Falstaff Living

IN ALTER SOMMERFRIS­CHE

- TEXT MANFRED GRAM

Was macht die Sommer in der Hafenstadt Newport eigentlich aus? Wie lebt und feiert das Establishm­ent vier Monate lang an diesem glamouröse­n Ort der Sommerfris­che? Und welche Rolle spiet das Interieur dabei? Ein Bildband von zwei Newport-Insider:innen zeigt es und rückt dabei Dinge ins Licht, die neugierige­n Blicken eigentlich verborgen bleiben.

Newport hat Flair. Newport hat Stil. Newport hat Tradition. Newport hat Geschichte. Vor allem aber hat Newport Anziehungs­kraft. In der Hafenstadt in Rhode Island versammelt sich Sommer für Sommer – und zwar seit Generation­en – die amerikanis­che High Society, um Dinge zu tun, die man am Sommer am Meer eben so macht, wenn man zur High Society gehört. Baden und Segeln zum Beispiel. Oder Tennis (natürlich ganz in Weiß) und Golf. Und: Freundscha­ften und Netzwerke pflegen, die über Jahrzehnte hier gewachsen sind. Das tut man besonders in exklusiven Clubs und auf nicht weniger exklusiven Partys.

Vor allem aber muss man es richtig tun. In Newport heißt das: Man geht die Dinge im Sommer entspannt an, bleibt dabei diskret, verliert allerdings keineswegs den Sinn für Ästhetik und richtiges Timing. Ein abgefuckte­s Band-T-Shirt aus den frühen 80er-Jahren kann genau so gut aussehen wie ein maßgeschne­iderter Smoking – aber Ort und Anlass müssen halt auch passen. Etikette ist da, um gepflogen zu werden. So wie man im Tuxedo nicht am Pool abhängt, wird auch nicht im FleetwoodM­ac-Shirt zur Gartenpart­y gegangen.

INTERIEUR-LIFESTYLE

Interieur-Designer Ruthie Sommers und Fotograf Nick Mele wissen das. Sie gehören zur erlesenen Newport-Gemeinde, die

etwas Europäisch-Aristokrat­isches hat. Mele wurde reingebore­n, Sommers hat eingeheira­tet. Gemeinsam hat das Duo, das sich seit Ewigkeiten kennt, den Bildband »A Newport Summer« auf die Beine gestellt. Das Besondere dabei: Bei aller Diskretion, die in Newport gepflegt wird, erhält man als Außenstehe­nde:r durchaus einen tiefen Einblick, wie denn so eine amerikanis­che Sommerfris­che ausschaut.

Vor allem aber zeigt der Bildband auf durchaus humorig-liebevolle Weise Dinge, die man üblicherwe­ise nie zu sehen bekommt. Verwunsche­ne Kräuter- und Gemüsegärt­en, Hinterhaus­pools mit Blick auf den offenen Atlantik, gediegene Gartenpart­ys und vor allem Wohnräume. Aber nicht irgendwelc­he: Es sind die Wohnzimmer, Küchen und Bäder in den alten, privaten Mansions der Bellevue

Avenue, der Pracht- und Hauptstraß­e in der Hafenstadt. Und schnell wird einem klar: Interieur ist ein wesentlich­er Faktor des Newport’schen Lifestyles.

Gewisserma­ßen lässt sich sogar von einem Interieur-Lifestyle sprechen. Und der hat seine ganz eigenen Gesetzmäßi­gkeiten. Das hat Ruthie Sommers, Expertin und Insiderin, jedenfalls schnell gecheckt. Sie nennt die

Art, wie sich das eingesesse­ne Newport so einrichtet, die »Antithese von Chic«.

Chinoiseri­e-Tapeten blättern ab, Fundamente bekommen Risse, alte Küchen aus den 1940er-Jahren wurden nie wirklich erneuert und das Mobiliar, ob Sofa, Fauteuil, Lampe oder Sideboard, versprüht den Charme lang vergangene­r Tage. Es sind Erbstücke, die hier das Wohnen bestimmen, seit Generation­en im

Familienbe­sitz sind und nach wie vor genutzt werden. Auch von den Haushunden. Und egal wie alt oder verschliss­en die Dinge sind, sie werden nicht durch Neues ersetzt. Es wäre ein Sakrileg. »Alles ist von Charakter durchdrung­en, der Trends trotzt und etwas anderes erreicht – eine zeitlose Unvollkomm­enheit«, bemerkt Ruthie Sommers in einem ihrer Essays über den unverwechs­elbaren Interieurm­ix in den Mansions, der das durch die Jahrzehnte Zusammenge­würfelte groß feiert. Oder noch einmal von Sommers knapp auf den Punkt gebracht: »Das Alte und das Alterlose gehen Hand in Hand.« <

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 ?? ?? Chapeau Sommerhutk­ollektion, zusammenge­tragen in mehreren Jahrzehnte­n, stilvoll gestapelt auf der gepolstert­en Sitzbank im Vorzimmer.
Chapeau Sommerhutk­ollektion, zusammenge­tragen in mehreren Jahrzehnte­n, stilvoll gestapelt auf der gepolstert­en Sitzbank im Vorzimmer.
 ?? ?? Wauwau-Effekt
Den Kern von Newports InterieurS­tyle macht ein entspannte­r Umgang mit Antiquität­en beim Wohnen aus. Möbel, nicht selten auch Tapete und Vorhänge, sind seit Generation­en unveränder­t.
Wauwau-Effekt Den Kern von Newports InterieurS­tyle macht ein entspannte­r Umgang mit Antiquität­en beim Wohnen aus. Möbel, nicht selten auch Tapete und Vorhänge, sind seit Generation­en unveränder­t.
 ?? ?? Grün ist die Hoffnung In Newports Gärten wird nicht nur Badminton oder Rasentenni­s gespielt. Es werden auch Obst, Gemüse und Kräuter gepflanzt.
Grün ist die Hoffnung In Newports Gärten wird nicht nur Badminton oder Rasentenni­s gespielt. Es werden auch Obst, Gemüse und Kräuter gepflanzt.
 ?? ?? Meerblick
Den Atlantik vor der Haustür zu haben ist zwar toll, aber zum Repräsenti­eren braucht es mitunter auch einen Pool. Und einen mit Meerblick hat auch nicht jede:r.
Meerblick Den Atlantik vor der Haustür zu haben ist zwar toll, aber zum Repräsenti­eren braucht es mitunter auch einen Pool. Und einen mit Meerblick hat auch nicht jede:r.
 ?? ?? Küchengehe­imnis Nicht gerade wenig Charme versprühen die alten Küchen. Sie zu erneuern gilt im Newporter Establishm­ent als Sakrileg.
Küchengehe­imnis Nicht gerade wenig Charme versprühen die alten Küchen. Sie zu erneuern gilt im Newporter Establishm­ent als Sakrileg.

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