WANDERGLÜCK AUF DEN ZWEITEN BLICK
Zwischen den Hügeln des Mühlviertels im Norden und den Bergen rund um den Großen Priel im Süden serviert Oberösterreich Wandergenuss mit kulinarischer Extravaganz.
Es sind immer dieselben, die in die erste Reihe drängen: die Seen des Salzkammerguts, das Kulturangebot von Linz, die Donau-schiffsausflüge. Doch in Oberösterreich stößt man auch abseits von Bekanntem auf viel versteckte Pracht – von der Grenzregion im Norden bis zu den Bergketten im Süden. Beweise?
Die Pyhrn-priel-region ist eine dieser gut gefüllten Schatzkisten. Am Rande des Nationalparks Kalkalpen liegt rund um Hinterstoder eine Berglandschaft, wie gemacht fürs Wandern. Will man es ruhiger angehen, wählt man vom Ortszentrum den kurzen Weg über den Schiederweiher zum Traditionsgasthaus »Polsterstüberl«, wo Wildgerichte von Tieren aus den umliegenden Wäldern die Speisekarte füllen. Will man höher hinaus, warten die Hutterer Böden. Rauf geht es mit der Gondel oder zu Fuß. Von der Bergstation am Plateau folgt man der äußersten Geländekante, genießt Aussichten auf das Obere Rottal und die umgebenden Berge und erreicht nach rund eineinhalb Stunden die Almhütte »Steyrsbergerreith«. Zum eindrucksvollen Panorama serviert man hier geselchtes Rind auf Bauernbrot sowie Säfte und Schnäpse von den Streuobstwiesen der Sennerfamilie.
Einmal zurück im Ort, setzt sich die Genusstour nach einem Besuch im Alpinmuseum nahtlos fort. Wieder mit regionalen Spezialitäten, wieder auf höchstem Niveau, wieder in überraschender Form. Von Hinterstoder dem Wasserlauf der hier noch schmächtigen Steyr folgend, liegt in Tiefenthal nämlich die Heimat des »Alpengin«. Und am Stausee in Klaus lässt sich
bei Helmut Schlader »Alpenkaviar« vom nachhaltig aufgezogenen Sibirischen Stör und Sterlet verkosten, der sich auf den Karten vieler Spitzenrestaurants findet.
Dass sich Genuss am besten vor der Haustür ernten lässt, wissen auch Eva-maria Pürmayer und Thomas Hofer oben im Norden im Mühlviertler Hochland, wo die Grenze zu Tschechien in Spaziernähe liegt. Regionale Produzenten und der eigene Kräutergarten sind bevorzugte Rohstofflieferanten der beiden, die im Genießerhotel »Bergergut« ein gesamtheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit verfolgen. Hat man erst einmal nach Afiesl-guglwald gefunden, warten neben einer hochdekorierten Küche auch schöne Wandermöglichkeiten.
Man fühlt sich dabei nicht zufällig wie in der Kulisse einer Erzählung von Adalbert Stifter, der dem Gebiet zwischen Donau und Moldau ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Das Gebiet revanchierte sich mit einem Adalbert-stifter-panoramasteig, der – verlängert um ein paar Meter – zum »S1 Grenzsteig« wird. Der Name ist Programm: In Griffnähe liegen die Grenze und ein Panorama, das sich vom Böhmerwald bis in die Mühlviertler Hügellandschaft aufspannt, Moore inklusive. Informationen dazu lassen sich bei Bad Leonfelden im »Refugium Moorwald« auf Lehrpfaden ebenfalls erwandern – noch so eine Schatzkiste, die man erst auf den zweiten Blick findet.