Falstaff Magazine (Switzerland)
TROPHY CHASSELAS
Falstaff hat sich wieder auf die Suche nach dem besten Chasselas der Schweiz gemacht. Entdeckt haben wir viele spannende Tropfen, die verdeutlichen, wie divers das Chasselas-Universum mittlerweile ist. Wer in diesem Jahr ganz oben stand, lesen Sie hier.
FRISCHER
WIND
Die Spielarten des Chasselas scheinen vielfältiger zu werden. Genau dieser Eindruck entstand bei unserer diesjährigen Falstaff Chasselas Trophy. Neben dem klassischen, filigranen Stil, der vorherrschte, fanden sich bei dieser Trophy deutlich mehr experimentelle Weine als in den Jahren zuvor. Teils unfiltriert, teils mit weniger Schwefeldioxid ausgebaut und teils mit deutlich mehr Reife auf den Markt gebracht.
Genau so ein Wein, ein gereifter Chasselas erklomm bei unserer diesjährigen Trophy auch den ersten Platz. Der Fendant 2011 von der Domaine Beudon aus dem Wallis. Einer der letzten Jahrgänge, den der im Jahr 2016 verstorbene Winzer Jacques Grange vinifizierte. Grange, eine Ausnahmefigur der Schweizer Weinwelt, galt als Pionier des biodynamischen Weinbaus hierzulande und setzte Zeit seines Lebens auf den Ausdruck der Natur, des Terroirs, in seinen Weinen. Der Chasselas der Domaine Beudon, die seit Granges Tod von seiner Frau Marion geführt wird, ist ein Monument. Eines, das auch jetzt noch nicht seinen Höhepunkt erreicht hat, sondern noch Jahre reifen kann. Die Reife steht dem Chasselas, wie wir auch bei unseren vorherigen Trophys immer wieder begeistert feststellen durften. Zudem wurde bei der Trophy wieder einmal deutlich, wie sehr die Sorte für Einflüsse von aussen empfänglich ist. Sei es das Mikroklima, der Boden oder der Winzer. Chasselas drückt diese Einflüsse deutlicher aus als es andere Sorten können. Wie auch unser Zweitplatzierter aufzeigt.
Der präsentierte sich – obwohl deutlich jünger – nicht minder komplex als der Fendant der Domaine Beudon. Winzer Bernhard Cavés 2020er Cuvée du 25me Ollon Coteau Verschier Amphore bestach vor allem durch seine puristische Art und die immense Frische, die er mit sich bringt. Wie der Weinname verrät, setzt Cavé beim Ausbau dieses Tropfens auf alternative Gebinde. Ein Einfluss, der dem Chasselas steht, wie wir finden.
Wie viel Tiefe Chasselas besitzen kann, verdeutlichte auch der Drittplatzierte unserer diesjährigen Chasselas Trophy: der Petit Clos der Domaine La Colombe. Ein würziger, frischer Tropfen – mit reifer Säure ausgestattet und dem klassischen Konzept unter den Top drei wohl am nächsten.
PLATZ
2011 FENDANT DOMAINE DU BEUDON
«Wunderbare Säure, hohe Harmonie und keinesfalls
altersmüde»
94
•
Fendant 2011
Domaine de Beudon, Fully
Helles Goldgelb. Klar gereifte Nase mit getrockneten Zitrusfrüchten, vor allem Orange, dazu Rauch, etwas grillierter Pfirsich. Entwickelt sich mit Luft immer weiter, zeigt sich zusehends kräutriger. Am Gaumen sehr geschmeidig mit wunderbar stützender Säure und hoher Harmonie. Endet lang auf Kräuter- und Zitrusnoten, zeigt sich in keiner Weise altersmüde. Erstklassiger gereifter Chasselas, der auch noch einige Jahre weiterreifen kann. beudon.ch, CHF 19,–
93
•
2020 Cuvée du 25ème, Ollon Coteau de Verschiez Amphore
Bernard Cavé, Ollon
Dezentes, mineralisches Bukett mit Noten von Feuerstein, kandierter Zitrone, Apfel sowie einem Hauch Orangenblüte. Am Gaumen schön ausgewogen mit mittlerer Breite bei hoher Frische. Hat einen trinkfördernden Grip, schöne Länge. bernardcavevins.ch, CHF 17,–
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2019 Chasselas Petit Clos Montsur-Rolle, Domaine La Colombe SA Féchy
In der Nase würzig-fruchtig mit Noten von Apfel, Pfirsich und Zitrusfrüchten. Zudem Anklänge von Kamille und Lindenblüte. Komplex. Am Gaumen vollmundig mit reifer Säure. Aroma von Zitrusfrüchten, grünem Apfel, roter Johannisbeere und gedörrter Aprikose. Etwas Karamell. Mineralischer langer Abgang. lacolombe.ch, CHF 17,–
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2020 Chasselas La Plantaz Abbaye de Mont, Mont-sur-Rolle
Ville de Lausanne, Puidoux
Zeigt sich in der Nase mit schöner Fruchtaromatik. Intensive Noten von Pfirsich, gelbem Apfel und Mandarine. Dazu Anklänge von Orangenblüte und Bisquit. Am Gaumen vollmundig und dennoch elegant. Aroma von gedörrtem gelbem Steinobst und exotischen Früchten sowie frische Zitrusnoten. Langer, mineralisch anmutender Abgang. lausanne.ch, CHF 11,50
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Fendant «L'Enfer du Calcaire» Histoire d’Enfer, Corin-sur-Sierre
Zunächst etwas zurückhaltend in der Nase. Mit etwas Sauerstoff offenbart sich jedoch ein überaus komplexes Bukett mit Noten von Karamell, Apfel, gelbem Steinobst, Zitrus und Lindenblüte. Am Gaumen vollmundig und mit frischer saftiger Säure ausgestattet. Aroma von gelbem Steinobst, Apfel, Zitrus, schöner Schmelz. Langer, mineralisch anmutender Abgang. histoiredenfer.ch, CHF 24,–
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BIO Fendant 2018 Domaine de Beudon, Fully
Recht intensive Nase mit Noten von Mandeln, getrockneten Wiesenblumen und Kräutern sowie Anklängen von kandierten Zitrusfrüchten, dezent Dörrfrüchte und Birne. Am Gaumen von schönem Gehalt, mittlere Breite mit gut integrierter, natürlich wirkender Säure, angenehmer Gerbstoffstruktur und rauchig-würzigen Anklängen. Endet mittellang mit Karamellnoten. beudon.ch, CHF 19,–
92
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2019 Chasselas Château Maison Blanche Yvorne
Château Maison Blanche, Yvorne
Komplexes Bukett mit Noten von nassem Stein, Mirabelle, Apfel und Aprikose. Zudem Anklänge von Zitrusfrüchten und Papaya. Am Gaumen mit reifer Säure ausgestattet. Wirkt filigran und auf seine eigene Weise gehaltvoll. Aroma von gelbem Steinobst, Zitrus und Apfel sowie mineralischsalzige Anklänge. Langer Abgang auf grünem Apfel. maison-blanche.ch, CHF 20,–
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2019 Fendant Les Bans Gérald Besse, Martigny-Croix
Leicht reduktives Bukett. Mit etwas Luft dann präzise Zitrusaromatik, vor allem Limettenund Zitronenabrieb. Zudem Noten von Aprikose, Mirabelle und würzige Anklänge. Am Gaumen frisch und elegant.
Mit weicher Säure ausgestattet und Aroma von grünem Apfel sowie gelbem Steinobst. Ein Hauch exotische Früchte und Mokka. Wirkt äusserst mineralisch im langen Abgang. besse.ch, CHF 14,50