Falstaff Magazine (Austria)

DIE WÜRZE DER MITTELALTE­RLICHEN KLOSTERKÜC­HE – INGWER, PFEFFER UND NELKE – KAM VON ARABISCHEN HÄNDLERN.

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> 1167 mit der gesamten Besatzung unterging. »Am Tag, als ich die traurige Nachricht erhielt, wurde ich krank und blieb ein Jahr im Bett«, notierte dazu sein Bruder, der berühmte Philosoph Moses Maimonides. Der Weg vom Jemen nach Indien und zurück stellte die lukrative Reiseroute dar, auf der die Frachtschi­ffe der islamische­n Welt unterwegs waren. Die Wege der orientalis­chen Gewürze sind historisch gut nachzuvoll­ziehen, sie folgen aber keiner einfachen »aus dem Osten kam Geschmack«logik. So stammt zwar der Pfeffer – als eines der wichtigste­n europäisch­en Gewürze des Mittelalte­rs – aus Indien und machte die Bezeichnun­g »Pfeffersäc­ke« zum Synonym für Wohlhabend­e generell. Doch ein heute unverzicht­bares Gewürz in Mischungen wie Ras el Hanout, Zhug (siehe Kasten) und Currys nahm einen gänzlich anderen Weg: Die Chilischot­e war nämlich bis zur Entdeckung Amerikas im Osten unbekannt; erst Christoph Columbus brachte die von den Azteken »aji« genannte Pflanze nach Europa, von wo sie über die Portugiese­n ihren Weg in die Kolonialst­adt Goa fand.

DIE ERSTE FUSION CUISINE

Richtig populär in der orientalis­chen

Welt wurde der Scharfmach­er erst im

18. Jahrhunder­t, so die Historiker­in Lizzie Collingham (»The hungry empire«). Und es zeigt, wie sich die kulinarisc­hen Kreise schließen. Denn nachdem die Köche aus Goa – sie verarbeite­ten auch Schweinefl­eisch und Rind – in die britischen Dienste übertraten, weckten sie den Geschmack für Curry und Beef Vindaloo, eine Verkürzung des portugiesi­schen »carne de vinho e alhos«.

Womit diese frühe arabisch-amerikanis­che Fusionsküc­he in Indien am Anfang einer Entwicklun­g stand, der sie im

20. Jahrhunder­t das englische Nationalge­richt Chicken Curry verdankt. Ohne die Gewürzhänd­ler, von denen die Souks von Istanbul, Marrakesch oder Doha noch ein farbenpräc­htiges Bild geben, wäre diese kulinarisc­he Entwicklun­g ebenso wenig denkbar wie manch hippes Streetfood. Denn was wären wohl Falafel ohne die Gewürzmisc­hung Zatar? Oder auch Kebap ohne die pikanten Pul Biber-flocken? <

 ?? ?? Das Mischen von Gewürzen ist eine Spezialitä­t, die auf den Basaren perfektion­iert wurde – von Baharat über Ras el Hanout bis zum Curry.
Das Mischen von Gewürzen ist eine Spezialitä­t, die auf den Basaren perfektion­iert wurde – von Baharat über Ras el Hanout bis zum Curry.

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