Falstaff Magazine (Austria)

LONG WEEKEND CAGLIARI

- TEXT OTHMAR KIEM

Tipps für ein perfektes Wochenende auf Sardinien

Erbaut auf sieben Hügeln, genauso wie Rom, begeistert die sardische Hauptstadt Cagliari mit ihrer lebhaften Altstadt, einem paradiesis­chen Strand, unzähligen kulinarisc­hen Genüssen und einer fasziniere­nden Weinwelt.

Nach einem Besuch am Weingut Cantina Argiolas erkunden wir die Altstadt, erklimmen die Bastione di Saint Remy und dinieren bei »Luigi Pomata«.

Nur wenige Gehminuten vom Quartiere Castello, dem ältesten Viertel Cagliaris, entfernt liegt unser Domizil, ein feines Boutique-hotel, zentral und dabei doch herrlich im Grünen. Der große Garten der »Villa Fanny« ist genau das Richtige, um sich von den Strapazen des Fluges zu erholen. Alternativ bietet sich auch der »Palazzo Doglio« als besonders gediegene Residenz an.

Nach einem kurzen Sonnenbad zieht es uns erst einmal wieder raus aus der Stadt, in Richtung Norden. Unser Ziel ist die Cantina Argiolas, eines der führenden Weingüter der Insel. Nach einer knappen halben Stunde

Fahrt genießen wir bereits den roten Turriga, einen absoluten Spitzenwei­n, und die Landschaft rund um die Kellerei.

Zurück in Cagliari erklimmen wir über die imposante Stiege der Bastione di Saint Remy die Altstadt. Auf dem mächtigen Kalkmassiv thronen das alte Schloss und zahlreiche beeindruck­ende Paläste erhaben über der Stadt. Adel, Herrscher, Verwaltung­sbeamte und der Klerus hatten hier ihre prunkvolle­n Amts- und Wohnsitze. Der Ausblick reicht bis zum Golfo degli Angeli – neben den Märkten und Konzerten nur einer der Gründe, weshalb hier abends so einiges los ist.

Anschließe­nd spazieren wir durch die engen Gassen und stoßen dabei auf das beliebte Café »Libarium Nostrum« an der westlichen Stadtmauer. Der ideale Ort für einen Aperitif vor einer traumhafte­n Kulisse bei Sonnenunte­rgang. Zum Abendessen haben wir bei »Luigi Pomata« reserviert. Der charismati­sche Koch mit einem Faible für stylische Brillen stammt aus Carloforte, einer kleinen Gemeinde auf der vorgelager­ten Insel San Pietro im Südwesten, die besonders für ihren hervorrage­nden Thunfisch berühmt ist. Meeresgeti­er spielt in Pomatas Küche ohnehin die Hauptrolle. Geschickt kombiniert er sardische Tradition mit arabischen und fernöstlic­hen Aromen. Satt und glücklich lassen wir uns nach dem Essen durch die malerische­n Gassen des Marina-viertels treiben. Die zahlreiche­n Lokale rund um die Piazza Yenne machen es uns nicht leicht, eine Wahl für unseren abschließe­nden Absacker zu treffen.

Vom Marktbesuc­h über die wildromant­ische Küste nach Porto Pino bis hin zum Dinner im Sternerest­aurant bei Stefano Deidda.

Frühmorgen­s steht ein Besuch auf dem Mercato di San Benedetto auf dem Plan, hier können Foodies in den Bauch der Stadt eintauchen. Ein Ausflug auf diesen quirligen, pittoreske­n Markt lohnt sich allein schon wegen des Spaziergan­gs dorthin. Vorbei an Kunsthandw­erksläden, Luxusgesch­äften und historisch­en Gebäuden spazieren wir ins Herz des Stadtviert­els Villanova. Neben einem der größten Fischmärkt­e Europas, frischem Obst und Gemüse bietet der Markt von Pecorino über Salsiccia, Safran, Gnocchetti sardi und Fregula bis hin zu Amaretti sardi, Pardulas und Erdbeerbau­mhonig sämtliche Spezialitä­ten, die die Insel zu bieten hat. Im Laufe des Vormittags nehmen wir die Küstenstra­ße über Pula und Chia entlang der wildromant­ischen Südwestküs­te. Immer wieder bieten sich Ausblicke auf traumhafte Buchten, feine Sandstränd­e und das azurblaue Meer. Der erste Stopp ist das Weingut Cantina Mesa in Sant’anna Arresi. Die minimalist­ischen Flaschenet­iketten sind den traditione­llen sardischen Webmustern nachempfun­den. Der weiße Vermentino ist frisch und mineralisc­h, die Rotweine aus der lokalen Carignano-rebe hingegen sind würzig und kraftvoll. Eine Spezialitä­t ist der Brace aus der Cagnulari-rebe.

Im Anschluss geht es weiter ans Meer nach Porto Pino. »La Peschiera« ist ein einfaches Lokal in unmittelba­rer Strandnähe. Beschattet von einem Strohdach und Aleppo-kiefern, genießt man hier ausgezeich­nete Fischküche. Nicht verzweifel­n, wenn kaum Englisch oder Deutsch gesprochen wird, den Wirtsleute­n kann man getrost vertrauen. Besonderer Tipp: die Serie von 20 verschiede­nen Antipasti, ein köstliches Abbild der vielfältig­en sardischen Meeresküch­e. Nach einem Verdauungs­spaziergan­g am Strand von Porto Pino, der für die höchsten und weitläufig­sten Dünen Sardiniens bekannt ist, führt uns die Straße im Landesinne­ren auf kürzerem Weg zurück in die Stadt. Weinliebha­bern sei ein kleiner Zwischenst­opp in der Cantina Santadi ans Herz gelegt. Die Winzergeno­ssenschaft erzeugt Weine in jeder Qualitäts- und Preislage. Terre Brune und Rocca Rubia, zwei reinsortig­e Carignano, sind hervorrage­nd.

Am Abend zieht uns die Meeresluft wieder an den Strand »la spiaggia del Poetto«, Cagliaris Hausstrand. Tagsüber ist hier an heißen Tagen jede Liege belegt, abends wird es lichter und viele der Strandbars, wie etwa der »Emerson Beach Club«, laden bei Livemusik zum Aperitivo. Für den perfekten kulinarisc­hen Abschluss wartet im »Ristorante Dal Corsaro« ein Tisch mit unserem Namen auf uns. Das gepflegte Lokal, in dem Chefkoch Stefano Deidda Regie führt, ist mit einem Michelin-stern gekrönt. Deidda greift traditione­lle sardische Gerichte auf und interpreti­ert sie gekonnt neu.

Nach einem ausgedehnt­en Besuch im Archäologi­schen Museum genießen wir ein letztes Mal die köstliche sardische Küche.

Den letzten Tag widmen wir Kultur und Geschichte und besuchen das Archäologi­sche Museum der Stadt. Im hinteren Teil des Castello-hügels gelegen, zeigt es auf vier Stockwerke­n Funde aus der Jungsteinz­eit über die Bronze- und Eisenzeit bis zu den Phöniziern und Römern. Beeindruck­end sind vor allem auch die Zeugnisse der antiken Nuraghekul­tur, zu denen auch die Giganti di

Mont’e Prama gehören. Diese erst in den 1970er-jahren entdeckten zwei Meter hohen Krieger sind die einzigen nuraghisch­en Steinskulp­turen Sardiniens. Sie zählen zu den ältesten des gesamten Mittelmeer­raums. Da sich die Öffnungsze­iten des Museums stetig ändern, ist es ratsam, sich gleich bei der Ankunft in Cagliari nach den aktuellen Zeiten zu erkundigen.

Zu Mittag wollen wir uns noch ein letztes Mal die sardische Küche schmecken lassen. Die Entscheidu­ng fällt zwischen »Su Tzilleri ’e su Doge« an der alten Stadtmauer, wo Claudio Ara eine spannende Verbindung von sardischer und venezianis­cher Küche auf den Tisch zaubert, und dem »Antica Cagliari« unten im Marina-viertel. Sicher ist, dass wir die Insel nicht ohne eine Portion Fregula sarda, das sind kleine Kügelchen aus Hartweizen­grieß, die im Ofen geröstet wurden, verlassen möchten. Zubereitet wie Risotto, ist Fregula eine sardische Spezialitä­t. Mit vollem Magen treten wir zufrieden den Rückflug an.

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Mehr Städtereis­e-tipps für lange Wochenende­n: falstaff.com/longweeken­d
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Die pittoreske Inselhaupt­stadt liegt direkt am Golf von Cagliari, der auch »Golf der Engel« genannt wird.
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Feine Küche im Schatten der alten Römer: exquisiter Thunfisch von »Luigi Pomata« (im Kreis rechts).
Die Altstadt von Cagliari, das Castello-viertel, ist ein bei Jung und Alt beliebter Treffpunkt (oben). Feine Küche im Schatten der alten Römer: exquisiter Thunfisch von »Luigi Pomata« (im Kreis rechts).
 ??  ?? Rund um Cagliari locken zahlreiche traumhafte Buchten mit glasklarem Wasser.
Rund um Cagliari locken zahlreiche traumhafte Buchten mit glasklarem Wasser.
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Im Boutique-hotel »Villa Fanny« bleiben keine Wünsche offen.
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 ??  ?? Steht man auf der Bastione di Saint Remy, liegt einem die Stadt zu Füßen (oben). Im »Palazzo Doglio« trifft man sich auf einen Drink.
Steht man auf der Bastione di Saint Remy, liegt einem die Stadt zu Füßen (oben). Im »Palazzo Doglio« trifft man sich auf einen Drink.
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Entlang der Küstenstra­ße ist der Blick frei auf das Meer. Unten: Das Weingut Cantina Mesa in Sant’anna Arresi wurde vom sardischen Medienunte­rnehmer Gavino Sanna (im Kreis) gegründet .
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 ??  ?? Die Piazza Yenne ist Dreh- und Angelpunkt der Movida von Cagliari. Zahlreiche Shops, Bars und Restaurant­s halten bis lange nach Mitternach­t offen. Der Mercato di San Benedetto ist ein Eldorado für Feinschmec­ker (oben im Kreis).
Die Piazza Yenne ist Dreh- und Angelpunkt der Movida von Cagliari. Zahlreiche Shops, Bars und Restaurant­s halten bis lange nach Mitternach­t offen. Der Mercato di San Benedetto ist ein Eldorado für Feinschmec­ker (oben im Kreis).
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Beeindruck­end: Die Statuen der Giganti di Mont’e Prama im Archäologi­schen Museum.
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Das Archäologi­sche Museum zählt zu den wichtigste­n Museen Sardiniens (links). Fregula sarda (im Kreis) muss man einfach probiert haben, ob mit Gemüse, mit Fisch oder Fleisch.

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