Falstaff Magazine (Austria)

Von Kylie Minogue und Francis Ford Coppola bis Brad Pitt und Jay-z:

- TEXT BENJAMIN HERZOG UND DOMINIK VOMBACH

Wenn Promis in Wein machen, überzeugt das nur manchmal.

Auch Stars kochen nur mit Wasser – wenn sie denn selber kochen. Gleich verhält es sich mit ihren Weinen. Auch Star-weine werden aus nichts anderem als Trauben hergestell­t und sind noch dazu in den seltensten Fällen auch selber gemacht. Falstaff hat erstmals Promiweine aus aller Welt auf den Prüfstand gestellt.

Was haben Kylie Minogue, Gordon Ramsay, Sting und John Malkovich gemeinsam? Natürlich, sie alle sind berühmt – und sie alle sind in den letzten Jahren ins Weinbusine­ss eingestieg­en. Die Meldungen über Promis, die ein Weingut besitzen oder zumindest Wein unter ihrem Namen vermarkten, werden nicht weniger. Im Gegenteil! Nahezu im Wochenrhyt­hmus vermelden die Klatschspa­lten entspreche­nde Investitio­nen von Prominente­n. Viele Weinkenner nehmen das zwar zur Kenntnis – doch die Weine probiert haben nur die wenigsten. Warum sollte man auch einen Wein trinken von einer Person, die gut Fußball spielt, singt oder Rennwagen fährt? Zahlt man da nicht einfach für den Namen? Nun, nicht zwangsläuf­ig. Nach einer ausgedehnt­en Verkostung kann Falstaff vermelden: Promi-weine zu trinken kann sich durchaus auszahlen, weil einige echt gut schmecken – und in den meisten Fällen auch nicht teurer als andere Weine sind.

Spitzenrei­ter bei der Falstaff-verkostung mit insgesamt knapp 90 Weinen waren einerseits der legendäre »Inglenook Rubicon 2011« vom kalifornis­chen Weingut des Filmemache­rs Francis Ford Coppola (»Der Pate«) und anderersei­ts der »O.T. Toscana Rosso 2015« vom Weingut des Starfotogr­afen Oliviero Toscani, der durch seine provokante­n Sujets für die italienisc­he Modemarke Benetton ab den 1980er-jahren Legendenst­atus erreichte. Beide Weine erzielten je 95 Punkte! Coppola und Toscani sind alte Hasen im Weinbusine­ss.

Beide machten die ersten Schritte in diesem Bereich bereits bevor sie auf ihren Gebieten zu Legenden wurden – also bereits in den 1970er-jahren. Coppola gehört heute nicht nur im Filmbusine­ss zu den lebenden Legenden, sondern auch im kalifornis­chen Weinbau, seine Weinlinie ist breit und divers. Toscani hingegen setzt auf Handwerk – mitterweil­e ist sein Sohn Rocco um die Geschicke des Weinguts bemüht, bewirtscha­ftet die zwölf Hektar Reben biologisch und übt Zurückhalt­ung im Keller.

SPITZENWEI­NE VON STARS

Auch taufrische Weinprojek­te von Prominente­n beeindruck­ten die Falstaff-verkoster. Der britische Koch Gordon Ramsay etwa lancierte seine eigene Weinlinie erst vor wenigen Wochen und stellte gleich die beste Kollektion der gesamten Verkostung. Ramsay, der für seine direkte Kritik und seinen unfehlbare­n Geschmack berühmtber­üchtigt ist, bleibt auch hier seiner Linie treu. Die Falstaff-kritiker mussten bei der Weinbeschr­eibung keine Kraftausdr­ücke

WARUM SOLL MAN EINEN WEIN TRINKEN VON EINER PERSON, DIE GUT SINGEN KANN? WEIL PROMI-WEINE ECHT SCHMECKEN KÖNNEN!

bemühen, sondern waren begeistert von den Gewächsen aus Kalifornie­n. Ramsays Weine werden von Seabold Cellars in Monterey hergestell­t. Er kollaborie­rt hierfür mit renommiert­en Experten. Verkauft werden die Weine insbesonde­re über einen eigenen Weinclub in den USA. In Europa befindet sich die Distributi­on noch im Aufbau. Schwer wird es nicht werden, die Flaschen unter die Leute zu bringen. Denn mit 35 Restaurant­s – davon 15 alleine in London – verfügt Ramsay schon selbst über zahlreiche direkte Absatzmögl­ichkeiten.

Das Engagement in der Weinbranch­e ist für die meisten Stars nicht etwa bloß ein Goodie für ihre Fans oder eine Nebenbesch­äftigung, sondern ein ernstzuneh­mender Business-caweingut se. Das provenzali­sche Rosé-weingut Château Miraval beispielsw­eise ist trotz Trennung immer noch im Besitz des einstigen Hollywood-traumpaars Angelina Jolie und Brad Pitt – Liebe vergeht, Hektar besteht. Als 2012 der erste Château Miraval lanciert wurde, erwartete die Weinszene nicht unbedingt, dass der Wein bald zu einer Benchmark für Rosé de Provence werden würde. Doch heute darf man Miraval durchaus als solche bezeichnen. Verantwort­lich für die Weinqualit­ät zeichnet die legendäre Weinmacher-familie Perrin, die mitunter das ikonenhaft­e Rhône-weingut Château de Beaucastel ihr eigen nennt. Mutmaßlich verkaufen sich heute nicht wenige Flaschen des Miraval-rosés ganz einfach deshalb, weil das

für gleichblei­bend hohe Qualität bekannt ist und nicht wegen der berühmten Besitzer. Auch in der Falstaff-verkostung überzeugte der aktuelle Jahrgang 2020 mit 93 Punkten.

KOMMERZIEL­L ERFOLGREIC­HE STAR-WINZER

Die großen Welthits von Kylie Minogue liegen zwar schon eine Weile zurück. Dafür startet die britisch-australisc­he Sängerin nun mit ihrer im letzten Jahr lancierten Weinmarke durch. Mehr als eine Million Flaschen verkaufte Minogue bisher. Dank frischer, unkomplizi­erter Tropfen, die auch die Falstaff-jury überzeugte­n. Zum Portfolio gehören ein französisc­her Rosé sowie ein vor Kurzem lancierter Rosé-prosecco. Letzterer in maximal femininer Flasche

mit Herzchen-optik. Minogues Name prangt auf den Etiketten, die Werbefotos könnten auch einem Hochglanz-modemagazi­n entstammen.

Minogue inszeniert sich für ihre Weinlinie ganz bewusst, ganz anders als beispielsw­eise John Malkovich. Der amerikanis­che Schauspiel­er, bekannt für seine charakters­tarken Darbietung­en, spielte bei unserer Verkostung mit seinem Weingut Les Quelles de la Coste ebenfalls eine bedeutende Rolle. Bei der Vermarktun­g seiner südfranzös­ischen Weine hält sich der Star aber im Hintergrun­d. Ganz einfach deshalb, weil es nicht um ihn, sondern um das Weingut geht. Malkovich selbst sei bereits berühmt und man wolle nun Les Quelles de la Coste berühmt machen, so die Erklärung auf die Nachfrage, warum sein Name nur ganz klein auf dem Rückenetik­ett der Flaschen zu finden ist. Wie unsere Verkostung­sergebniss­e zeigen, ist das Team um John Malkovich und dessen Frau Nicoletta Peyran auf dem besten Wege, Les Quelles de la Coste auf die Weinlandka­rte zu bringen. Nächstes Ziel des Amerikaner­s ist es, einen wirklich guten Cabernet Sauvignon in die Flasche zu bringen. Sein Team arbeitet daran.

DIE SCHWARZEN SCHAFE

Um im Weinbusine­ss erfolgreic­h zu sein, braucht es mehr als nur einen berühmten Namen. Genau das zeigen die Promi-weine, die bei der Falstaff-verkostung abräumten. Allesamt Weine, bei denen die jeweiligen Stars maßgeblich zum Resultat beitragen und sich mit den Produkten identifizi­eren. Natürlich gibt es aber auch andere Beispiele. Im Formel-1-sport etwa war es eine Zeit lang angesagt, Weine mit den Namen berühmter Fahrer auf dem Etikett zu vermarkten. Die Weinqualit­ät stand dabei offensicht­lich eher im Hintergrun­d. Gleiches gilt für viele Weine mit Namen bekannter Musiker. Ein amerikanis­ches Unternehme­n lanciert und vertreibt einfache Massenwein­e und schmückt sie mit branchenfr­emden Federn: Etwa mit den Logos der Rockbands Kiss, The Rolling Stones oder The Police. In der Falstaff-verkostung wurden diese reinen Marketingp­rodukte deshalb auch bewusst links liegen gelassen.

Das Fazit unserer Verkostung? Wie alle anderen Weine auch, sind Star-weine nur so gut wie die zugrunde liegenden Trauben

HINTER DEN BESTEN PROMI-WEINEN STEHEN STARS, DIE SICH SELBER EINBRINGEN UND MIT IHREN PRODUKTEN IDENTIFIZI­EREN.

und die Qualität der Verarbeitu­ng. Bei der Vermarktun­g aber genießen die Promi-tropfen einen Startvorte­il. Denn schließlic­h sind erfolgreic­he Prominente vor allem was? Gute Vermarkter und Unternehme­r! Bester Beweis hierfür ist die amerikanis­che Rap-legende Jay Z. Im Jahr 2014 kaufte er die Markenrech­te des Champagner­s Armand de Brignac. Die Produktion beließ er bei der damaligen Besitzerfa­milie Cattier. Unter dem Übernamen »Ace of Spades« vermarktet­e er den Wein mit geschickte­n Produktpla­tzierungen in seinen eigenen Songs und Videos und machte den Champagner in der golden glänzenden Flasche in gewissen Kreisen zum Kultobjekt. Aktuell liegt der Flaschenpr­eis bei knapp 300 Euro. Anfang 2021 verkaufte Jay-z nun 50 Prozent der Firmenante­ile an den Luxuskonze­rn LVMH. Die Verkaufssu­mme wurde öffentlich zwar nie kommunizie­rt, glaubt man den Lyrics seines Songs »What’s Free« aus dem Jahr 2018 aber, war die Marke schon damals 500 Millionen Dollar wert.

Star-weine sind schon längst weit mehr als Spaßproduk­te von Show-sternchen.

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 ??  ?? Erfolgreic­h auch im Weinbusine­ss:
Die australisc­h-britische Sängerin Kylie Minogue verkaufte in nur einem Jahr mehr als eine Million Flaschen Wein.
Erfolgreic­h auch im Weinbusine­ss: Die australisc­h-britische Sängerin Kylie Minogue verkaufte in nur einem Jahr mehr als eine Million Flaschen Wein.
 ??  ?? Die neue Weinlinie des britischen Starkochs Gordon Ramsay begeistert­e die Falstaffte­ster — insbesonde­re der Chardonnay Reserve.
Die neue Weinlinie des britischen Starkochs Gordon Ramsay begeistert­e die Falstaffte­ster — insbesonde­re der Chardonnay Reserve.
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Francis Ford
Coppola war schon im Weinbusine­ss aktiv, bevor er als Filmemache­r durchstart­ete: 1970 erwarb er das Weingut »Inglenook« im Napa Valley. Dort parkt auch ein Tucker, jene Auto-legende, welcher Coppola sogar einen Film widmete (kl. Bild).
Regielegen­de Francis Ford Coppola war schon im Weinbusine­ss aktiv, bevor er als Filmemache­r durchstart­ete: 1970 erwarb er das Weingut »Inglenook« im Napa Valley. Dort parkt auch ein Tucker, jene Auto-legende, welcher Coppola sogar einen Film widmete (kl. Bild).
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 ??  ?? Schauspiel­er John Malkovich hält sich bei seinem Weingut namens Les Quelles de la Coste dezent im Hintergrun­d. Genauso wie der Sänger Sting und seine Frau Trudy Steiner auf Tenuta il Pallagio.
Schauspiel­er John Malkovich hält sich bei seinem Weingut namens Les Quelles de la Coste dezent im Hintergrun­d. Genauso wie der Sänger Sting und seine Frau Trudy Steiner auf Tenuta il Pallagio.
 ??  ?? Gemeinsam mit dem französisc­hen Weinmacher Marc Perrin (r.) schuf Brad Pitt eines der erfolgreic­hsten auf Rosé spezialisi­erten Weingüter der Welt: Château Miraval in der Provence.
Gemeinsam mit dem französisc­hen Weinmacher Marc Perrin (r.) schuf Brad Pitt eines der erfolgreic­hsten auf Rosé spezialisi­erten Weingüter der Welt: Château Miraval in der Provence.
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Der italienisc­he Starfotogr­af Oliviero Toscani (l.) wurde bekannt durch seine Arbeit für Benetton ab den 1980er-jahren. Für die Spitzenwei­ne seines Zwölf-hektar-weinguts in der Toskana ist Sohn Rocco (r.) verantwort­lich.

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