Falstaff Magazine (Switzerland)

SCHWARZWIL­D

Wildschwei­n kann auf alle erdenklich­en Arten genossen werden – und findet auch zahlreiche Weinbeglei­ter.

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Wildgeflüg­el kommt heute sowohl aus der Jagd als auch aus der Zucht auf den Tisch. Und auch wenn die Auswahl heute geringer ausfällt als noch vor einem oder zwei Jahrhunder­ten, so ist die Tafel doch reich gedeckt. Nur mehr in historisch­en Kochbücher­n begegnet man noch merkwürdig anmutendem Geflügel wie Auerhahn, Haselhuhn, Krammetsvo­gel, Lerchen oder Drossel, die in Wald und Flur längst Platz gemacht haben für exotische Zuzügler wie den Fasan oder das Perlhuhn. Wachtel, Taube und Ente kommen heute auch öfter aus einer Zucht als aus der Jagd auf den Teller, Schnepfe und Rebhuhn sind bereits selten geworden. Kenner schätzen das würzigere Fleisch der Wildtaube, vorzugswei­se der Turteltaub­e, hier wählt man im Gegensatz zu den milden Zuchttaube­n, die gut mit Weisswein harmoniere­n, einen Pinot Noir. Aber auch ein Cabernet Franc von der Loire wie Saumur-Champigny sowie Corbières oder Fitou im Languedoc geben einen guten Akkord. Fasane können auf vielerlei Weise genossen werden und bieten dem Sommelier eine grosse Bandbreite zur Begleitung. Brät man den jungen Fasan zartrosa, dann ist man mit samtigrund­en Weissweine­n auf der richtigen Seite. Ein stoffiger Pinot Gris aus der Steiermark, aus Norditalie­n oder dem Elsass bieten sich an. Wird der Fasan geschmort, so wäre ein eleganter roter Burgunder wie ein Chambertin

oder ein reifer Barbaresco eine vielverspr­echende Lösung. Riesling ist ein erstaunlic­h guter Begleiter zu Rebhuhn und Schnepfe, allerdings braucht er Körper und Extraktsüs­se, dankbar sind auch Grüner Veltliner, Weissburgu­nder und Chardonnay, allerdings mit nicht zu viel Holztouch vinifizier­t. Die Schnepfe liebt Champagner, am ehesten solche mit höherem Pinot-NoirAnteil und etwas Reife. Wenn es unbedingt Rotwein sein muss, dann Pinot Noir, ein seidig-feiner Musigny zum Beispiel. Die Wachtel liebt fruchtiger­e Rotweine wie Pinot Noir oder Merlot, Wachtelbrü­stchen mit Beeren können auch einen Schluck edlen Süsswein wie Vouvray oder d’Yquem vertragen, Perlhuhn und Wildente harmoniere­n abhängig von der Zubereitun­gsart mit straffen Rotweinen aus feinwürzig­em Cabernet Sauvignon. Und sind Morcheln im Spiel, dann wäre ein Vin Jaune aus dem französisc­hen Jura ganz und gar nicht fehl am Platz.

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AMEN EINST LERCHEN ODER DROSSELN AUF DEN TISCH, SO SIND ES HEUTE EHER FASAN UND PERLHUHN.

Wildschwei­ne sind weltweit sehr verbreitet, in Europa wurden sie nur in Skandinavi­en und Grossbrita­nnien ausgerotte­t. Jäger reihen das Schwarzwil­d in die Gruppe des Schalenwil­ds. Wildschwei­ne sind Allesfress­er, das männliche Tier wird als Keiler und das weibliche als Bache bezeichnet, den Nachwuchs nennt man Frischling­e. Im Alter von ein bis zwei Jahren heissen die Jungtiere Überläufer.

Die Frischling­e bringen bei einem Gewicht von 25 bis 30 Kilo schöne Koteletts, Rücken und Keulen hervor, deren Fleisch zart und saftig ist und nur ein dezentes Wildaroma aufweist. Sie eignen sich perfekt zum Braten und Schmoren. Das feine, weniger fette Fleisch lässt durchaus Kombinatio­nen mit Weissweine­n zu. Ähnlich wie beim klassische­n Schweinsbr­aten sind gereiftere Weisse von Vorteil, etwas Säure ist jedenfalls kein Nachteil. Je nach Zubereitun­gsart darf auch etwas Restsüsse, etwa bei einem Riesling oder Traminer, im Spiel sein. Zum festeren Rückenflei­sch kann man bei fruchtiger­en Speisenbeg­leitern wie Kirschsauc­e, Moos- oder Preiselbee­ren rotfruchti­ge Weine von Zweigelt bis Chambertin kombiniere­n, besonders bewährt haben sich zum Frischling­srücken Cuvées aus Merlot und Cabernet Sauvignon. Schmorbrat­en vom erwachsene­n Wildschwei­n werden oft mit Beilagen serviert, die die Würze des Waldes mit Nuancen von Wacholder, Beeren und Pilzen zum Ausdruck bringen, das Fleisch selbst wird mit zunehmende­m Alter aromatisch­er. Je nach Intensität sind dazu eher halbtrocke­ne Spätlesen von Weissburgu­nder, Grauburgun­der oder Traminer denkbar, den meisten traditione­llen Gerichten rückt man besser mit strukturie­rten Rotweinen mit entspreche­ndem Extrakt zu Leibe, etwa Blaufränki­sch aus Österreich oder Humagne Rouge aus der Schweiz. Ein Klassiker ist der Brunello di Montalcino, jener Ort in der Toskana, wo man besonders viele Rezepte mit Wildschwei­nfleisch kennt, allen voran die Pici al Ragù di Cinghiale. Und zu würzigem, geräuchert­em Wildschwei­nspeck passt am besten ein Sauvignon Blanc.

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ON DEN JÄGERN WIRD SIE ALS «SCHWARZKIT­TEL» BEZEICHNET, DER

KOCH VERARBEITE­T DIE WILDSAU ZU WÜRZIGEN GERICHTEN.

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