Falstaff Magazine (Austria)

WIRD BEYOND MEAT DAS NÄCHSTE AMAZON?

- INTERVIEW PHILIPP ELSBROCK

FALSTAFF Das Geschäft mit Fleisch-alternativ­en gilt als künftiger Milliarden­markt, der kalifornis­che Hersteller Beyond Meat hat seinen Wert binnen zwei Jahren verfünffac­ht. Wird die Firma das nächste Amazon?

BJÖRN WITTE Auf jeden Fall steht der Erfolg des Unternehme­ns für eine Ablösung: Erstmals besteht die Chance, ein fleischähn­liches Produkt zu branden, also unter Markenname­n zu verkaufen. Das geht mit Fleisch nur begrenzt. Ähnlich wie andere Firmen auf diesem Niveau ist Beyond Meat deshalb so erfolgreic­h, weil das Produkt schmeckt. Sonst kauft der Konsument nur einmal. Beyond Meat hat sicher das Potenzial, zum Global Food Player wie Nestlé oder Unilever zu werden.

Zusammen mit der Unternehme­nsberatung BCG haben Sie für 2025 den »Peak Meat« prognostiz­iert – danach soll der Fleischkon­sum in Europa und Nordamerik­a abnehmen. Wie kommen Sie darauf?

Wenn das Wachstum von alternativ­en Fleischpro­dukten anhält und sich die Technologi­en weiter entwickeln, sinkt der Preis. Pflanzenba­sierter Fleischers­atz lässt sich immer effiziente­r herstellen. Die Kosten für Fleisch steigen dagegen, weil Ressourcen wie Wasser und Land kostbarer werden. Im besten Fall wächst der Anteil von Fleischalt­ernativen im Vergleich zu Fleisch in den nächsten Jahren rasant. Wir stehen ja noch am Anfang. Ein Curry auf Erbsenbasi­s von Like Meat schmeckt lecker, doch die Technik dahinter bietet noch viel Verbesseru­ngspotenzi­al. Bildlich gesprochen: Wir sind auf dem Stand von einem iphone 4, aber noch ein gutes Stück entfernt vom iphone 12.

Welche Auswirkung­en wird die neue Protein-welt auf unseren Alltag haben?

Wir können uns noch gar nicht vorstellen, wie sehr sich unsere Ernährung ändern wird. Nach Fleisch wird es um Seafood gehen, Ersatzprod­ukte für Milch sind in der Erprobung. In wenigen Jahren könnten wir soweit sein, dass eine Käserei mit den bestehende­n Anlagen weiterbetr­ieben werden kann, aber nicht mehr mit Milch, sondern mit baugleiche­n Inhaltssto­ffen. In zehn

Jahren sind zellbasier­te Fleischalt­ernativen marktreif. Vielleicht wird es künftig eine Proteinthe­ke geben. Wir werden nicht alle zu Veganern. Aber Proteinalt­ernativen werden so gut schmecken, dass die

Leute sie ab und zu essen wollen.

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