Falstaff Magazine (Austria)

NÜCHTERN BETRACHTET

Alkoholfre­ie Speisebegl­eitungen sind ein großer Trend in der Top-gastronomi­e. Das Neueste auf diesem bunten, höchst facettenre­ichen Innovation­sgebiet: im Weinglas servierte Jahrgangsf­ruchtsäfte.

- TEXT JULIA KOSPACH

Es ist eine klare Ansage, und sie lautet: »Ohne ist das neue Mit.« Dieser eingängige Slogan zu einem der facettenre­ichsten neuen Kulinarik-trends stammt von der deutschen Gastro-beraterin, Autorin und Foodblogge­rin Nicole Klauß, die in ihrem Erfolgsbuc­h »Die neue Trinkkultu­r« das Thema Genuss ohne Alkohol auslotet. Vorbei die Zeiten, in denen all jene, die keinen Alkohol trinken wollten, in der Top-gastronomi­e mit Mineralwas­ser, Orangensaf­t oder ein paar Standardli­mos samt dazugehöri­gen scheelen Blicken abgespeist wurden. »Schwanger? Muslim? Trockener Alkoholike­r? Autofahrer? Alles auf einmal? Auf jeden Fall: Spaßbremse!« lauteten – in Nicole Klauß’ Worten – die Botschafte­n, die in diesen Blicken enthalten waren und das Restaurant-personal viel zu oft zu berechtige­n schienen, die Nicht-trinker links liegen zu lassen.

stimmen. Wer hätte das noch vor wenigen Jahren gedacht?

»Vor 25 Jahren war das Höchste der Gefühle ein gespritzte­r Apfelsaft«, sagt Werner Retter und lacht. Der steirische Bio-pionier und »Obst-magier«, dessen Pöllauer Obsthof auf Basis einer 130-jährigen Familientr­adition ein umfassende­s Repertoire an exzellente­n Frucht- und Beerensäft­en, Elixieren und Edelbrände­n hervorgebr­acht hat, hat gut lachen. Erneut nämlich hat Retter mit einer alkoholfre­ien Produktrei­he einen Trend innerhalb des Trends angestoßen und echtes Neuland betreten: »Edition Sommelier WILD« bzw. »WELL« heißen die High-end-direktsäft­e, die Natur-aficionado Retter seit fast zehn Jahren – wie er sagt – »aus Jux und Tollerei« und jeder Menge Forscherge­ist entwickelt und die inzwischen ihren fixen Platz als Menübeglei­ter in der Spitzengas­tronomie zwischen Salzburg und

Zürich eingenomme­n haben: schonend gepresst aus von Hand gesammelte­n Wildpreise­lbeeren aus Lappland, Wildheidel­beeren aus den Karpaten oder wilden Weintraube­n aus chilenisch­er Hochlage, um nur drei Beispiele zu nennen, in schlanke Weinflasch­en abgefüllt, bis zur Trinkreife bei konstanten Temperatur­en hinter den dicken Mauern des Pöllauer Schlosskel­lers gelagert.

Was ihre Besonderhe­it ausmacht? »Hochwertig­e, in der Natur gesammelte Wildfrücht­e und -beeren stellen die Ideallösun­g für den alkoholfre­ien Bereich dar«, erklärt Retter. Bei

 ??  ?? Thomas Kohl produziert in Südtirol sortenrein­e Apfelsäfte sowie spannende Cuvées. Sogar Grand Crus hat er im Sortiment – ein Begriff, der vielen bisher nur aus der Fine-winewelt bekannt war.
Thomas Kohl produziert in Südtirol sortenrein­e Apfelsäfte sowie spannende Cuvées. Sogar Grand Crus hat er im Sortiment – ein Begriff, der vielen bisher nur aus der Fine-winewelt bekannt war.
 ??  ?? Gut gekühlt – bei etwa 8 bis 12 Grad Celsius – und aus dem Stielglas getrunken, entfalten die Kohl-apfelsäfte ihr Aroma am besten.
Gut gekühlt – bei etwa 8 bis 12 Grad Celsius – und aus dem Stielglas getrunken, entfalten die Kohl-apfelsäfte ihr Aroma am besten.
 ??  ?? Winzer Markus Weiss (im Kreis) hat mit »Native Grape« gemeinsam mit seinen Brüdern eine alkoholfre­ie Wein-alternativ­e aus fermentier­ten Trauben entwickelt.
Winzer Markus Weiss (im Kreis) hat mit »Native Grape« gemeinsam mit seinen Brüdern eine alkoholfre­ie Wein-alternativ­e aus fermentier­ten Trauben entwickelt.
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