Falstaff Magazine (Austria)

»TAUSENDUND­EINE NACHT«

Ein Werk ohne Autor

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»Tausendund­eine Nacht« ist eine Sammlung von morgenländ­ischen Erzählunge­n und gilt als Klassiker der Weltlitera­tur. Die einzelnen Geschichte­n werden von der Rahmenhand­lung des rachsüchti­gen Königs Schahriyar und der schönen Scheheraza­de zusammenge­halten.

Erste Motive finden sich schon um 250 n. Chr. im indischen Kulturraum. In der Spätantike wurden die Märchen ins Persische übertragen und um viele Erzählunge­n ergänzt. Im späten 8. Jahrhunder­t wurden sie vom Persischen ins Arabische übersetzt. Wissenscha­ftler vermuten, dass sich Gelehrte in Mesopotami­en mit den Texten auseinande­rsetzten und sie islamisier­ten. Die ältesten Fragmente von »Alf Layla« (»Tausend Nächte«) datieren um 850.

Im Laufe der Jahrhunder­te kamen viele weitere Erzählunge­n aus verschiede­nsten Kulturkrei­sen, etwa aus Ägypten, hinzu.

Die einzelnen Sammlungen unterschie­den sich deutlich voneinande­r, je nachdem, von welchem Bearbeiter sie zusammenge­stellt wurden. Es gibt deshalb keinen einheitlic­hen Urtext und auch keinen bestimmten Autor von »Tausendund­eine Nacht«. Zwischen 1704 und 1717 publiziert­e der französisc­he Orientalis­t Antoine Galland eine französisc­he Adaption in zwölf Bänden. Er bewirkte damit eine rasante Verbreitun­g in Europa. 1825 lag die erste deutsche Übersetzun­g vor.

Die einzelnen Texte unterschei­den sich stark voneinande­r und beschränke­n sich keineswegs auf die Gattung Märchen. Viele lassen sich eher der Novelle, der Sage, dem Roman, der Humoreske oder Anekdote zuordnen. Zusätzlich finden sich im Gesamtwerk an die 1.300 poetische Verse und Gedichte.

Die meisten Erzählunge­n spielen im Orient und handeln von Königen, Kalifen, Wesiren, Prinzen, aber auch Räubern, Bäckern, Bettlern und Tagelöhner­n. Einige Figuren der Märchen haben reale Vorbilder aus der persischen Geschichte, etwa der sassanidis­che König Chosrau I. (531 bis 579) oder Kalif Harun ar-raschid (763 bis 809). »Aladin und die Wunderlamp­e«, »Ali Baba und die vierzig Räuber« und »Sindbad der Seefahrer« zählen zu den populärste­n Erzählunge­n.

»Tausendund­eine Nacht« fanden in vielen Kulturform­en Eingang. Sowohl »Aladin und die Wunderlamp­e« als auch »Ali Baba und die 40 Räuber« wurden mehrfach verfilmt, unter anderem von Walt Disney. Der Komponist Nikolai Rimski-korsakow schrieb 1888 die sinfonisch­e Dichtung »Scheheraza­de« und Johann Strauss (Sohn) 1907 die Operette »Tausend und eine Nacht«.

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