FRANKREICH
Qualitativ wie quantitativ befriedigend
Nach dem Katastrophenjahr 2021, in dem Frankreichs Winzer mit Spätfrost, Hagel und Mehltau zu kämpfen hatten, brachte 2022 in praktisch allen Weinbauregionen des Landes wieder einen qualitativ wie quantitativ befriedigenden Ertrag. Die Menge liegt gesamthaft 18 Prozent über dem Vorjahr. In Burgund kündigt sich ein vielversprechender Rotweinjahrgang an. Dank maßvoller Temperaturen während des ganzen Sommers und kühler Nächte im Spätsommer sollen – so hört man – die Weine eleganter und weniger alkoholstark als beispielsweise die 2018er ausfallen. Ähnliche Berichte hört man auch aus dem Rhone-tal: Zwar fand die Lese drei Wochen früher als üblich statt, doch die Fruchtigkeit der Weine und ihre Struktur sind offenbar positiv: Regenfälle Mitte August und Anfang September verhinderten, dass die Alkoholgrade zu sehr in die Höhe schossen.
Ein Klimagewinner in diesem warmen Jahr war offenkundig das Loire-tal – vor allem für die Rotweine soll 2022 ein ausgesprochenes Spitzenjahr sein. In Bordeaux deutet sich an, dass 2022 ein Cabernet-sauvignon-jahr werden könnte: Hitze und Trockenheit gaben im Weinberg den Takt vor. Die weißen Sorten wurden bereits Mitte August und damit so früh wie noch nie zuvor gelesen.
Laut Branchenverband CIVB hatten die Waldbrände, die Ende Juli und Mitte August insgesamt 28.000 Hektar Wald zerstörten, keinen Einfluss auf die Weinqualitäten der in Nähe der Brandherde gelegenen Weinbaugemeinden. Nach allem, was man hört, könnte sich 2022 als heterogenes Jahr mit herausragenden qualitativen Spitzen herausstellen. In der Champagne war die Wahl der Lesetermine eine Herausforderung, denn die Phenolreife ließ noch zu wünschen übrig, während die Zuckerwerte in den Beeren bereits zu steigen begannen und die Säurewerte fielen. Selbst Häuser, für die der biologische Säureabbau bei der Bereitung der Grundweine zum stilistischen Markenkern gehört, haben daher dieses Jahr häufig auf die säuremindernde »Malo« verzichtet. Die Erntemengen fielen in der Champagne auffällig hoch aus: 96 Prozent über Vorjahr und 33 Prozent über dem langjährigen Mittel. Im Languedoc war die Lese vielerorts bereits Mitte August vorüber, der Ertrag liegt fast zehn Prozent über dem langjährigen Durchschnitt. Anders sieht es im Südwesten – also in AOCS wie Cahors, Saint-mont und Madiran – aus: Hier wurden wegen der anhaltenden Trockenheit nur geringere Mengen als üblich geerntet, erste Zahlen zeigen ein Minus von acht Prozent.