Falstaff Magazine (Switzerland)
Ausgezeichnet: die beliebtesten Weinhändler des Landes.
VERPFLICHTET
Der Schweizer Weinhandel ist Weltklasse. Das zeigt sich besonders in Krisenzeiten, in denen die besten Händler agil auf die Bedürfnisse der Kunden reagieren. Falstaff hat die aktuelle Lage zum Anlass genommen, sich gemeinsam mit den Lesern auf die Suche nach den beliebtesten Weinhändlern des Landes zu machen. Mit den höchstbewerteten unter ihnen haben wir das herausfordernde Jahr Revue passieren lassen.
Als der Bundesrat Mitte März 2020 einen schweizweiten Corona-Lockdown verfügte, waren viele Weinhändler schwer beschäftigt. Die Umsatzzahlen Anfang Jahr waren gut, und umso grösser war der Schock über das jähe Ende. Doch das Entsetzen war nur von kurzer Dauer. Schnell wurde klar, dass in den Folgewochen nicht etwa weniger getrunken, sondern sich der Konsum von der Gastronomie in die eigenen vier Wände verlagern würde. Wer darauf vorbereitet war, gehörte 2020 zu den Gewinnern. Der bekannte Weinhändler und Master of Wine Philipp Schwander spricht vom besten
Jahr, das er je erlebt hat. «Wir haben das Glück, dass wir nur rund fünf Prozent unserer Weine in der Gastronomie absetzen», erklärt Schwander, der beim Weinhändler-Voting zu den Gewinnern gehört und zusätzlich zur Weinhändlerpersönlichkeit 2020 gekürt wurde. Nur auf Corona führt
Schwander den kaufmännischen Erfolg allerdings nicht zurück. «Wir haben unabhängig von der Pandemie einen neuen Onlineshop aufgeschaltet und so die digitale Vermarktung optimiert», erklärt er. «Diesen Bereich haben wir lange etwas vernachlässigt und können jetzt von der Investition profitieren.»
«ZUM ERSTEN MAL HABEN WIR IN DIESEM JAHR GÜNSTIGE BORDEAUX-WEINE ANGEBOTEN. DAS WAR EIN GROSSER ERFOLG!» PHILIPP SCHWANDER WEINHÄNDLER
EXPLODIERENDER ONLINEHANDEL
Die Verschiebung in den Onlinebereich bekam der gesamte Schweizer Weinhandel zu spüren. So vermeldete auch der grösste Online-Weinhändler der Schweiz, flaschenpost.ch, ein Rekordjahr. Die Falstaff-Community und -Redaktion haben flaschenpost.ch dann auch zum Onlinehändler des Jahres gewählt. Urs Ullrich von der Paul Ullrich AG spricht von einer wahren Explosion in diesem Bereich. Er musste kurzerhand vier zusätzliche Packstationen anschaffen und Aushilfen für das Verpa
cken der Pakete bei der Paul Ullrich AG einstellen. Gleichzeitig aber blieben die Filialen des Unternehmens in Basel, Bern und Zürich leer. «Den Leuten war während des Lockdowns nicht bewusst, dass Weinhandlungen offen haben durften – wir gehören zum Lebensmittelbereich», sagt
Urs Ullrich. Er geht davon aus, dass die Coronapandemie die Konsumgewohnheiten der Schweizerinnen und Schweizer nachhaltig verändern dürfte. «Die Skepsis gegenüber Onlineshopping war bei uns lange gross, die Situation hat nur beschleunigt, was ohnehin passiert wäre.» Urs Ullrich ist mit seinem Unternehmen breit aufgestellt, ein besonderer Schwerpunkt im Weinsortiment liegt auf Portugal, bekannte Produzenten wie Quinta do Crasto oder Esporão landeten überdurchschnittlich oft in den Einkaufswagen der Onlineshopper von www.ullrich.ch. Ausgezeichnet wurde der Händler beim Falstaff-Voting dann auch als bester Portugalhändler der Schweiz.
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ER KONSUM VERLAGERTE SICH 2020 VON DER GASTRO IN DIE EIGENEN VIER WÄNDE. VIELE WEINHÄNDLER KONNTEN DAVON PROFITIEREN.