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HEIMISCHE HILFE IN SINGAPUR

Singapur hat keine Berührungs­ängste. Fremde heißt man willkommen, man lernt von und handelt mit ihnen, ja lässt sie sogar das Stadtbild mitgestalt­en. Viele der atemberaub­enden Bauten der Metropole stammen aus der Feder europäisch­er Büros, wenige Österreic

- TEXT HEIMO ROLLETT

Die Stadt präsentier­t sich wie ein Who’s who der Architektu­r. Norman Foster hat hier genauso gebaut wie Zaha Hadid oder UN Studio, Ole Scheeren, Daniel Libeskind und Will Alsop, der Riesenschi­rme über ein historisch­es Ausgehvier­tel spannte – das hält trocken und kühlt zugleich.

Österreich­er:innen mischen nur selten wirklich groß mit. Das Ingenieurh­olzbauunte­rnehmen WIEHAG mit Sitz im oberösterr­eichischen Altheim ist eine Ausnahme. Es setzt weltweite Maßstäbe, indem es für die renommiert­e Nanyang Technologi­cal University um 113 Millionen Euro eine sechsstöck­ige Business School mit nachhaltig­em Baustoff umsetzt. Nach Fertigstel­lung wird sie mit 40.000 Quadratmet­ern Gesamtfläc­he das größte Holzgebäud­e Asiens sein. Rund 6000 m³ Brettschic­htholz für 1900 Stützen und 1660 Träger inklusive vormontier­ter Verbindung­smittel wurden in 200 Containern von Altheim nach Singapur verschifft. Die Pläne für den Bau stammen von Stararchit­ekt Toyo Ito. Aufgrund der Pandemie und des blockierte­n Suezkanals kam es zu Verzögerun­g, aktuell rechnet man aber mit einer Fertigstel­lung im heurigen Jahr.

Gut 150 österreich­ische Unternehme­n haben eine eigene Niederlass­ung in Singapur, so aktiv wie WIEHAG sind aber wenige. Gerne wird in der sich dynamisch entwickeln­den Stadt die AsienZentr­ale platziert, denn das scheint aktuell sicherer als in China. Gerade seit der »Erneuerung« Hongkongs wurden zahlreiche internatio­nale Headquarte­rs von der ehemals britischen Stadt Richtung Singapur verlagert. Immerhin: Singapur importiert fast so viel aus Europa (13,6 Prozent) wie aus China (14,3 Prozent), dem wichtigste­n Handelspar­tner.

Viel Präsenz zeigen Unternehme­n aus England, Frankreich und auch unsere nördlichen Nachbarn. 1.300 deutsche Unternehme­n haben einen Standort in dem Stadtstaat. Vor zehn Jahren war es gerade einmal ein Viertel davon. Alle klingenden Namen wie etwa SAP, BASF, Daimler und Evonik sind vor Ort zu finden. Darunter auch Züblin, als STRABAGToc­hter halb österreich­isch. In einem fünfjährig­en Projekt baut sie ein fast zwölf Kilometer langes Abwassertu­nnelsystem für die Stadt.

Der Platz in Singapur ist zwar knapp,

Raum für zukünftige Geschäftsb­eziehungen gibt es allerdings genug. Besonders im produziere­nden Gewerbe und in der Industrie werden die wachstumst­reibenden Sektoren Halbleiter und Pharma/Biotech stark von der Regierung gefördert. Die meisten Ansiedlung­en und Neugründun­gen gibt es in diesen Segmenten. Zwischen der EU und Singapur gibt es seit 2019 ein Freihandel­sabkommen, und vielleicht kommt die ein oder andere Innovation in Zukunft aus dem Alpenland in die Tropenstad­t. Zuletzt sind die österreich­ischen Ausfuhren nach Singapur jedenfalls gestiegen und erreichten 2021 einen historisch­en Höchstwert. Hinter Malaysia ist Singapur somit der zweitwicht­igste Exportmark­t Österreich­s in Südostasie­n.

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Singapur will, dass mehr nachhaltig­e Baustoffe verwendet werden. Das österreich­ische Unternehme­n WIEHAG baut für die Technische Universitä­t von Nanyang (im Bild ein Bestandsge­bäude) das größte Holzgebäud­e Asiens. wiehag.com/de
Nanyang Technologi­cal University Singapur will, dass mehr nachhaltig­e Baustoffe verwendet werden. Das österreich­ische Unternehme­n WIEHAG baut für die Technische Universitä­t von Nanyang (im Bild ein Bestandsge­bäude) das größte Holzgebäud­e Asiens. wiehag.com/de

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