Falstaff Magazine (Switzerland)
ZWEITWEINE BORDEAUX
Mit den sogenannten «Zweitweinen» der berühmten Güter aus dem Médoc verfügen Weinfreunde über ein attraktives Zusatzangebot von mehrheitlich roten Kreszenzen, die sich von den Grands Vins sowohl im Stil wie auch in ihrer Zugänglichkeit durchaus unterschei
Gleich ist die qualitative Zuwendung und Aufmerksamkeit, die diesen Weinen seitens der Winzer zuteilwird, der Preis hingegen liegt stets markant unter jenem der «grossen Brüder». Während man bei den Spitzenweinen durch ihren längeren Barrique-Ausbau und entsprechenden Tanninen ein bis zwei Jahrzehnte auf die Trinkreife warten muss, kann man sich mit den Zweitweinen bereits recht früh ein Bild davon machen, wohin die Reise bei einem Jahrgang geht. Waren in früheren Jahren Zweitweine in gewisser Weise eine Selektion jener Fässer, die für den Erstwein keine ausreichende Qualität mitbrachten, so sind es heute oft
Weine aus Junganlagen, deren Charakter und Intensität noch nicht komplex genug für die Top-Cuvée erscheinen. Die für den Zweitwein ausgewählten Grundweine werden mit geringerem Neuholzanteil ausgebaut und präsentieren sich stets fruchtiger und frischer als ihre grossen Brüder – aber auch sie repräsentieren das jeweilige Terroir samt entsprechendem Appellationscharakter.
Falstaff hat für diese Verkostung die Zweitweine des Jahrgangs 2018 der Grands Crus Classés aus dem Médoc, jene der Graves in Rot- und Weissweinvariante sowie die Zweitweine der klassifizierten Süssweine aus Sauternes probiert, die nun bei uns auf den Markt kommen. Die Zweitweine der weltberühmten Premiers Crus sind indes preislich eine Liga für sich, qualitativ lassen sie aber auch die Grands Vins der meisten anderen klassifizierten Gewächse hinter sich. In jedem Fall bieten die Zweitweine einen unkomplizierten Einstieg in der Welt der feinen Bordeaux, und mit einem Preis von etwas mehr als 50 Franken ist man da schon bei ganz tollen Zweitweinen wie dem Cos d’Estournel oder dem Montrose voll dabei. Die Zahl der Empfehlungen aus 2018, die nun in der ersten Jahreshälfte auf den Markt kommen werden, ist beachtlich. Und angesichts des spannenden PreisLeistungs-Verhältnisses ist das auch der ideale Einstieg in die Welt des Bordeaux.
TEXT & NOTIZEN VON PETER MOSER