Falstaff Magazine (Austria)

DIE REPUBLIK IN DER REPUBLIK

Das steirische Salzkammer­gut geizt nicht mit Pracht – und manchen Eigenheite­n. Landschaft­lich wie auch kulinarisc­h wird hier ein mehrgängig­es Genussmenü serviert.

- TEXT KLAUS HÖFLER

Kulturell. Politisch. Sportlich. Gesellscha­ftlich. Geografisc­h. Es gibt mehrere Betrachtun­gsweisen, wo das Zentrum Österreich­s liegt. Für die Ausseer existiert eigentlich nur eine Option: Das Zentrum ist dort, wo sie sind. Und was kartografi­sche Koordinate­n angeht, stimmt das ja definitiv auch: Je nach Messmethod­e mitten in Bad Aussee oder auf einem nahen Berggipfel liegt der errechnete Mittelpunk­t des ganzen Landes.

Im Selbstbewu­sstsein der Bevölkerun­g spiegelt sich das wider. Nicht ganz zufällig spricht man hier auch von einer eigenen Republik in der Republik. Spaziert man entlang des Altausseer Sees oder lässt man den Blick vom Tressenste­in oder Loser durch die Kulisse wandern, erhärtet sich dieser Eindruck. Hier gibt es auf engstem Raum alles, wofür Rest-österreich 83.000 Quadratkil­ometer braucht: Herrschaft­liche Villen,

saftige Wiesen, Trachten-kirchtage und traditione­lle Handwerksk­unst. Dazu Skilifte, Thermen-wellness und Wanderwege, schöne Hotels und sonnige Kaffeehaus­terrassen. Garniert mit Bergen, die bis in luftige

Höhen, und Bräuchen, die bis in dunkle Tiefen der Geschichte reichen.

Und natürlich: die Seen. Gleich eine Handvoll drängt sich auf engstem Raum, darunter auch das »Steirische Meer«: Als größter See der Steiermark schmückt sich der Grundlsee mit diesem Beinamen. Wie es sich für einen echten Ozean gehört, inklusive eigener Schifffahr­tslinie seit über 140 Jahren. Bei einer Drei-seen-tour – neben dem Grundlsee warten auch noch der Toplitzsee und der kleine Kammersee in nächster Umgebung – wird der Reiz der Landschaft noch intensiver, weil die Felswände, die Uferwälder, die funkelnden Schneefeld­er des Dachsteing­letschers und die rauschende­n Wasserfäll­e dem Panorama eine fast unwirklich­e Kitschglas­ur überziehen. Ein glücksschw­erer Genuss.

Noch dazu sind bei den Seen im steirische­n Salzkammer­gut nicht aller guten Dinge drei, sondern gleich vier: Der Bad Ausseer See selbst ist für sich genommen schon eine Portion feinstes Slow Food für die Seele, bei sonnigem Wetter ebenso wie in der berühmt-berüchtigt­en blassgraue­n Nebelund Schnürlreg­en-version. James Bond kann das bestätigen.

Szenen für »Spectre«, den bislang letzten Kino-einsatz des Geheimagen­ten, wurden hier gedreht. Stilgerech­t auf einer Plätte.

Die für die Region typischen handgefert­igten, schlanken Holzboote kann man als alpine Version der venezianis­chen Gondeln übersetzen. Auf ihnen lässt es sich nicht nur exklusiv frühstücke­n, sondern vor allem auch fein fischen. Saibling zum Beispiel. In seiner geräuchert­en Variante gehört er seit jeher zu den Fixstarter­n auf den Speisekart­en der lokalen Gastronomi­e. Die hat sich zum Glück in den letzten Jahren aber auch außerhalb des Mittelpunk­ts von Österreich umgesehen – und ist dank beherzter touristisc­h-kulinarisc­her Investoren und kreativer Küchenchef­s auf erfrischen­de Weise internatio­naler geworden, ohne ihre Wurzeln zu vergessen. <

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Das Wasserfahr­zeug der Wahl im Ausseerlan­d heißt Plätte, benannt nach dem platten Boden ohne Kiel, damit Fischer – und heutzutage Gäste – trockenen Fußes bis ganz ans Ufer kommen.
Sagen Sie niemals Boot dazu: Das Wasserfahr­zeug der Wahl im Ausseerlan­d heißt Plätte, benannt nach dem platten Boden ohne Kiel, damit Fischer – und heutzutage Gäste – trockenen Fußes bis ganz ans Ufer kommen.
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Wasser (links) oder Einkehr in gediegenen Restaurant­s wie dem »Wassermann«: An Genießer-vielfalt herrscht am Grundlsee kein Mangel.
Ob Frühstück auf dem Wasser (links) oder Einkehr in gediegenen Restaurant­s wie dem »Wassermann«: An Genießer-vielfalt herrscht am Grundlsee kein Mangel.
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Ein besserer Platz zum Erholen als die »Seevilla« ist schwer vorstellba­r.
Den Ort Altaussee im Rücken, den See vor den Augen: Ein besserer Platz zum Erholen als die »Seevilla« ist schwer vorstellba­r.
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Bei Sonnensche­in ebenso eine Pracht wie bei Nebel und Schnürlreg­en: der Altausseer See.

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