FRIERSS FEINES HAUS
Villach, Kärnten
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Fangen wir mit den Flaschen an. Was die höchst weinaffine Familie Frierss da zusammengetragen hat, macht staunen. Bonneau du Martray, Van Volxem, Velich, Lynch-bages, Lafite – man könnte die auffallend liebenswürdig gepreiste Weinliste noch lange fortsetzen. Dabei sitzt man hier nicht in einem noblen Citylokal, sondern in einem Gewerbeviertel am Stadtrand im Genusszentrum des für Wurst und Schinken bekannten Kärntner Clans. Ob sich die Villacher bewusst sind, welche Weinkompetenz im Hause schlummert, scheint unklar. Nur eine Weinfreak-runde bestellte eine schöne Bouteille nach der anderen zum Essen. Dessen Ausrichtung hat sich nach dem Abgang von Langzeitküchenchef Stefan Lastin (er kocht künftig in einer Berghütte) verändert. Nachfolger Patrick Pass setzt auf »Alpen-asia-fusionsküche« in Gestalt sogenannter »Specials«. So stünden etwa »Saibling-alpenbutterponzu«-sushi oder »Kärntner Laxnfrischkäse«-nigiri auf der Karte. Doch die Ansage des Kellners ist wohl sinnbildlich für die Personaldecke der Branche. »Gibt’s heute nicht, zu wenig Köche.« Bleibt die Standard-karte. Schön arrangiert, wenn auch ein bisserl gar viel das Fleisch bedeckt: »Carpaccio Cipriani« mit Oliven, Trüffelcreme, Kapern, Kirschtomaten, Radieschen, Rucola, Grana, Zitrone. Dass am Schluss nochmal kräftig drüber gesalzen wurde, ist schade. Dann Thailändische Fischsuppe – ein Sud mit Kraft und viel Kärntner Laxn alias Seeforelle, die Tranigkeit von Lachsrogen in der Suppe muss man mögen. Eher Hausmannskost: Seesaibling auf Kohlrabiragout und Rollgerste. Fazit: ordentliches Essen mit außerordentlichem Weinkeller.