MARTINELLI
Innere Stadt, Wien
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Erstmals kreuzten sich die Wege des neapolitanischen Wirtes Luigi Barbaro und des fanatischen Kochs Harald Riedl vor Jahrzehnten. Damals machte sich Barbaro gemeinsam mit Riedl auf, mit Lokalen wie »La Ninfea«, »Barbaro« oder später »Riegi« in der Spitzengastronomie mitzumischen. Dann trennten sich die Wege, Barbaro konzentrierte sich auf die Stammbetriebe »Regina Margherita« und »Trattoria Martinelli«. Und Riedl startete eine im Wortsinn bewegte Karriere, bei der »Vincent«, »Schwarzes Kameel« oder »Dombeisl« nicht alle Stationen waren. Nach einigen Jahren als Privatkoch war er zuletzt im »Weindomizil« des Weinviertler Winzer-clans Hagn zu Diensten. Und nun eine Rückkehr aus familiären Gründen nach Wien und zu Barbaro. Der schenkte sich gerade zum 28. Geburtstag seiner Trattoria im Palais Harrach eine Totalrenovierung, das angejahrte Hussen-mobiliar flog raus und wich einer dezenteren Optik mit lackierten Holztischen und stahlgrauen Bänken. Was auf der Karte blieb: Branzino im Salzteig oder vom Grill. Den Rest brachte Riedl aus seiner legendären Sammlung aus Rezeptkarten mit. Aufregendstes Antipasto: eine dünne Schnitte gepresster Felsenoktopus, lauwarm mit Schmortomaten und Pesto. Zum gebackenen Parmesan-ei gibt’s dezent marinierten Lachs und Zitronenmayonnaise. Dass hier ordentlich Fischabschnitte anfallen, merkt man der geschmeidigen Kraft der »Zuppa di Pesce Mediterranea« an. Saftig gebratenes Perlhuhn kommt auf Polentaschnitte mit Kräuterseitlingen und einer betörend dichten Sauce, wie das Köche reiferen Alters halt noch so richtig können. Altmodisch hoch: die Kalkulation der vor allem bei Weißen schmalen Weinauswahl.
Alexander Bachl
Falstaff Restaurantguide 2022
Freyung 3 1010 Wien T: +43 1 5336721 barbaro.at/trattoriamartinelli