FEINE TÖNE VOM GRANIT
Das Weinviertel ist ein weites Land mit unzähligen Rebstöcken, aber der kleine Ort Röschitz nimmt nicht nur historisch gesehen, sondern auch bodentechnisch eine Sonderstellung ein.
In Österreich wird viel über Lagen gesprochen. Einige sind landläufig bekannt und werden als wertvoll betrachtet, aber die Weinberge rund um Röschitz würden sich diese Aufmerksamkeit auch längst verdienen, denn hier beißt man zwar nicht auf Granit, aber das Gestein findet sich hier im Boden und ist eine der besten Voraussetzungen, um exzellente Weine zu vinifizieren.
Schon Bernhard Gschweichers Vorfahren wussten über diesen Vorteil und die Nuancen der einzelnen Lagen Bescheid und haben bereits in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts diese Lagen auf ihre Etiketten geschrieben. Gepflanzt wurden viele seiner Weingärten schon nach der Reblaus, und so hat der Röschitzer einen wahren Schatz, den er Jahr für Jahr hebt und in seine Flaschen füllt. Seine fünf Lagen findet man übrigens alle bereits im Franziszeischen Kataster, der Anfang des 19. Jahrhunderts entstand, und allein schon das zeigt den großen Stellenwert.
LAGEN MIT CHARAKTER
Gschweicher teilt seine fünf Lagen nach ihren spezifischen Fähigkeiten ein. Der Galgenberg ist für ihn sein Alleskönner, denn der obere Bereich besteht aus Verwitterungsgranit und zum Ort hin kommt immer stärker die Lössauflage hervor. Er greift hier auf bis zu 45 Jahre alte Reben aus verschiedenen Abschnitten zurück und der Facettenreichtum des Bodens beschert ihm so Grüne Veltliner mit feiner Exotik und typisch mineralischen Anklängen. Die Ried Königsberg bezeichnet er als den Typischen. Seine bis zu 55 Jahre alten Rebstöcke stehen hier auf Urgesteinsböden, wurzeln tief und bringen dunkle Würze mit feiner Mineralik und verspielter Aromatik. Wie in vielen Weinbauorten gibt es auch in Röschitz einen Kellerberg. Bernhard Gschweicher nennt ihn den Einzigartigen, denn hier findet man Löss pur, also vollkommen atypisch für diesen Ort. Er bildet aber die Grundlage für kräftige, harmonische Veltliner, die immer wieder mit hohen Falstaff-punkten bewertet werden.
Mit rund 100 Hektar ist der Reipersberg die größte Einzellage in Röschitz, deshalb auch der Große. Geologisch gesehen ist er dem Galgenberg nicht unähnlich, allerdings sind die Rebstöcke hier bis zu 90 Jahre alt und Bernhard Gschweichers Vorfahren hatten hier sicher den richtigen Riecher, obwohl diese Lage damals im sehr kargen oberen Bereich wegen der geringen Erträge nicht wirklich begehrt war. Heute wird der Wert einer Lage aber nicht über die Quantität, sondern ausschließlich über die Qualität definiert, und hier befinden sich die Herzund Filetstücke des Weinguts, wo sowohl Veltliner als auch Riesling und Sauvignon Blanc prächtig gedeihen. Fehlt nur noch die Ried Mühlberg, die eine Diva ist und wie gemacht für feine Rieslinge, weil auch wieder der typische Granit vorherrscht. Am Mühlberg befindet sich zwar keine Mühle, aber eine Aussichtswarte, die einen Besuch wert ist, weil man von hier aus alle Röschitzer Rieden sehr gut überblicken kann. Und ein Abstecher zum Weingut Gschweicher nach telefonischer Voranmeldung sollte bei dieser Gelegenheit auch eingeplant werden.
INFO Weingut Gschweicher
Winzerstraße 29, 3743 Röschitz, T: +43 2984 3800, gschweicher.at