Falstaff Magazine (Switzerland)
BURGUND EN PRIMEUR
Nach dem 2018er-Hitzewellen-Jahrgang verkörpert Burgund 2019 so etwas wie eine neue Klassik – als Ausdruck wirklicher Balance. Die Roten haben ebenso viel Frucht und Fülle wie Präzision; und die Weissen zeigen Spannung und Tiefe.
Ja, Burgund hat mittlerweile gelernt, mit dem Klimawandel umzugehen – grösstenteils zumindest. Das ist auch nötig, denn die Weine waren noch nie so gefragt wie heute. 2019 bescherte grossen Segen: Ein trockener Sommer mit gelegentlichen Regenschauern im August garantierte stetiges Reifen, wenngleich eine verrieselte Blüte zu einer reduzierten Erntemenge führte. Schlussendlich gab es gesundes, köstliches Lesegut. Was durch den Klimawandel immer augenscheinlicher wird, ist die Qualität, die sich durch die Appellationspyramide zieht: Natürlich haben die Grands Crus einen anderen Anspruch, aber auch einzeln ausgebaute Parzellen in Villages-Appellationen sind von einer Fruchtigkeit und einem Ausdruck, von denen die Grossväter der heutigen Winzer nur träumen konnten. Der weltweite Andrang macht Burgunder mittlerweile zum Millionärshobby: Um die gefragtesten Weine der Kultwinzer zu ergattern, muss man nicht nur schmerzliche Preisgrenzen überschreiten, sondern auch ordentlich Basis kaufen, damit es mit der Allokation klappt. Etwas anders ist es noch bei den sogenannten Négociants-Éleveurs, eingesessene Handelshäuser, die seit Generationen Weinberge pflegen, aber auch Trauben zukaufen. Sie sind leichter verfügbar und nicht überteuert. Das Schöne daran ist, dass sich dort in den vergangenen Jahren eine Qualitätsrevolution vollzogen hat. Eine besondere Stärke dieser Häuser ist deren Weinbergsbesitz in Beaune selbst: Oftmals wird diese Appellation übergangen und ignoriert, dennoch birgt sie unheimlich charmante Schätze, die sich ein wirklicher Burgund-Liebhaber mitunter auch noch leisten kann.