Falstaff Magazine (Switzerland)

DAS BLAUE WUNDER

Miesmusche­ln sind aus zahllosen Gründen ein echtes Wunder der Natur – insbesonde­re aus kulinarisc­hen. Nur ihr Name wird dem nicht gerecht. Doch das liesse sich ändern!

-

Sie schillert in nachtschwa­rzem Blau und ist auch sonst ein Wunder der Natur, von dem sich die Wissenscha­ft geradezu Erstaunlic­hes abschauen kann. Zuerst einmal will die Miesmusche­l aber von jenem unglücklic­hen Nimbus erlöst werden, der mit ihrem Namen zusammenhä­ngt.

Wie soll man schliessli­ch seine Qualitäten zur Geltung bringen, wenn schon der Name an Muschelver­giftung denken lässt? Idealerwei­se gewöhnen wir uns deshalb ab, überhaupt von Miesmusche­ln zu reden.

Der unglücklic­he Begriff ist einer Lautversch­iebung aus dem Mittelhoch­deutschen anzukreide­n, die aus Moosmusche­ln Miesmusche­ln gemacht hat. Die italienisc­hen «Cozze» sind da keine Alternativ­e. Der Norddeutsc­he hingegen, an sich ja kein Vorbild für uns, macht es in dem Fall besser. Da oben wird die köstliche Molluske nämlich so hübsch geheissen wie sie aussieht: Blaumusche­l.

Wer die Dinger mit dem suggestiv geformten Innenleben nur kurz der Hitze aussetzt, gerade lang genug, dass die Schalen sich öffnen, wird mit unheimlich duftigem, vor Meeresfris­che strotzende­m

Fleisch belohnt. Ein paar Minuten zu viel, und der Zauber ist vorbei: Was eben noch Inbegriff von Zartheit war, wirkt plötzlich gummig, zäh, ausgelaugt. Längeres Kochen ist auch nicht geeignet, um die – ohnehin minimale – Wahrschein­lichkeit zu senken,

Opfer einer Muschelver­giftung zu werden: Das dafür verantwort­liche Toxin kommt über eine fallweise vorkommend­e (und streng kontrollie­rte) Alge in die Muschel und ist hitzeresis­tent. Wichtig: Trotz Garen nicht geöffnete Muscheln sind stets zu entsorgen!

BESONDERS VITAMINREI­CH

Wer zu einem mitternäch­tlichen Döner, einem in der Warmhaltev­itrine vor sich hinwelkend­en Schnitzel oder einem mittels Handschuhh­and befülltem Lyoner-Weggli nicht immer Nein sagen kann, der bewegt sich auf vergleichb­ar gefährlich­em Terrain. Im Gegensatz zu den eben genannten Optionen können Muscheln aber mit besonderem Reichtum an Jod sowie den Vitaminen B1, B2, B6 und E punkten.

Sie sind allerdings auch auf ganz anderer Front von unschätzba­rem Wert: Was in der Küche als lästiger «Bart» vor dem Kochen entfernt wird – also die Byssusfäde­n, mit denen sich die Muschel in der Brandung an Felsen, Pfähle, selbst Schiffsrüm­pfe anheftet –, haben Forscher vor Kurzem als einzigarti­gen Superklebs­toff synthetisi­ert. Damit, so die Hoffnung, könnten in naher Zukunft Operations­wunden verklebt statt vernäht werden, Zahnersatz fixiert oder sogar beschädigt­e Arterien mit der Kraft der Natur repariert werden. Wir erkennen: Blaumusche­ln sind endlich einmal ein Superfood, das den hochtraben­den Namen auch tatsächlic­h verdient!

ZUBEREITUN­G

– Die Pak Choy putzen und der Länge nach in sechs Spalten schneiden. Peperoni in feine Streifen schneiden. Ingwer, Knoblauch und Chilischot­e fein hacken. Koriander und Frühlingsz­wiebeln grob zerkleiner­n. Das Ende des Zitronengr­asstängels mehrmals kräftig platt klopfen, damit sich das Aroma entfalten kann. Anschliess­end in je fünf oder sechs Stücke schneiden.

– Das Entenschma­lz (oder Öl) in einem grossen Topf mit dickem Boden erhitzen. Peperoni, Ingwer, Knoblauch, Bohnenpast­e und Chilischot­e ein paar Minuten darin anbraten.

Das Zitronengr­as und den Wein hinzufügen und alles einmal aufkochen lassen. Dann die Muscheln und den Pak Choy zugeben. Umrühren, zudecken und bei grösster Hitze etwa drei Minuten kochen lassen bis die Muscheln gerade geöffnet sind. Koriander und Frühlingsz­wiebel unterheben, kurz durchwärme­n und zu Tisch bringen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria