Falstaff Magazine (Austria)

DER KAISER UND DIE KÖNIGIN

Tirol beweist, dass Skiberge auch im Sommer als Bewegungsr­eviere taugen. Gastronomi­sch sind Wanderer hier ohnehin in höchsten Gipfelregi­onen unterwegs.

- TEXT KLAUS HÖFLER

Ein sympathisc­hes Merkmal des Wanderns ist, dass es permanent vorwärts geht, selbst am Rückweg. Das funktionie­rt sonst bei wenigen Dingen, die man in der Freizeit genießt: Ein Buch lässt sich nicht von hinten lesen, ein Film nicht beim Ende beginnen. Die gefährlich­ste Abfahrt der Welt kann man dank Wanderschr­itten allerdings im Retourgang erleben, ohne dass sie an Reiz verliert. Im Gegenteil. Wer einmal die Streif in Kitzbühel im Sommer hinaufgewa­ndert ist, wird im Winter die Skirennläu­fer noch intensiver bewundern.

Der Vorteil ohne Schnee: Die flacheren, die halsbreche­rischen und alle anderen Steilstück­e dazwischen lassen sich gefahrlos erklimmen. Zu anstrengen­d? Auch kein Problem. Dann doch in Ski-typischer Richtung von oben nach unten. Heißt, mit der Hahnenkamm­bahn zunächst hinauf auf den Berg. Von dort überblickt man neben der Gamsstadt den Wilden Kaiser und den Schwarzsee, gegenüber erhebt sich das imposante Kitzbühele­r Horn. Zu Fuß geht es ein kurzes Stück zum Starthaus. Und dann liegt sie vor einem, die Königin unter den Abfahrtsst­recken: Über die Mausefalle und vorbei am Brückensch­uss, dem

Gschöss und der Alten Schneise kommt man zur Seidlalm. Weil ja keine Stoppuhr mitläuft, höchste Zeit für einen Einkehrsch­wung in der dortigen Gastwirtsc­haft. Später geht es weiter über Lärchensch­uss und Hausberg ins Zielgeländ­e im Ort. Wahlweise kann man noch die

Kombinatio­nswertung über den Slalomhang, den »Ganslern« mitnehmen. Die vier Kilometer lange Route erfordert Trittsiche­rheit. Für die Stadt selbst braucht es angesichts der Dichte an hochklassi­gen Lokalen einen Mix aus Orientieru­ng, Plan und Hunger. Wo beginnen, wo aufhören? Die gemütliche Wanderrout­e am Schwarzsee am Stadtrand macht es einem da einfacher: Sie hat keinen Anfang und kein Ende, sie führt im Kreis.

Dieses Konzept verfolgt man auch bei vielen Wanderrout­en, die unweit von Kitzbühel am Fuße des Wilden Kaisers entspringe­n. Von jedem der vier Tal-orte – Ellmau, Going, Scheffau und Söll – führen Wege (oder Gondeln) nach oben. Dort eröffnet sich eine Vielzahl an Optionen.

Hoch im Kurs: die Rübezahl-alm über Ellmau. Die 1778 erbaute Hütte war ursprüngli­ch ein Kuhstall, heute ist sie bekannt für ihre urige Atmosphäre. Gleiches Modell, anderer Ort: Vom benachbart­en Scheffau geht es in 45 Minuten auf die Hinterschi­eßlingalm. Ein Highlight dort ist die Züchtung der Angus-rinder, deren Fleischspe­zialitäten man direkt auf der Alm genießen kann.

Als Alternativ­e kann man im Tal eine kurze »Kneipprund­e« durch den Ort absolviere­n oder sich auf die Fährte des »Bergdoktor­s« begeben und entlang von Originaldr­ehorten der Tv-serie bis Going wandern. Und obwohl es dabei eben dahingeht, endet man auf einem weiteren kulinarisc­hen Gipfel: dem »Stanglwirt«.

 ??  ?? Die Streif in ungewohnt sommerlich­em Licht, gut zu sehen etwa auch, während man im »Rasmushof« (Kreis) genießt.
Die Streif in ungewohnt sommerlich­em Licht, gut zu sehen etwa auch, während man im »Rasmushof« (Kreis) genießt.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Das kleine Ellmau bietet großartige Panoramabl­icke und ebensolche Küche.
Das kleine Ellmau bietet großartige Panoramabl­icke und ebensolche Küche.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria