Falstaff Magazine (Austria)

HEUER AM KARLSPLATZ

Wieden, Wien

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4 Sieben Jahre ist es her, seit Andreas Wiesmüller mit viel kulinarisc­her Ambition sein »Heuer am Karlsplatz« startete. Lange gab es sehr gutes Essen, zuletzt war das Großlokal eher zur gepflegten Trinkhalle mit Burger-option mutiert. Die lange Pause ließ beim Patron die Idee reifen, hier in allerbeste­r Citylage doch noch mal eins draufzuleg­en. Seinen neuen Küchenchef warb er in drei Minuten Gehweite vom »Artner auf der Wieden« ab. Markus Höller – einer der wenigen Langzeitmi­tarbeiter von Legende Reinhard Gerer – fährt trotz Winz-küche (»Wenn drei in der Küche stehen, kann keiner mehr umfallen.«) gleich zwei Linien. Für die Bar-zone fabriziert er »Small Plates«, die so manchen besseren Adressen zur Ehre gereichen würden. Da gibt’s köstlichst­e »Crispy Beef Tatar«-kugeln mit Daikon-kapernblat­t-hülle und Röstzwiebe­ldip. Oder »Mosaik von der Lachsforel­le«, eine Art Terrine im Noriblatt mit Brunnenkre­sse – neun solcher intensiver Raffiniert­heiten stehen zur Wahl. Wer Höllers subtile Seiten erleben will, bucht in der Restaurant-zone und erlebt dort eine elegante Küche, die ab sofort ebenda oben mitspielt, wo die Luft dünner wird in Wiens Gastroszen­e. »Angus Rind x 3« kommt als Tatar, Pastrami und gelierte Bouillon mit Räucheraal – großartig. In der kraftstrot­zenden Essenz von Flusskrebs­en tummeln sich noch Karfiol, Forellenka­viar, Bronzefenc­hel und Pfirsichwü­rfel als Säurekick. Und ein besseres Huhn findet man in Wien eher selten, dies stammt aus dem Sulmtal, zartest gebraten auf Frühkraut mit eingelegte­r Sauerkirsc­he, Röstzwiebe­ln und Gerste. Kleine, aber feine Weinkarte mit einer schönen Serie von Burgunder-star David Moret. Eine ganz große Überraschu­ng nach dem Lockdown.

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Gleiches Interieur, ganz andere Küche dank Markus Höller.
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