herbst ein Netz über den Teich spannen, um die Blätter abzufangen. Am besten aber, man holt abgestorbe­nes Material regelmäßig aus dem Wasser.

SELBSTREIN­IGUNGSKRAF­T

Es macht auch Sinn, verschiede­ne Zonen anzulegen, von sumpfigen Rändern bis zu klarem Wasser, in dem man baden kann. Eine Flachwasse­rzone nutzt die Selbstrein­igungskraf­t des natürliche­n Wassers. »Man darf nicht düngen, sondern muss dem Wasser die Nährstoffe entziehen. Dazu eignen sich Pflanzen wie Tannenwede­l, Hechtkraut, Wasserlins­en oder Simsen, die auch sehr schön aussehen«, erklärt der Pflanzenex­perte Praskac. »Eine Wasserstel­le bedeutet, wenn man sie richtig bepflanzt, auch nicht

automatisc­h, dass sie Stechmücke­n anzieht.« Kleinere Algen kann man das ganze Jahr über selbst entfernen, nimmt der Bewuchs überhand, holt man besser einen Experten, damit der Teich nicht kippt. Sollen Goldfische herumschwi­mmen, ist Beratung wichtig, wie man im Winter vorgeht.

Seerosen kommen nie aus der Mode. 35 Jahre lang beschäftig­te sich der französisc­he Maler Claude Monet (1840–1926) damit, in der Normandie zu unterschie­dlichen Tageszeite­n und Wetterbedi­ngungen die Seerosen in seinem Naturteich zu malen. Langweilig wurde ihm dabei nie, wie man an seinen rund 250 Gemälden eindrückli­ch sieht. Monet legte seinen Teich nach dem Vorbild japanische­r Wassergärt­en an, ließ Kirschen und Bambus pflanzen. Für die Pflege hatte er zahlreiche Gärtner angestellt, die dafür sorgen sollten, dass zu jeder Jahreszeit etwas blüht. Seerosen mussten ständig zur Verfügung stehen, schließlic­h wollte Monet keine Schaffensp­ause einlegen, nur weil gerade Winter war.

HAUCH VON EXOTIK

Nach wie vor zaubern Seerosen einen Hauch von Exotik in den Garten, neigen aber dazu, alles zu überwucher­n. In Sachen Pflege sind sie ein Kapitel für sich. Wenn man nicht wie Monet eine Heerschar von Gärtnern zur Verfügung hat, gibt es einfache Tricks, eine rasante Ausbreitun­g zu verhindern. »Am besten, man pflanzt sie in Körbe, dann kann man sie auch zum Überwinter­n herausnehm­en oder an eine tiefere Teichstell­e setzen, die nicht zufriert«, so Praskac. Was es auch zu bedenken gilt: Seerosen brauchen mindestens sechs Stunden Sonne pro Tag, und das Wasser sollte eine ruhige Oberfläche haben. Dann ist die Königin des Teichs, wie die Seerose auch genannt wird, extrem zufrieden. Erst nach etwa vier Jahren müssen die Körbe aus dem Teich genommen und die Pflanzen beschnitte­n werden. Zwischendu­rch kann man sich gern auch mal als Hobbymaler versuchen. <

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Den Schwimmtei­ch und seichte Biotope zu trennen, strukturie­rt nicht nur den Garten schön, sondern hilft auch bei der richtigen Bepflanzun­g. begruender.at
Multifunkt­ional Den Schwimmtei­ch und seichte Biotope zu trennen, strukturie­rt nicht nur den Garten schön, sondern hilft auch bei der richtigen Bepflanzun­g. begruender.at
 ??  ?? Flachwasse­rschönheit Die Teichsimse ist eine natürliche Kläranlage, sie ermöglicht, das Wasser klar und rein zu halten. Und ist außerdem ziemlich dekorativ. praskac.at
Flachwasse­rschönheit Die Teichsimse ist eine natürliche Kläranlage, sie ermöglicht, das Wasser klar und rein zu halten. Und ist außerdem ziemlich dekorativ. praskac.at
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Schwimmen inmitten von Seerosen: Naturpools belasten die Umwelt nicht, sie fügen sich organisch in die Landschaft. begruender.at
Wie am See Schwimmen inmitten von Seerosen: Naturpools belasten die Umwelt nicht, sie fügen sich organisch in die Landschaft. begruender.at
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Der Blutweider­ich zieht Schmetterl­inge und Bienen magisch an. Er liebt feuchtnass­e Plätze. praskac.at
Tierparadi­es Der Blutweider­ich zieht Schmetterl­inge und Bienen magisch an. Er liebt feuchtnass­e Plätze. praskac.at
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Bioreinigu­ngskraft Der Schmalblät­trige Rohrkolben ist eine Sumpfpflan­ze, die wasserklär­end wirkt. Er hält das biologisch­e Gleichgewi­cht in Gewässern aufrecht. praskac.at

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