BESUCH BEI EINER ALTEN DAME
Vor allem im Salzkammergut bietet Oberösterreich Schauplätze einer Seen-sucht, die bis in die Monarchie zurückreicht.
Die prominenteste Erscheinung Gmundens liegt im Hafen und feiert dieser Tage ihren 150. Geburtstag: »Gisela« gilt damit als einer der ältesten Schaufelraddampfer der Welt. Benannt ist das noch immer genutzte Ausflugsschiff nach einer Tochter Kaiser Franz Josephs. Auch der war mit dem Dampfer, der vor 40 Jahren als erstes schwimmendes Objekt unter Denkmalschutz gestellt wurde, auf dem Traunsee unterwegs. Des Kaisers Sommerresidenz in Bad Ischl, wo er sich mit Sisi verlobte und später jenes Manifest unterzeichnete, das den Beginn des Ersten Weltkriegs markieren sollte, liegt nur einen Katzensprung entfernt.
Im oberösterreichischen Teil des Salzkammerguts verdichten sich Kultur und Natur, Geschichte und Geschichten zu einem einzigartigen Mix. Superlative auch abseits der »alten Dame« im Hafen inklusive: So gilt der Traunsee mit 191 Metern als tiefster See Österreichs. Seine
HIER VERDICHTEN SICH KULTUR UND NATUR, GESCHICHTE UND GESCHICHTEN ZU EINER EINZIGARTIGEN MISCHUNG.
landschaftliche Pracht kann man auf mehrere Stockwerke verteilt genießen: »Zu ebener Erd’« auf einer der Sonnenterrassen der Gastronomie, etwa beim malerischen Schloss Orth, oder auf einem Schiff nach Traunkirchen, wo schon Adalbert Stifter und Franz Schubert ihre Sommerfrische genossen; und »in luftiger Höh’«, wenn man etwa mit der Grünbergbahn Richtung Bergplateau gondelt oder aus der »Beletage« des 39 Meter hohen, spektakulären Holz-aussichtsturms am Ende eines Baumwipfelpfads am Grünberg blickt.
Kulinarisch empfiehlt sich eine Querverkostung, ob die fangfrischen Fische aus dem Traunsee oder jene aus dem benachbarten Attersee die besseren sind. Auch am Attersee selbst glitzert vielerorts die Vergangenheit durch. Die Pfahlbauten sind heute im Status eines Unesco-welterbes, die Villa Paulick in Seewalchen, in der einst Gustav Klimt aus und ein ging, ist
SCHON SCHUBERT, STIFTER UND KLIMT FÜHLTEN SICH VON DER SCHÖNHEIT DES ATTERSEES SOMMER UM SOMMER AUFS NEUE ANGEZOGEN.
zumindest denkmalgeschützt. In der Villa verbringen heute noch Gäste ihren Urlaub, auch als Theater-aufführungsort ist sie beliebt. Wer geschmackliche Neuentdeckungen abseits der gastronomischen Verlockungen am See machen möchte, dem sei zu Zwispitz, Bidling, Pemse, Punze, Roter Spilling oder Ziparte geraten. Noch nie gehört? Es handelt sich um Pflaumenarten, die alle rund um den Attersee und den Traunsee im neu ausgewiesenen Naturpark beheimatet sind und im »Zwetschgenreich« auch gleich verkostet und verglichen werden können.
Zurück am See, lässt es sich noch einmal tief in die Sommerfrische-tradition eintauchen. Vom Bahnhof Attersee gibt es Nostalgie-fahrten der 1913 gegründeten Atterseebahn, die sich auch mit Schiffsrouten kombinieren lassen. Aktiver ins Geschehen eingreifen kann man bei Kochkursen mit dem Küchenchef des »Attersee«. Oder man überlässt diesen Part den Profis, etwa in Nußdorf, das für seine überschaubare Größe eine schier unüberschaubare Menge an Höhepunkten auf diversen Speisekarten versammelt.