Falstaff Magazine (Switzerland)
Von Spanien und Frankreich über Italien bis nach Kroatien: Weine, die am Mittelmeer – in jeder Hinsicht – gross geworden sind.
Meer und Wein, das ist nicht nur aus Konsumentensicht eine perfekte Kombination. Auch der Weinbau profitiert von der Nähe zum Wasser. Die salzhaltige Luft, Wind und Sonne, geografische Besonderheiten, Mikroklima – all diese Aspekte geben auch dem Wein einen unverwechselbaren Charakter. Der Falstaff präsentiert zehn aussergewöhnliche Erzeuger an den Küsten des Mittelmeers.
Die Wiegen des Weinbaus standen dereinst in Georgien, im Südkaukasus sowie im Zwischenstromland Mesopotamien. Über Ägypten und den Nahen Osten verbreitete sich die Rebe dank des Aufstiegs der griechischen Kultur auch in Europa. Kolonisten brachten die Weinkultur bis zum fünften vorchristlichen Jahrhundert bis nach Sizilien, Marseille oder Cádiz, wohl auch bis zur Atlantikküste Portugals. Danach übernahmen die Römer diese Rolle und trieben die Kultivierung des Weinstocks weiter voran.
Bis heute sind die Küstenlandschaften des Mittelmeeres entscheidend vom Weinbau geprägt. Von winzigen, steilen Terrassen wie in Liguriens Cinque Terre bis hin zu Rebenmeeren wie jenen auf den flachen Küstenstreifen Südfrankreichs reicht die Palette. An den Gestaden des Mittelmeers wachsen alle Arten von Wein: von leichtfüssig bis voluminös, von trocken bis süss, von reduktiv bis oxidativ. Alles ist möglich.
GEFRAGTE KRAFT UND SÜSSE
Die Mittelmeerhäfen Europas entwickelten sich im Zuge dessen schnell zu den wichtigsten Drehscheiben für den internationalen Weinhandel, der schnellste Transportweg war das Meer. Lange waren vor allem die maritimen Süssweine das gefragteste Handelsgut, denn für diese konnten die höchsten Preise ausgerufen werden. Zu diesen Trinkpreziosen zählten Weine wie der – einem süssen Sherry ähnliche – Commandaria aus Zypern, der Vinsanto von der Vulkaninsel Santorin oder süsser Malvasia aus Monemvasia am Peloponnes. Später kamen auch die Weine aus Marsala in Sizilien oder die Muscats de Lunel oder de Frontignan aus der Region um Montpellier dazu, ausserdem der Banyuls, der Maury im Roussillon oder aus Malaga.
Längst haben sich die Ansprüche der Weinfreunde verändert, heute sucht man nach trockenen Weinen, die sich mit den Küchenstilen von heute kombinieren lassen. Und so wie sich die regionale Art zu kochen Schritt für Schritt weiterentwickelt hat, so haben auch die Küstenzonen des Mittelmeers eine stets weiterwachsende Vielfalt von höchst unterschiedlichen Stilen aus einem Panoptikum von Rebsorten entwickelt. Und der fortschreitende Klimawandel wird auch weiter zu spürbaren Veränderungen des mediterranen Weinangebots führen – die Zeit bleibt nicht stehen. Das beste Beispiel aus jüngeren Tagen ist der Boom, der um die feinfruchtigen Rosés de Provence entstanden ist, die lange eher ein Mauerblümchendasein auf den internationalen Weinkarten geführt haben.
Der Mittelmeerraum war also schon immer gleichsam ein leistungsstarkes Versuchslabor, wenn es darum ging, neue Weinstile und -trends zu kreieren. Der Falstaff präsentiert auf den folgenden Seiten zehn exemplarische Weingüter rund ums Mittelmeer, die aufgrund ihrer Geschichte, ihrer Produkte und ihrer Philosophie eine herausragende Rolle im europäischen Weinbau spielen …