GENUSS IN DAUERSCHLEIFE
Im Süden Österreichs lassen sich kulinarischer Genuss und sportliche Aktivität entlang einer großen Seen-rundfahrt auf ideale Weise miteinander verbinden. Und landschaftlich ist man hier ebenfalls immer bestens unterwegs.
Das mit dem schnellen Wochenendausflug kann man vergessen. Zumindest, wenn man eine Gesamtbefahrung der »Kärntner Seen-schleife« vor hat und nicht am Sprung in ein Tour-defrance-team ist. 340 Kilometer – dafür braucht es mindestens eine Woche. Im besten Fall verteilt man die Etappen aber auf mehrere Aufenthalte. So hat man ausreichend Zeit, die abwechslungsreiche
Strecke, vor allem aber die lauschigen Seen und kulinarischen Zielhäfen an deren Ufern ausreichend genießen zu können.
Tatsächlich lässt die übersichtlich ausgeschilderte Seen-schleife keinen landschaftlichen und gastronomischen Hot Spot aus, wobei noch ein Vorteil einer Rundfahrt schlagend wird: Es gibt keinen Anfang und kein Ende. Man kann überall starten, zwischenstoppen, wiedereinsteigen. Eine
Genussrallye in Dauerschleife, sozusagen. Beginnt man beispielsweise in Villach, kann man im »Frierss Feines Haus« die kulinarischen Grundlagen für die bevorstehenden Anstrengungen schaffen. Schon kurz nach der Stadt erreicht man mit dem Ossiacher See, dem Afritzsee und dem Feldsee schon die ersten, dicht gestaffelten möglichen Zwischenstationen am Weg zum Millstätter See. An dessen Ufer warten Sonnenterrassen direkt am Wasser als passende Plätze, die erste Etappe der Schleife zu beenden.
Auf der nächsten Etappe wartet am Weissensee ein Höhepunkt abseits des Fahrradsattels. Denn vom Ostufer geht es mit dem Schiff über den fjordartig zwischen den Bergen liegenden See. Ein Genuss für die Augen, jener für den Gaumen bietet sich entlang des Ufers beispielsweise bei der »Forelle« in Techendorf. Die Route führt weiter zum Presseggersee in die weltweit erste Slow Food Travel-region. Probieren lässt sich dieses Konzept beispielsweise beim »Bärenwirt« in Hermagor.
Über den Gailtal-radweg an der Grenze zu Italien und
Slowenien führt die Schleife zurück Richtung Osten.
Sanft plätschert das glasklare
Wasser der Gail neben dem
Radweg, und der Blick auf den markanten Bergstock Dobratsch mit seinem Sendeturm auf dem Gipfel ist atemberaubend. Das Tagesziel ist der türkis schimmernde Faaker See. Vom Nordende des Faaker Sees mit seiner spektakulären Aussicht auf die Karawanken und den pyramidenförmigen Felskegel des Mittagskogels geht es zurück ins Drautal und weiter nach Velden. Natürlich könnte man hier stoppen – der Wörthersee liefert landschaftlich und vor allem auch kulinarisch ausreichend Programm. Das eigentliche Ziel dieses Teilstücks ist aber der Klopeiner See.
Bei dessen Umrundung empfiehlt sich als Fahrtrichtung – aufgrund der Charakteristik der Steigungen entlang der Tour – nach Westen loszufahren, also zunächst die
Süduferstraße entlangzuradeln. Zwar geht es auf einem eigenen Fahrradweg parallel zur Straße gleich einmal bergauf, dafür belohnt einen beim Aussichtspunkt auf der Anhöhe ein schöner Blick auf den gesamten See und eine Abfahrt nach Seelach. Und dann geht es nur noch bergab.
Nächster Orientierungspunkt am Horizont ist die Kirche von Stein im Jauntal. Wie ein Adlerhorst klebt sie auf dem steilen, kleinen Felsen über dem verschlafenen Dorf. Dessen größte Attraktion findet außerhalb der Radsaison statt: Am ersten Sonntag im Februar gibt es hier den Brauch des »Striezelwerfens«. Es funktioniert, wie es klingt: Ministranten und Kirchensänger werfen nach dem Gottesdienst vom Balkon des Mesnerhauses »Agathe-striezel« in die darunter wartende Menschenmenge.
Die gesegneten Striezel sollen Mensch und Tier Gesundheit und Glück bringen. Beides kann man auch beim Radfahren brauchen. Über den Drautalradweg führt die Schleife jetzt wieder zurück Richtung Westen und man passiert die Büchsenmacherstadt Ferlach. In einer der vielen Drauschleifen liegt das elegante Schloss Rosegg mit großem Garten, Labyrinth und Tierpark.
R UND UM DIE KÄRNTNER SEEN UND ENTLANG DER DRAU WARTEN 1300 KILOMETER MARKIERTE RADWEGE AUF GENUSSRADFAHRER.
In St. Jakob im Rosental lässt sich kulinarisch ein Abstecher zum südlichen Nachbarn unternehmen. Im »Francobollo« wird eine Vielzahl an Pizzen und Pasta serviert. Der Lokalname heißt übersetzt Briefmarke und erinnert an das Postamt, das Ende des 19. Jahrhunderts im Haus untergebracht war. Über Velden geht es schließlich wieder zurück nach Villach zum Anfangspunkt dieser Genussschleife.