Falstaff Magazine (Switzerland)

SERIE: CORTIS KÜCHENZETT­EL

Ananas rehabiliti­ert Flanksteak­s

- Gourmet-Autor SEVERIN CORTI

Ö sterreich ist als Land bekannt, in dem gekochtes Rindfleisc­h in einzigarti­ger Vielfalt und Perfektion zubereitet wird. Das ist schön, es bedeutet nämlich, dass wir noch ganz viel lernen können. Nämlich bei einer anderen Art, Rindfleisc­h unnachahml­ich gut zu Tisch zu bringen: dem Grillieren.

Nicht, dass unsere heimischen Grillweltm­eister, die dieser Tage auf jedem besseren Balkon, in jedem ordentlich­en Familienga­rten am Werk sind, nicht wüssten, wie man ein Steak mit der nötigen Expertise auf den Rost legt. Das Problem liegt ganz woanders: bei der hierzuland­e üblichen Art, sich dem Rind mit dem Schlachter­beil zu nähern. Das Rind wird im Land des Suppenflei­schs nämlich so zugeschnit­ten, dass es sich, von Hüferschwa­nzl über Beinfleisc­h bis zum Schulterst­ück und Tafelspitz, in puncto Faserstruk­tur und Fettanteil nur noch zum Kochen eignet. Dazu kommt, dass es kaum noch verantwort­ungsvolle Fleischer gibt, die ihre Ware fachgerech­t abhängen lassen.

In den USA, in Spanien, Frankreich oder Südamerika, wo Rind in der Hauptsache kurz gebraten, gegrillt oder dem BarbecueOf­en überantwor­tet wird, werden all die Teile, die bei uns in die Suppe wandern, in ebendieser Form verwendet. Nur müssen sie dazu ein wenig anders von der Karkasse geschnitte­n und zugeputzt werden. Eine ganze Reihe anderer Steaks galt bei uns die längste Zeit ganz buchstäbli­ch als Hundefutte­r – aus Unwissenhe­it. Dazu gehört neben dem Zwerchfell und dem Herz- oder Nierenzapf­en auch das Flanksteak vom hinteren Teil des Bauchlappe­ns. Klar ist es relativ grobfasrig, richtig kurz gebraten aber ergibt es ein besonders geschmackv­olles Steak. Ein guter Metzger sollte geheime Delikatess­en dieser Art auf Bestellung verfügbar haben.

Idealerwei­se sollte das Fleisch dafür gut abgehangen sein, damit die enthaltene­n Enzyme Zeit haben, ihre Arbeit zu verrichten und im Zuge der Reifung dafür zu sorgen, dass es zarter wird. Man kann sich aber auch anders helfen und ein Wunder der Natur zu eigen machen: Das nebenstehe­nde Rezept nutzt dazu die Kraft der Ananas. Die exotische Frucht enthält Bromelain, ein Enzym mit kollagenze­rsetzendem Effekt.

Festes Fleisch wird dank Ananas zart – allerdings ist Vorsicht geboten: Zu langes Marinieren in Ananassaft oder -püree verleiht dem Fleisch eine unattrakti­ve Konsistenz. Bei einem gut drei Zentimeter dicken Stück wie dem Flanksteak sollten deshalb 30 Minuten nicht überschrit­ten werden. Danach gut abspülen, trocken tupfen und wie gewohnt mit Salz und frisch gemahlenem schwarzem Pfeffer würzen. Ein Tipp zuletzt: Bromelain ist auch im Mittelstru­nk der Frucht enthalten, den man ohnehin entsorgt. Wir haben in nebenstehe­ndem Rezept deshalb den Strunk zum Marinieren verwendet – und aus dem Fruchtflei­sch eine pikant fruchtige Beilage gebastelt, die ganz hervorrage­nd zu Grillierte­m passt.

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 ??  ?? Gesammelte Rezepttipp­s von Severin Corti unter fls.tf/corti
Gesammelte Rezepttipp­s von Severin Corti unter fls.tf/corti

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