BERGER & LOHN
Währing, Wien
5 Eigentlich wäre hier schon im Sommer über »Berger & Lohn« zu lesen gewesen. Der Text über die herausragende Küche von Thomas Wohlfarter war geschrieben. Dann kam alles anders. Geldnöte und ein Insolvenzantrag zwangen Patron Horst Scheuer, für sein Restaurant eine »Sommerpause« zu verkünden. So mancher Betrieb meldete sich aus derlei Pausen nie zurück. Dieses Lokal wurde wirtschaftlich röntgenisiert und durfte nun im Rahmen eines Sanierungsverfahrens – die Stadt hält über »Stolz auf Wien« Anteile – wieder aufsperren. Mit Downgrading in Sachen Aufwand und Preisen – und ohne Wohlfarter. In der Küche werkt nun Andres Stirn, der als »Signature Dish« mit »Andres’ Fischsuppe« gleich einmal ein Gericht vorlegt, das die Anreise (mit der Tram) lohnt. Allerlei glasig gargezogenes Getier in sämig-dichtem Fischsud, aromatisch schon auf halbem Weg zu einer – meist sauteuren – Bouillabaisse, aber mit zwölf Euro klein oder 18 Euro als Hauptgang wohlfeil. Mit Landpastete, Crevettes Roses zum Selberschälen mit Mayonnaise oder Steak frites plus Béarnaise wird das frankophile Fach bestens bespielt. Das Beef Tatar bekommt mit mildwürziger Nuri-sardinen-fischsauce einen interessanten Nebendarsteller. Hiesiges wie Kalbsbutterschnitzel, ausgezeichnete Leber- und Blutwurst mit Äpfeln und Erdäpfelpüree oder das Pflicht-wiener ergänzen die Karte im Brasserie-stil. Unverändert die preislich wohltemperierte Weinkarte mit allerlei, was man sonst in Wien nicht so findet – Furmint, Blaufränkisch aus der »Hidden Treasures«-serie von »Moric« oder allerlei aus Südtirol. Ein Konzept, das wohl gerade besser in sparsame Zeiten passt.