LAY SOME HAPPINESS …
Tagestauglich leichte Cocktailkreationen sind im Kommen
In Zeiten der Dauer-lockdowns haben wir gelernt, dass die Nacht nicht mehr so sein darf wie früher. Deshalb werden die Nächte zu Tagen – und schon am Nachmittag die ersten Drinks gemixt. Ein Boom, der vor allem auch die Anbieter von Spritz-getränken beflügelt.
Keine Bars, kein Nachtleben wie früher, spätestens um 20 Uhr heißt’s ab nach Hause. Und das schon seit Monaten, mit nur kurzen Unterbrechungen. Unser Leben hat sich in Pandemie-zeiten radikal verändert. Und damit auch unsere Trinkgewohnheiten.
Frei nach dem Motto »Wenn die Nacht nicht sein darf, dann machen wir den Tag zur Nacht« nehmen viele den ersten Drink daher bereits ab 14 Uhr. Natürlich keinen Whisky oder Cognac pur, man will ja nicht am Nachmittag sturzbetrunken herumtorkeln. Wir sprechen von einem milden Aperitif, einem Aperol Spritz, einem Campari-soda oder – wenn es etwas mehr Wirkung haben soll – einem Gin Fizz. Jedenfalls eine Mischung aus etwas Alkohol und viel Soda. Sprudeln muss es, damit einem das Ganze nicht sofort zu Kopf steigt. Der unschätzbare Vorteil dabei: Wer sich schon am Nachmittag einen solchen Drink genehmigt, der ist am späten Abend längst wieder nüchtern und hat am nächsten Tag sicher keinen Kater. Ein Lebensgefühl, das eindeutig aus dem Süden Europas stammt, wo das zwischenzeitliche »Zwitschern« eines Aperitivs schon lange zum guten Ton gehört.
ZIELGRUPPE »TAGTRINKER«
Doch inzwischen sind Drinks für den Tag auch in nördlicheren Breiten so beliebt wie noch nie. Zwar war Aperol Spritz schon vor der Pandemie ein absoluter Topseller, die Nachfrage ist seither aber noch weiter gestiegen. Und es kommen laufend neue Produkte auf den Markt, deren Produzenten eindeutig die Zielgruppe der
»Tag-trinker« im Visier haben. Bestes Beispiel: der neue »Chandon Garden Spritz«, ein Schaumwein, vermählt mit Kräutern und Gewürzen sowie einem hausgemachten Bitterorangen-likör von einer pestizidfreien Farm. Keine künstlichen Aromen, kein künstlicher Farbstoff. Chardonnay-, Pinot Noir- und Semillon-trauben aus einer Höhe von etwa 1000 Metern im argentinischen Mendoza sind die Basis für diesen neuen Schaumwein mit dezenten Bitternoten.
ALLES BEGANN IN VENETIEN
In Erinnerung haben wir alle auch den sagenhaften Hype um den so genannten »Hugo«, eine simple Mischung aus Holunderblüten-sirup, Prosecco und Soda. Niemand wusste so recht, weshalb dieses Getränk derart in Mode kam.
Der Klassiker in diesem Genre ist aber eindeutig der Aperol Spritz. Und der ist alles andere als neu. Ursprünglich stammt der Spritz (oder »Sprizz«) aus Italien, genauer gesagt aus der Region Venetien, wo er seit Jahrzehnten als beliebter Aperitif getrunken wird. Der original italienische »Sprizz« besteht aus Prosecco, Sodawasser, Eis und einem Schuss Aperol. Der Drink schmeckt bittersüß und – wahrscheinlich namensgebend – spritzig-frisch. Die Zutaten des Aperol-likörs sind Rhabarber, Chinarinde, Enzian, Bitterorange und geheime Kräuter, die vor über 80 Jahren von zwei findigen Brüdern in Padua erstmals zusammengebraut wurden.
Nicht minder populär ist der Gin Fizz, ebenfalls ein Schwergewicht im Grenzgebiet zwischen Tag- und Nacht-drink. Doch was ist eigentlich ein »Fizz«? Im Grunde genommen nichts anderes als ein geschüttelter Sour, der mit Sodawasser aufgefüllt wird. Es gibt ihn schon seit
ewigen Zeiten,
erstmals schriftlich erwähnt wurde er im Jahr 1887 in »Jerry Thomas’s Bartender’s Guide« und im frühen 20. Jahrhundert erlangte er weltweite Popularität. Die üblichen Spirituosen für einen Fizz sind Gin, Whiskey und Rum, wobei der Gin Fizz mit Abstand der populärste Fizz ist. Er zählt gemäß der »International Bartender Association« (IBA) zu den »unvergesslichen Klassikern«. Wie jeder Fizz wird auch der Gin Fizz im Shaker mit Eis gemixt und erst im Glas mit etwas Sodawasser aufgefüllt, also »gefizzed«.
Auch ein »Highball« ist ein Drink auf Basis einer Spirituose, die mit einem kohlensäurehaltigen Filler aufgefüllt wird – zum Beispiel einer Limonade oder Sodawasser. Zusätzlich kann das Getränk mit einem so genannten Modifier – zum Beispiel Cocktailbitters – verfeinert werden.
Whisky und stark kohlensäurehältiges Wasser war die erste Highball-kombination. Andere bekannte Vertreter dieser Kategorie sind der »Moscow Mule« (Wodka, Ginger Beer und Limette) oder der »Horse’s Neck« (amerikanischer Whiskey und Ginger Ale). Und auch der überaus beliebte Gin & Tonic ist ein Highball.
WIE KAM ES ZU HIGHBALL
Der Ursprung des Namens hat übrigens mit der Welt der Bars gar nichts zu tun: Als »Highballs« bezeichnete man in der amerikanischen Eisenbahnwelt einst die Signale – es waren nämlich Bälle, die an hohen Pfosten aufgehängt waren. Hingen sie hoch, bedeutete dies, dass Eile geboten war. Also bitte rasch einsteigen. Wie dieser Begriff schließlich in die Barszene gelangte, ist leider nicht überliefert …