Falstaff Magazine (Switzerland)
BORDEAUX EN PRIMEUR
Worauf dürfen sich Weinfreunde bei den Bordeaux aus dem jüngsten Jahrgang 2020 freuen? Kurz gesagt: Bombenfarbe und Bombenfrucht, gepaart mit reifen Tanninen und bezaubernder Frische. Aber Achtung: Trotz grossem Sammelpotenzial ist dies kein durch und durch homogener Jahrgang, hinschauen lohnt sich also.
Der Jahrgang 2020 wird von Bordeaux-Liebhabern mit berechtigter Vorfreude erwartet. Falstaff hat gut 500 Fassproben verkostet und kommt zu dem Schluss, dass man diesem Jahrgang nicht nur als passionierter Bordeauxsammler wirklich Aufmerksamkeit widmen sollte. Die Weine sind auf einem sehr hohen Qualitätsniveau und erfüllen damit per se die Ansprüche, die man stellt, wenn man an einen Subskriptionskauf denkt. Auch wenn die Preise im Vergleich zum ausgesprochen wohlfeilen Jahrgang 2019 etwas angezogen haben, so liegen sie immer noch auf sehr ansprechendem Niveau.
Im Médoc sind leichtfüssig wirkende Klassiker voll Eleganz, Frucht und toller Tanninreife entstanden, die teilweise an die klassischen Jahrgänge 2010 und 2016 erinnern (allerdings noch besser, sind sich die Winzer sicher). Am rechten Ufer hingegen schliesst 2020 an die opulenten Weine der letzten beiden Jahre an. Opulent, ja sexy und zugänglich, aber bei aller Üppigkeit auch mit guter Frische ausgestattet, werden diese Weine eher Freunde von Napa Valley oder Bolgheri in ihren Bann ziehen.
Man kann mit Fug und Recht sagen: Bordeaux zeigt in 2020 gleich zwei superlative stilistische Varianten, und so können die Weinfreunde ganz nach persönlicher Präferenz wählen. Da bei aller Zugänglichkeit auch dank der Supertannine die Lagerfähigkeit nichts zu wünschen übrig lässt, sollte man von seinem Lieblingswein dieses Jahr daher eher gleich zwei als nur eine Kiste kaufen, dann kann man diesen auch in allen Entwicklungsphasen geniessen.