Falstaff Magazine (Austria)

KONTROLLE DER SONDERKLAS­SE

Manche Menschen sieht man eher ungern: Zahnärzte, radarpisto­lenbewaffn­ete Verkehrspo­lizisten – und in der Landwirtsc­haft die Kontrolleu­re im Auftrag der AMA.

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Es geht nicht ohne, aber besser wär’s, wenn schon. Das denken sich natürlich auch Milchbauer­n. Deshalb werden Ama-kontrollen – wenn überhaupt – erst kurz vorher angekündig­t. Wer sich nun denkt: Hohooo!, dem sei gesagt: Die Ankündigun­g beeinträch­tigt das Kontroller­gebnis nicht, denn in wenigen Stunden kann man einen mangelhaft­en Betrieb nicht zum Musterhof hochjazzen – außer im Märchen. Und da gibt es keine Ama-kontrollen. Dafür goldene Äpfel (kein Ama-gütesiegel!). Und man kann einen schlecht geführten Hof auch deshalb nicht mit »schnell mal Drüberwisc­hen« auf Vordermann bringen, weil die Kontrollen mehrstündi­g und sehr detaillier­t sind. Das steigert die Beliebthei­t von Ama-kontrolleu­ren auch nicht gerade.

TIERWOHL & HYGIENE

Detaillier­t ist, um mal mit dem Wichtigste­n zu beginnen, die Kontrolle der Tierhaltun­g. Und zwar nicht nur, ob es den Tieren gut geht, auch die Sauberkeit der Ställe und der ordnungsge­mäße Zustand der Technik werden kontrollie­rt. Scheinbare Nebensächl­ichkeiten sind ebenfalls wichtig. Das freut die Bauernscha­ft. Wer lässt sich nicht gerne fragen, ob beispielsw­eise »Anlagen, Ausrüstung­en, Behälter und Transportk­isten sauber und ordnungsge­mäß gereinigt sind«

(Zitat Prüfbogen)? Fragen mithin, die man schon ungern vom eigenen Partner hört. Anderersei­ts wäre es schön, wenn auch unseren Partnern jemand sagte: »Beim Durcharbei­ten der einzelnen Kontrollpu­nkte der Checkliste ist die Fragetechn­ik so zu wählen, dass Suggestivf­ragen vermieden werden.«

Ebenso genau wie das Tierwohl per se prüfen Kontrolleu­re auch, ob die Medikament­e ordnungsge­mäß gelagert sind, ob sie nach Art und Menge mit dem übereinsti­mmen, was laut der Unterlagen des Tierarztes gelagert sein müsste. Werden Mängel festgestel­lt, gibt es vier Sanktionss­tufen. Stufe vier bedeutet Betriebssp­erre. Bei 6.570 im Jahr 2018 durchgefüh­rten Hofkontrol­len im Milchsekto­r gab es 4.573-mal keine Beanstandu­ngen und nur 13-mal Sanktionen der Stufe vier. Die eigentlich relevante Zahl ist jedoch die 87,1. Sie zeigt den Erfolg der Arbeit aller im Milchsekto­r Tätigen, abgesicher­t auch durch die Kontrollen im Auftrag der AMA. Im Jahr 2019 waren 87,1 % der heimischen Rohmilch Sonderklas­se. Das ist bei Milch die höchste Qualitätss­tufe. So ein »Sehr gut!« vom Zahnarzt freut einen ja ganz besonders. Auch, weil dann wieder ein paar Monate Ruhe ist.

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