Der Freitag startet rustikal tschechisch mit Bier und deftigen Happen und endet mit einem feinen Abendessen an der Karlsbrücke.
Gut, dass wir nicht viel gefrühstückt haben. Schon als wir kurz nach Beginn der Food-tour »Taste of Prague« im »Lokál« zwischenlanden, steht der Tisch schnell voller Teller. Der Kellner bringt marinierten Hermelin-käse mit Silberzwiebeln, frittierten, gereiften Käse mit Tatarsoße, Prager Schinken mit Kren und Obers und eine Wurst mit Senf. Vor allem aber, obwohl es erst Vormittag ist, landet für jeden ein großes Pilsner Urquell auf dem Tisch – kühl und frisch aus dem Tank gezapft, ganz ohne Konservierungsmittel. Tschechien ist eine Biernation mit dem höchsten Konsum in Europa. »Im Durchschnitt trinkt hier jeder Einwohner 130 Liter im Jahr«, erklärt unser Guide Markéta, als wir in der langen Bierhalle die deftigen traditionellen Happen probieren, die in der Regel vor allem als Grundlage dienen. »Das ist alles Essen zum Bier, das steht im Mittelpunkt«, erklärt Markéta.
Nach diesem Stopp rückt bei den nächsten Erkundungen gleich wieder das Essen in den Mittelpunkt. Markéta berichtet auf ihrer Tour enthusiastisch von der Food-szene Prags und deren Veränderungen. Es geht um die Rückbesinnung auf kulinarische Qualitäten
aus Vor-sowjetzeiten, und auf aktuelle Trends. Das »Kro Kitchen Bistro« im Viertel Karlín ist etwa ein Beispiel dafür, wie sich die Prager Gastro-szene entwickelt hat.
Wir schlendern durch das jüdische Viertel mit seinen alten Synagogen und exklusiven Boutiquen und weiter zur berühmten Karlsbrücke, der ältesten noch existierenden Brücke der Stadt. Statt darüber zu laufen, entscheiden wir uns für eine kleine Bootsfahrt auf der breiten Moldau, um die Altstadt und die Prager Burg einmal aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen.
Zum Abendessen im »Mlynec«-restaurant direkt neben der Karlsbrücke haben wir Glück und bekommen im großen Gastraum einen der wenigen Tische am Fenster, wo man die Brücke sogar sehen kann – und die vielen Touristen, die darauf vorbeiziehen, während wir das Menü mit vier Gängen und Klassikern der Gourmet-küche auswählen. Ein feines Rindertatar gehört ebenso dazu wie Foie gras mit Cranberrys, Brombeeren und Pistazien und als Hauptgang das Kalbsfilet-mignon nach Schnitzelart.
Nach dem von Trockeneis-nebel umwaberten Schokoladenküchlein mit Popcorn und Biskuit zieht es uns noch ins Prager Nachtleben. Vor den Gruppen trinkfreudiger Touristen, die auf den Altstadtstraßen unterwegs sind, bietet die »Anonymous Bar« eine willkommene Flucht. Hat man die Adresse einmal gefunden, erleuchten Laternen den Weg in einen Hinterhof und zur Bar, die von Comic und Film »V for Vendetta« inspiriert wurde. Hier endet der Tag in stilvoller Schummrigkeit bei exzellenten Drinks.
Die Altstadt der tschechischen Hauptstadt mag zwar von Touristen geflutet sein, an ihrer Ausnahmeschönheit zwischen Gotik, Barock und Jugendstil ändert das aber nichts.
Die astronomische Rathausuhr stammt sogar aus dem Jahr 1410 (ganz unten links).