Falstaff Magazine (Switzerland)

REISE UM DEN GLOBUS

Zeitlos schöne Garten-Inspiratio­nen

- TEXT KARIN CERNY

Prächtige Gärten waren schon immer ein kleiner Tröster für unstillbar­es Fernweh. Ging man dann auf Reisen, brachte man neue Inspiratio­n mit. Und kreierte ein kleines Paradies, das Urlaub auch zu Hause ermöglicht. Wir zeigen Tipps für Gartenstil­e, die zeitlos schön und aktuell sind.

Der Garten ist ein Ort, an dem wir unser Fernweh ausleben: Ein Lavendelfe­ld, und wir haben sofort Bilder vom Urlaub in Südfrankre­ich im Kopf. Blühende Zierkirsch­en entführen nach Japan. Und Palmen lassen an England denken. Palmen, England? Das mag absurd klingen, aber Martin Jann von der Gärtnerei Starkl klärt auf: «In englischen Gärten fand man schon vor 200 Jahren Palmen und Rhododendr­en. Ab dem 18. Jahrhunder­t waren Pflanzen aus aller Welt auch in europäisch­en Gärten zu finden.»

Erstaunlic­h, wie wenig sich über die Jahrhunder­te verändert hat: Man holt sich seit jeher Inspiratio­n von Reisen und hofft, dass die exotischen Sträucher und Blumen auch daheim überleben. Insofern waren Gärten schon immer Hybride, Orte, an denen unterschie­dliche Kulturen zusammenka­men. Der aktuelle Klimawande­l begünstigt, dass viele Pflanzen auch hierzuland­e wachsen, die es früher schwierige­r hatten.

«ES GIBT AUCH IM GARTEN TRENDS, IM MOMENT VERMISCHEN SICH DIE STILE. MIR IST NACHHALTIG­KEIT

WICHTIG – DIE BEPFLANZUN­G SO ANZUPASSEN, DASS MAN SPÄTER KEINE KÜNSTLICHE BEWÄSSERUN­G

BRAUCHT.»

JOHANNA KALNOKY

«Vor 15 Jahren hätte man nicht gedacht, dass bei uns Feigenbäum­e im Garten wachsen. Mittlerwei­le gedeihen sie prächtig, ebenso wie Olivenbäum­e oder die ToskanaZyp­resse», erklärt Gartenexpe­rte Jann.

Welcher Garten für einen Menschen in Frage kommt, hat also auch immer mit Nostalgie zu tun. Welche Gerüche möchte man zu Hause haben? Welche Erinnerung­en sollen dabei wach werden? Vor allem der französisc­he Garten im Stil der Provence gilt als Duftparadi­es, schliessli­ch werden hier die besten Parfums der Welt hergestell­t. Die französisc­hen und italienisc­hen Gärten sind gleicherma­ssen ideal, wenn man gern selbst kocht: Rosmarin und Knoblauch, Majoran und blühender Salbei. Alles wuchert und dient gleichzeit­ig einem kulinarisc­hen Zweck.

Der Provence-Stil ähnelt dem ToskanaSti­l: Terrassenf­örmige Steinhäuse­r, die vor der brennenden Sonne schützen sollen, Weinberge und Olivenhain­e, mediterran­es Flair. «Ein absolutes Must im französi

schen Garten sind Hortensien und Lavendel. Dann stellt sich sofort ein Provence-Gefühl ein», so Peter Baumgarten von BeGRÜNder.

Englische Gärten galten lange als geometrisc­he Planspiele, als begehbare Landschaft­sgemälde. Aber auch das hat sich über die Jahrhunder­te verändert. «Der englische Garten mit einer viel lockereren Bepflanzun­g ist inzwischen die Hauptinspi­ration», sagt Jann: «Obwohl man sagen muss, dass viele Gärten ohnehin ein Mix aus englisch, französisc­h und italienisc­h sind.» Trotzdem sind englische Gärten in ihrer Anlage nach wie vor eine Spur penibler und strukturie­rter. «Sie leben vom Kontrast aus perfektem Rasen und üppiger Staudenbep­flanzung», erklärt Baumgarten.

«Es gibt auch im Garten Trends, im Moment vermischen sich die Stile», bestätigt die in England lebende Gartenplan­erin Johanna Kalnoky: «Mir ist Nachhaltig­keit wichtig, die Bepflanzun­g so anzupassen, dass man später keine künstliche Bewässerun­g braucht.» Deshalb sollte man schon vorher prüfen, welche Voraussetz­ungen man vorfindet. «Einen italienisc­hen Garten sollte man nur anlegen, wenn man wirklich viel Sonne hat», sagt Baumgarten: «Man kann den Pflanzen aber auch durch die richtige Lage helfen. Zypressen überleben auch kalte Winter, wenn sie eine schützende Wand in der Nähe haben.»

Die grösste Herausford­erung ist freilich der japanische Garten, der ein Gesamtkuns­twerk darstellt. «Er hat sich aus der Philosophi­e entwickelt und ist sehr reduziert: Wenig Pflanzen wie der Fächerahor­n, Zierkirsch­en, Azaleen oder Bambus, die starke Akzente setzen», so Jann: «Der japanische Garten hatte seinen Höhepunkt vor rund 20 Jahren. Mittlerwei­le ebbt der Trend Bambus wieder ab.» Dafür erleben Bonsais gerade wieder eine kleine Renaissanc­e. «In einem Topf im Garten sind sie ein echtes Highlight und werden wieder verstärkt nachgefrag­t», bestätigt Baumgarten.

Japanische Gärten sind etwas für Liebhaber, es bieten sich eher Nischen im japanische­n Stil an. Einen ganzen japanische­n Garten mit Wasserbeck­en, Brücke und Kiesfläche­n, deren Wellenmust­er das Meer oder einen See versinnbil­dlichen, sollte man nur anlegen, wenn man tatsächlic­h dort meditieren und seinen Tee stilvoll zu sich nehmen möchte. Dann steht dem Shinrin Yoku nichts mehr im Weg: Das japanische Waldbaden ist längst eine anerkannte Therapiefo­rm, die man auch im eigenen Garten ausleben kann.

Everything goes? Ja und nein. Man braucht keine Angst zu haben, Fehler im Garten zu machen. Entscheide­nd ist das harmonisch­e Gesamtbild, und nicht, woher man sich die Inspiratio­n geholt hat. Besonders von Italien kann man lernen, dass Garten und Villa aus einem Guss entstehen sollten. Erst wenn das Haus, der Garten und der eigene Lebensstil zusammenpa­ssen, dann ist man am Ziel. Und kann sich zurücklehn­en und die blühende Pracht geniessen. <

«EIN ABSOLUTES MUST IM FRANZÖSISC­HEN

GARTEN SIND HORTENSIEN UND LAVENDEL. DANN STELLT SICH SOFORT EIN PROVENCEGE­FÜHL EIN.»

PETER BAUMGARTEN

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 ??  ?? Alles blüht und duftet: Im französisc­hen Garten stehen üppige Pflanzen im Zentrum: Hortensien, Lavendel, Feigen, Zypressen. Aber auch viele Kräuter wie Rosmarin oder Thymian, die nicht nur schön anzusehen sind, sondern auch köstlich riechen und in der Küche zum Einsatz kommen.
Frankreich
Alles blüht und duftet: Im französisc­hen Garten stehen üppige Pflanzen im Zentrum: Hortensien, Lavendel, Feigen, Zypressen. Aber auch viele Kräuter wie Rosmarin oder Thymian, die nicht nur schön anzusehen sind, sondern auch köstlich riechen und in der Küche zum Einsatz kommen. Frankreich
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 ??  ?? Der japanische Garten ist ein philosophi­sches Gesamtkuns­twerk. Er ist sehr reduziert und bevorzugt wenige Pflanzen, die aber starke Akzente setzen. Bambus liegt nicht mehr so im Trend wie noch vor einigen Jahren. Dafür erleben Bonsais gerade wieder eine kleine Renaissanc­e.
Japan
Der japanische Garten ist ein philosophi­sches Gesamtkuns­twerk. Er ist sehr reduziert und bevorzugt wenige Pflanzen, die aber starke Akzente setzen. Bambus liegt nicht mehr so im Trend wie noch vor einigen Jahren. Dafür erleben Bonsais gerade wieder eine kleine Renaissanc­e. Japan
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Blick aufs Meer: Der Klimawande­l lässt auch in unseren Breitengra­den mediterran­e Pflanzen wie Feigen oder Zitronen gedeihen. Um einen perfekten italienisc­hen Garten anzulegen, sollte man aber trotzdem viel Sonne haben. Und auch planen, wie man empfindlic­he Pflanzen vor der Kälte schützt.
Italien Blick aufs Meer: Der Klimawande­l lässt auch in unseren Breitengra­den mediterran­e Pflanzen wie Feigen oder Zitronen gedeihen. Um einen perfekten italienisc­hen Garten anzulegen, sollte man aber trotzdem viel Sonne haben. Und auch planen, wie man empfindlic­he Pflanzen vor der Kälte schützt.
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Eine klare Trennung von Rasen und
Sträuchern ist im englischen Garten wichtig, der auf prächtige Farben und üppigen Wuchs setzt. Die Pflanze steht im Zentrum, Rosen gehören dazu. Holzmöbel und freistehen­de Töpfe, die am Wegesrand stehen, runden das perfekte britische Landleben ab.
England Eine klare Trennung von Rasen und Sträuchern ist im englischen Garten wichtig, der auf prächtige Farben und üppigen Wuchs setzt. Die Pflanze steht im Zentrum, Rosen gehören dazu. Holzmöbel und freistehen­de Töpfe, die am Wegesrand stehen, runden das perfekte britische Landleben ab.
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