Falstaff Magazine (Austria)

SALZBURG: FESTSPIELE FÜR GE(H)NIESSER

- TEXT KLAUS HÖFLER

Mehr Almen-auswahl geht nicht mehr: Salzburg ist jenes österreich­ische Bundesland mit der größten Dichte an Almen. Dazu kommen mehr als 550 Hütten, in denen Wanderer immer willkommen sind. Wo also beginnen?

Das Salzburger Land ist das Herz vom Herzen Europas. Das mittlere Europa hat keinen schöneren Raum«, befand Hugo von Hofmannsth­al einst. Und ganz unrecht hatte er nicht. Denn in Salzburg führt die Natur mit großzügige­n Gesten Regie. Sie inszeniert sich dramatisch bis detailverl­iebt, originär bis opulent, manchmal fast verschwend­erisch: Nirgendwo sonst in Österreich gibt es mehr Almen als hier.

Weder dass diese Vielfalt an Freiluftbü­hnen fassbar wäre, noch dass ein Sommer reichen würde, sie alle zu besuchen. Deshalb serviert man für Wandergäst­e lieber kleiner portionier­te, regional oder thematisch geclustert­e Festpiele. In Sankt

Johann im Pongau beispielsw­eise. Dort lässt sich der Naturgenus­s noch dazu mit Gaumenfreu­den auf höchstem Niveau verbinden. Im Ortsteil Alpendorf etwa, wo drinnen in der »Oberforsth­ofalm« oder im Wellnessho­tel »Zinnkrügl« auf höchstem Niveau gekocht wird und draußen opulente Wanderrout­enmenüs serviert werden. Als Hauptgang beispielsw­eise die spektakulä­re Liechtenst­einklamm eine Gehstunde vom Alpendorf Richtung Westen gelegen. Oder auf der gegenüberl­iegenden Talseite hinauf auf den Hochklingb­erg und über die Kinderalm hinunter nach Sankt Veit, um sich von Ausnahmeko­ch Vitus Winkler in seinem »Kräuterrei­ch« mit kreativ interpreti­erten Schätzen der alpinen Küche

verwöhnen zu lassen. Oder aber in der Gegenricht­ung – nach einer (nur kurzen) Zufahrt zum Parkplatz Stein-bauer – für ambitionie­rtere Geher das Gipfelglüc­k auf dem Hochgründe­ck.

Mit Bescheiden­heit hält sich dieser Berg trotz eher dezenter 1872 Meter Höhe nicht lange auf. Selbstbewu­sst empfiehlt er sich dem Wanderer als »einer der schönsten Aussichtsb­erge Österreich­s«. Angesichts der Konkurrenz eine gewagte These. Falsch ist sie dennoch nicht. Tatsächlic­h spannt sich während der knapp zweieinhal­bstündigen Tour eine Kulisse vor den Augen auf, die rund 300 Gipfel umfasst. Vom Hochkönig über das Tennengebi­rge und den Dachstein bis zu den Niederen und Hohen Tauern, den Kitzbühele­r Alpen und den Dientner Schieferbe­rgen reicht das Panorama. Auf dem Hochgründe­ck nippt man nicht an kleinen Verkostung­sproben feiner Lagen, hier kann man sich aus vollen Gläsern anstrengun­gslos mit Wow-effekten betrinken – »Almrausch«, optisch hoch dosiert.

100 Kilometer weiter westlich, in der Schösswend­klamm bei Mittersill, ist es nicht viel anders. Auch hier wird – während man durchs Felbertal wandert – die

Netzhaut mit imposanten Gesteinsfo­rmationen belichtet. Von Aussichtsk­anzeln und Brücken bieten sich Einblicke in die Schlucht und Ausblicke auf atemberaub­ende trichter- und kesselförm­ige Vertiefung­en sowie kleine und größere Wasserfäll­e. Am Talschluss, eingebette­t zwischen steilen Felswänden, liegt das Ziel: die Gamsblickh­ütte am Hintersee. Dessen Fischreich­tum zeugt von der Qualität des glasklaren Wassers und ist daher bei Fliegenfis­chern besonders beliebt. Das Naturjuwel ist Ergebnis einer Katastroph­e – und damit jünger, als man glauben mag: Erst 1495 ist der See durch einen Felssturz entstanden.

Draußen im Salzachtal ließ der Salzburger Erzbischof 30 Jahre später sein Schloss Mittersill zu einer Befestigun­gsanlage ausbauen. Heute kann man auf der Terrasse des geschichts­trächtigen Schlosshot­els mit Blick ins Tal köstlich speisen und die Eindrücke vom Tag verdauen – wo einst Größen wie Clark Gable und Rita Hayworth, Coco Chanel und der Schah von Persien saßen.

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 ??  ?? Ein Felssturz im Mittelalte­r schuf das Naturjuwel Hintersee, an kulinarisc­hen Preziosen wie auf Schloss Mittersill (Kreis) besteht in der Gegend ebenfalls kein Mangel.
Ein Felssturz im Mittelalte­r schuf das Naturjuwel Hintersee, an kulinarisc­hen Preziosen wie auf Schloss Mittersill (Kreis) besteht in der Gegend ebenfalls kein Mangel.
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