Falstaff Magazine (Switzerland)
Edle Kreszenzen, raffinierte Speisen – keine Zeit im Jahr verführt zu so üppigem Genuss wie die Festtage rund um Weihnachten und Silvester. Falstaff feiert mit Ihnen – und gibt Tipps für die besten Weine zu Fisch, Braten & Co.
Die Festtage sind für Weinliebhaber eine sehr spezielle Zeit. Eine Zeit, in der man besondere Flaschen entkorkt. Doch was soll man aus dem Keller holen, welcher Wein passt besonders gut zu welchen Speisen? Die Falstaff-Weinredaktion weiss Rat.
Die Festtage sind einer der fixen Genussmomente im Jahr eines Gourmets. Das Menü wird lange geplant, die Zubereitung ist aufwendig, die Gäste sind die Liebsten, und selbstverständlich soll an so einem Tag alles perfekt sein – auf dem Teller genauso wie im Glas. Für Weinliebhaber sind die Festtage eine ganz besondere Zeit. Denn, wenn nicht jetzt, wann sonst ist der perfekte Zeitpunkt, um eine oder gleich mehrere lang gehütete, ganz besondere Flaschen zu öffnen und im Kreise der Herzensmenschen zu geniessen? Eine wie den Château Mouton-Rothschild 2009 beispielsweise. Neben dem Sassicaia 2018 einer von zwei 100-Punkte-Weinen in unserer Kategorie «Rote Raritäten». Ein Wein von unglaublicher Eleganz und fantastischer Balance, dessen Grösse sich jedem erschliesst – egal, ob Experte oder Laie. Ein perfekter
Wein also für die bunt durchmischte Festtagstafel. Doch was geniesst man zu einem solchen Ausnahmewein, über den man den ganzen Abend philosophieren könnte?
Wir empfehlen, sich im Falle eines solchen Weins über die Aromatik anzunähern. Das sei hier beispielhaft erklärt: Der besagte Château Mouton-Rothschild ist ausserordentlich komplex, mit dunkelfruchtigen
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ENN NICHT JETZT, WANN SONST IST DIE PERFEKTE ZEIT, UM EINE GUT GEHÜTETE, GANZ BESONDERE FLASCHE ZU ÖFFNEN?
Noten und würzigen Anklängen. Das passende Gericht sollte dementsprechend ähnlich komplex am Gaumen daherkommen. Der Einsatz eines guten Kalbsjus mit intensiven Röstaromen wirkt im Falle eines legendären Bordeaux-Weins wie diesem wahre Wunder. Wer die fruchtbetonte Lebendigkeit des Weins herauskitzeln möchte, sollte es zusätzlich mit Pilzen – besonders Trüffeln – versuchen. Mit Schmorgerichten, insbesondere einem feinen Braten, liegt man hier ganz sicher richtig, doch auch dort ist es letztendlich die Sauce, die den Ton angibt. Das gleiche Vorgehen wie für den Château MoutonRothschild 2009 gilt auch für den Sassicaia 2018 oder den Barolo Sperss 2016 von Angelo Gaja. Und ganz ehrlich: Die perfekte Paarung ist sicherlich das Tüpfelchen auf dem i, aber was kann man bei solch grossartigen Weinen schon falsch machen?
Damit das Festtagsmahl legendär wird, muss es im Glas natürlich nicht immer rot sein. Vor allem zum traditionell fleischlastigen Hauptgang in unseren Breiten machen auch grosse Weissweine eine gute Figur, denn sie nehmen es liebend gerne mit deftigen Speisen auf. Voraussetzung sind genügend Säure und aromatische Präsenz. Der Ausbau im kleinen Holzfass, dem Barrique, vor allem bei Burgundersorten wie Chardonnay oder Pinot Blanc, ist sicherlich hilfreich, denn durch die ausgewogene Röstaromatik steigert sich die aromatische Komplexität und Tiefe. Ein Muss ist er hingegen nicht. Auch Fülle und Körper eines Weins können hilfreich sein, um es mit schweren Komponenten auf dem Teller und so mancher Sauce aufnehmen zu können. Ein grosser Weisswein, der das Festtagsgesamtpaket besitzt, ist sicherlich die Primo Grande Cuvée der Kellerei Terlan. Ein mittlerweile legendärer Wein aus Pinot Bianco, Chardonnay und Sauvignon Blanc, der im Jahrgang 2016 mit sensationellen 100 Falstaff-Punkten ausgezeichnet wurde. Der Jahrgang 2017 steht dem nur um einen Punkt nach, besticht durch dezent rauchige Noten und komplexe gelbe Frucht. Mit seiner salzigen, tiefgründigen Präsenz am Gaumen ist er ein perfektes Match zur deftigen Weihnachtsgans oder jedem anderen Geflügel, das zu den Festtagen auf den Teller kommt. Auch Riesling macht sich ganz wunderbar zu üppigen Gerichten. Dank seiner Säurestruktur spaltet er fettreiche Speisen nämlich förmlich auf und sorgt mit seiner Frucht und Mineralität für Frische am Gaumen. Und die braucht es durchaus in jedem Menü. Das Spiel zwischen Extraktsüsse, Körper und Säure eines «Unendlich» von F.X. Pichler oder einer «Erdener Prälat Réserve» von Dr. Loosen verkörpern diese Eigenschaften bis hin zur Perfektion. Fettreiche Speisen werden zudem besonders gut von Weissweinen mit feinem phenolischen Grip aufgefangen. Ein solcher wäre in unserer Auswahl etwa der Phinca la Revilla der Bodegas Bilhar aus der spanischen Prestigeregion Rioja.
Z U ÜPPIGEN GERICHTEN WIE EINER WEIHNACHTSGANS DARF ES DURCHAUS EIN KRAFTVOLLER WEISSWEIN SEIN.