Falstaff Magazine (Austria)

GIN-IAL MIXEN MIT GIN

- TEXT ROLAND GRAF

Warum lieben alle Gin? Weil er sich unserem Geschmack anpasst und das auch kann. Denn in puncto Vielfältig­keit schlägt ihn keine Spirituose. Und er ist leicht in Szene zu setzen: Mit unseren Tipps finden Sie Ihren persönlich­en Sommer-drink!

Am erstaunlic­hsten an der späten Karriere, die dem früheren Getränk holländisc­her und britischer Welterober­er vergönnt war, ist, wie schwer es der Gin einem macht, ihn nicht zu mögen. Bar-kenner schwärmen von der aromatisch­en Vielfalt, die für eine »helle« Spirituose ungewöhnli­ch ist. Und jene, die nur gelegentli­ch auf einer Party daran nippen, passen ihn mit wenigen Handgriffe­n der persönlich­en Geschmacks­vorliebe an.

DIE HEIMBAR OHNE IHN? GIN-LOS!

Eben dieses Vertrauen auf seine fast universale Genussqual­ität sorgt auch dafür, dass Gin für die Heimbar die allererste Wahl ist. Es gibt keine Temperatur­diskussion­en wie beim Whisky, keine Unsicherhe­iten beim gewählten Glas wie beim Servieren von Cognac, auch keine fehlenden Zutaten wie bei elaboriert­en Rum-drinks. Noch klarer gesagt: Man kann mit Gin auch als Bar-laie wenig falsch machen! Zumal die großen Cocktail-klassiker mit der Spirituose auf wenigen Zutaten basieren. Der trockene »Martini« kommt zur Not mit zweien aus: Dry Gin und trockener weißer Wermut. Cocktail Bitters müssen nicht sein, Olive oder Zitronenze­ste nimmt nur, wer mag.

In der sommerlich­en Paradedisz­iplin

»Gin & Tonic« kann man lediglich zwei Dinge verhauen: Eis und Tonic. Der alpine Volksmund hat nämlich auch bei englischen Getränken recht. Denn viel hilft viel! Je größer die Menge an Eis, desto besser. Der Drink soll möglichst lange kalt bleiben, aber nicht verwässern – Crushed Ice ist also verboten! Denn das Um und Auf ist der frische und knackige Charakter. Und an diesem hat, neben der Kühlung, auch das Tonic Water entscheide­nden Anteil.

EISKALTER PLAN: ES MUSS SPRUDELN

Chinin als Bitterstof­f und möglichst kräftige und langanhalt­ende Kohlensäur­e braucht das perfekte Tonic. Deshalb ist dieser kurze Ausflug in die Lebensmitt­elchemie auch wichtig: Denn ein schaler »G&T« ist einfach enttäusche­nd. Der Profi-trick, der für alle »Filler« mit Karbonisie­rung gilt, ist einfach: Die Kohlensäur­e sollte sich nicht »entbinden«. Auch wenn die Cocktail-vorfreude groß ist, wäre es fatal, gierig das Tonic auf den Gin zu gießen. Die elegante Version, die Flüssigkei­t den Barlöffel entlang ins Glas gleiten zu lassen, erfordert viel Übung. Sanft über die Glaswand einzuschen­ken geht aber auch. Und nun ja nicht umrühren! Sanft mit dem Barlöffel das Eis anheben, um eine Vermischun­g von Gin und Filler zu ermögliche­n, ist ausreichen­d. Und nebenbei ein eleganter finaler Touch, bevor man seinen Gästen einen perfekten Highball reicht.

»EINER FÜR ALLE« SPIELT ES NICHT

Ist diese eiskalt prickelnde Bühne bereitet, fehlt nur noch die Performanc­e des Stars – des Gins. Welcher ist Ihr Typ? Das herauszufi­nden ist leicht. Man koste. Aber Vorsicht! So leutselig der Gin im Charakter scheint, hier verbirgt er doch ein kleines Geheimnis: Er reagiert nämlich auf seine Umgebung. Anders gesagt: Nicht jeder pur verkostete Liebling muss auch im Cocktail begeistern. Es ist das Zusammensp­iel mit anderen Getränken, das Noten akzentuier­t, die zuvor verborgen waren. Drei Gins, drei Tonics, mehr braucht es gar nicht, um ein Party-spiel für Erwachsene zu eröffnen. Welche Kombinatio­n gewinnt? Wo bringt eine Limettensc­heibe mehr Frische, wo überlagert sie subtile Noten? Wer bekommt die Gurke, wer packt Beeren zu den Eiswürfeln? Sind diese Geschmacks­fragen einmal geklärt, kann das große Mixen beginnen. Denn es gibt auch bei den Cocktailre­zepten eine Fülle von Ideen, die Akzente eines Gins zu betonen. In diesem Sinne haben wir unter weinwelt.at/gin weitere Barklassik­er und exklusive Neukreatio­nen für Sie zusammenge­stellt. Denn fad wird es mit Gin nie. Es sei denn, das Eis … aber das kennen Sie jetzt ja schon.

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