WIRD BEYOND MEAT DAS NÄCHSTE AMAZON?
FALSTAFF Das Geschäft mit Fleisch-alternativen gilt als künftiger Milliardenmarkt, der kalifornische Hersteller Beyond Meat hat seinen Wert binnen zwei Jahren verfünffacht. Wird die Firma das nächste Amazon?
BJÖRN WITTE Auf jeden Fall steht der Erfolg des Unternehmens für eine Ablösung: Erstmals besteht die Chance, ein fleischähnliches Produkt zu branden, also unter Markennamen zu verkaufen. Das geht mit Fleisch nur begrenzt. Ähnlich wie andere Firmen auf diesem Niveau ist Beyond Meat deshalb so erfolgreich, weil das Produkt schmeckt. Sonst kauft der Konsument nur einmal. Beyond Meat hat sicher das Potenzial, zum Global Food Player wie Nestlé oder Unilever zu werden.
Zusammen mit der Unternehmensberatung BCG haben Sie für 2025 den »Peak Meat« prognostiziert – danach soll der Fleischkonsum in Europa und Nordamerika abnehmen. Wie kommen Sie darauf?
Wenn das Wachstum von alternativen Fleischprodukten anhält und sich die Technologien weiter entwickeln, sinkt der Preis. Pflanzenbasierter Fleischersatz lässt sich immer effizienter herstellen. Die Kosten für Fleisch steigen dagegen, weil Ressourcen wie Wasser und Land kostbarer werden. Im besten Fall wächst der Anteil von Fleischalternativen im Vergleich zu Fleisch in den nächsten Jahren rasant. Wir stehen ja noch am Anfang. Ein Curry auf Erbsenbasis von Like Meat schmeckt lecker, doch die Technik dahinter bietet noch viel Verbesserungspotenzial. Bildlich gesprochen: Wir sind auf dem Stand von einem iphone 4, aber noch ein gutes Stück entfernt vom iphone 12.
Welche Auswirkungen wird die neue Protein-welt auf unseren Alltag haben?
Wir können uns noch gar nicht vorstellen, wie sehr sich unsere Ernährung ändern wird. Nach Fleisch wird es um Seafood gehen, Ersatzprodukte für Milch sind in der Erprobung. In wenigen Jahren könnten wir soweit sein, dass eine Käserei mit den bestehenden Anlagen weiterbetrieben werden kann, aber nicht mehr mit Milch, sondern mit baugleichen Inhaltsstoffen. In zehn
Jahren sind zellbasierte Fleischalternativen marktreif. Vielleicht wird es künftig eine Proteintheke geben. Wir werden nicht alle zu Veganern. Aber Proteinalternativen werden so gut schmecken, dass die
Leute sie ab und zu essen wollen.