SALZBURG: FESTSPIELE FÜR GE(H)NIESSER
Mehr Almen-auswahl geht nicht mehr: Salzburg ist jenes österreichische Bundesland mit der größten Dichte an Almen. Dazu kommen mehr als 550 Hütten, in denen Wanderer immer willkommen sind. Wo also beginnen?
Das Salzburger Land ist das Herz vom Herzen Europas. Das mittlere Europa hat keinen schöneren Raum«, befand Hugo von Hofmannsthal einst. Und ganz unrecht hatte er nicht. Denn in Salzburg führt die Natur mit großzügigen Gesten Regie. Sie inszeniert sich dramatisch bis detailverliebt, originär bis opulent, manchmal fast verschwenderisch: Nirgendwo sonst in Österreich gibt es mehr Almen als hier.
Weder dass diese Vielfalt an Freiluftbühnen fassbar wäre, noch dass ein Sommer reichen würde, sie alle zu besuchen. Deshalb serviert man für Wandergäste lieber kleiner portionierte, regional oder thematisch geclusterte Festpiele. In Sankt
Johann im Pongau beispielsweise. Dort lässt sich der Naturgenuss noch dazu mit Gaumenfreuden auf höchstem Niveau verbinden. Im Ortsteil Alpendorf etwa, wo drinnen in der »Oberforsthofalm« oder im Wellnesshotel »Zinnkrügl« auf höchstem Niveau gekocht wird und draußen opulente Wanderroutenmenüs serviert werden. Als Hauptgang beispielsweise die spektakuläre Liechtensteinklamm eine Gehstunde vom Alpendorf Richtung Westen gelegen. Oder auf der gegenüberliegenden Talseite hinauf auf den Hochklingberg und über die Kinderalm hinunter nach Sankt Veit, um sich von Ausnahmekoch Vitus Winkler in seinem »Kräuterreich« mit kreativ interpretierten Schätzen der alpinen Küche
verwöhnen zu lassen. Oder aber in der Gegenrichtung – nach einer (nur kurzen) Zufahrt zum Parkplatz Stein-bauer – für ambitioniertere Geher das Gipfelglück auf dem Hochgründeck.
Mit Bescheidenheit hält sich dieser Berg trotz eher dezenter 1872 Meter Höhe nicht lange auf. Selbstbewusst empfiehlt er sich dem Wanderer als »einer der schönsten Aussichtsberge Österreichs«. Angesichts der Konkurrenz eine gewagte These. Falsch ist sie dennoch nicht. Tatsächlich spannt sich während der knapp zweieinhalbstündigen Tour eine Kulisse vor den Augen auf, die rund 300 Gipfel umfasst. Vom Hochkönig über das Tennengebirge und den Dachstein bis zu den Niederen und Hohen Tauern, den Kitzbüheler Alpen und den Dientner Schieferbergen reicht das Panorama. Auf dem Hochgründeck nippt man nicht an kleinen Verkostungsproben feiner Lagen, hier kann man sich aus vollen Gläsern anstrengungslos mit Wow-effekten betrinken – »Almrausch«, optisch hoch dosiert.
100 Kilometer weiter westlich, in der Schösswendklamm bei Mittersill, ist es nicht viel anders. Auch hier wird – während man durchs Felbertal wandert – die
Netzhaut mit imposanten Gesteinsformationen belichtet. Von Aussichtskanzeln und Brücken bieten sich Einblicke in die Schlucht und Ausblicke auf atemberaubende trichter- und kesselförmige Vertiefungen sowie kleine und größere Wasserfälle. Am Talschluss, eingebettet zwischen steilen Felswänden, liegt das Ziel: die Gamsblickhütte am Hintersee. Dessen Fischreichtum zeugt von der Qualität des glasklaren Wassers und ist daher bei Fliegenfischern besonders beliebt. Das Naturjuwel ist Ergebnis einer Katastrophe – und damit jünger, als man glauben mag: Erst 1495 ist der See durch einen Felssturz entstanden.
Draußen im Salzachtal ließ der Salzburger Erzbischof 30 Jahre später sein Schloss Mittersill zu einer Befestigungsanlage ausbauen. Heute kann man auf der Terrasse des geschichtsträchtigen Schlosshotels mit Blick ins Tal köstlich speisen und die Eindrücke vom Tag verdauen – wo einst Größen wie Clark Gable und Rita Hayworth, Coco Chanel und der Schah von Persien saßen.