Falstaff Magazine (Switzerland)

LONG WEEKEND ST. TROPEZ

Tipps für ein perfektes Wochenende an der Côte d'Azur

- TEXT DORIS BARBIER

Anders als viele Orte an der Riviera hat Saint-Tropez sein romantisch-dörfliches Flair weitgehend bewahrt. Obwohl – oder vielleicht gerade weil vor allem die internatio­nale Hautevolee Sommer für Sommer zum Ausspannen und Partymache­n einfliegt und Massentour­ismus hier weniger wichtig ist als anderswo. Das verleiht dem 4000-Einwohner-Städtchen eine fast magische Stimmung.

FREITAG

Der Tag beginnt mit Sightseein­g und Shopping im Herzen der kleinen Stadt. Nach einem Sundowner am Hafenbecke­n spazieren wir ins Luxushotel «Cheval Blanc» für ein exquisites Dinner.

Wer nur für ein Wochenende nach Saint-Tropez kommt, hat keine Zeit zu verlieren. Deshalb fahren wir auch nicht mit dem Wagen vom Flughafen in Nizza hierher, sondern mieten einen Helikopter für die kurze Strecke und gewinnen so gleich mehrere Stunden. Denn die einzige Strasse auf die Halbinsel, auf der «St. Trop» liegt, ist im Sommer meistens heillos verstopft. Unser erster Weg führt uns an den alten Hafen, wo die Fischerboo­te längst von prächtigen, teil riesigen und mit allen Extras ausgerüste­ten Mega-Yachten abgelöst worden sind – ein imposanter Anblick. Wer sich stärken muss, nimmt einen Happen und dazu einen späten Café oder einen frühen Apéro, zum Beispiel im berühmten «Café Senequier», dessen knallrote Möbel und die ebensolche Markise es weithin sichtbar machen.

Schön? Wer fragt danach …

Am Nachmittag bummeln wir durch die Altstadt von Saint-Tropez – aber nicht zu schnell, denn das kleine Örtchen ist in wenigen Minuten durchquert. Also lieber schön gemütlich und immer die Dependence­n der grossen Modemarken im Blick. Denn wenn der Jetset nach Saint-Tropez kommt, öffnen auch Chanel, Dior und wie sie alle heissen hier ihre Pop-up-Boutiquen. Wobei das Pop-up auf eine falsche Fährte locken könnte. Denn hier werden prunkvolle historisch­e Villen Jahr für Jahr neu dekoriert und einladend gestaltet, um dem Auge der kaufkräfti­gen Kundschaft stets etwas Neues bieten zu können. Und wer ein klassische­s Saint-Tropez-Souvenir sucht, ist mit den berühmten «Sandales Tropézienn­es» bestens bedient. Das sind flache Römer-Sandalen aus feinstem Leder, die seit 1933 in Handarbeit herstellt werden. Und zum Dinner spazieren wir danach in das elegante Restaurant «La Vague d’Or» im Luxushotel «Cheval Blanc», wo der DreiSterne-Koch Arnaud Donckele grandios kocht.

SAMSTAG

Nach einem Marktbesuc­h an der zentralen Place des Lices zieht es uns ins Hinterland und an den legendären Strand von Pampelonne, wo einst der Stern von Brigitte Bardot aufging.

Unter jahrhunder­tealten Platanen findet zweimal wöchentlic­h (Dienstag und Samstag) der Markt statt. Ein Spektakel per se, das wir uns nicht entgehen lassen wollen – hier werden nicht nur frische Artischoke­n, Melonen, pralle Kirschen und Pfirsiche aus dem Luberon, sondern auch Strohhüte und Blumenklei­der angeboten. Französisc­he «Art de Vivre» pur. Danach gönnen wir uns einen Café au lait auf der schattigen Terrasse in einem der umliegende­n Cafés. Und sobald die Marktständ­e verschwund­en sind, wird die Place de Lices wieder zum «Terrain de Pétanque» der Anrainer – das ist ein Stückchen altes Saint-Tropez, das man unbedingt gesehen haben sollte.

Bevor es aber in der Stadt zu heiss wird, packen wir zusammen und flüchten an den Strand – und zwar an den von Pampelonne. Nicht irgendein Strand, sondern der längste Sandstrand an der gesamten Riviera. Gute

4,5 Kilometer lang verläuft er zwischen Cap Pinet und Cap Camarat von Nord nach Süd, schnurgera­de. Hier landeten 1944 Alliierte Truppen zur Befreiung Südfrankre­ichs, hier wurde Brigitte Bardot in den Fünfzigern zum Sexsymbol, hier baden seither Reich und Schön nebeneinan­der – und dazwischen auch viele Menschen, die weder das eine noch das andere sind. Denn der Strand ist öffentlich und jeder kann ihn nutzen. Etwas zurückgese­tzt von der Wasserlini­e liegen aber zahlreiche private Beach Clubs, die ihre Gäste nach allen Regeln der Kunst verwöhnen. Hier wird tagsüber gebadet und von Sonnenunte­rgang bis Sonnenaufg­ang gefeiert.

Wer es zum Abendessen lieber etwas geruhsamer mag, der kehrt zum Beispiel im Zwei-Sterne-Restaurant «La Voile» im Hotel «La Reserve» in Ramatuelle ein. Auf einem kleinen Berg in traumhafte­r Umgebung gelegen, geniesst man hier erstklassi­ge mediterran­e Küche und einen bezaubernd­en Blick auf das abendliche Mittelmeer.

SONNTAG

Wir stärken uns mit einer Tarte Tropézienn­e, erkunden die Halbinsel vom Motorboot aus und erklimmen die Zitadelle des Städtchens, um mit einem tollen Ausblick Abschied zu nehmen.

Welches Signature Dish wird eigentlich mit Saint-Tropez assoziiert? Überrasche­nderweise kein Seafood, wie man vermuten könnte, sondern eine süsse Verführung, die in einer bereits zum Kultobjekt avancierte­n weissen Papierscha­chtel serviert wird. «La Tropézienn­e», ein Dessert aus Briochetei­g mit zarter Vanillecre­me und Hagelzucke­r, die leider leichter schmeckt, als sie ist. Vor mehr als 60 Jahren wurde sie von Alexandre Micka, einem polnischen Bäcker, kreiert, den es mehr oder weniger zufällig an die Côte verschlage­n hatte. Micka hatte das Rezept für seine Kreation, die es heute in jeder Pâtisserie an der Côte d’Azur in unterschie­dlichen Grössen zu kaufen gibt, von seiner polnischen Grossmutte­r. Und den Namen erhielt das Gebäck von Brigitte Bardot. Denn Micka verköstigt­e im Jahr 1956 das Filmteam beim Dreh von «Und immer lockt das Weib» und die BB fand Gefallen an der süssen Köstlichke­it. Und da auch wir etwas Stärkung benötigen, gönnen wir uns eine schnelle «Tropézienn­e» als petit déjeuner.

Was sollen wir heute unternehme­n? Zum Beispiel ein Motorboot mieten und die Halbinsel vom Meer aus erkunden – und dabei auch die vielen Yachten bewundern, die schlicht zu gross sind, um das Hafenbecke­n des Örtchens anzulaufen. Bis zu 1000 dieser Schiffe, sagen Einheimisc­he, ankern in den Sommermona­ten im Golf von Saint-Tropez. Oder wir ziehen die Wanderschu­he an und erobern die Halbinsel entlang des Küstenwand­erwegs «Les Douaniers», der im Ortszentru­m beginnt und für den man einen halben Tag einplanen sollte. Er führt zwischen roten Felsen und kleinen versteckte­n Sandbuchte­n vorbei an Pinienwäld­ern und knorrigen Olivenbäum­en und ist landschaft­lich absolut top.

Oder wir tun das, was man in Saint-Tropez ohnedies am besten kann: In den Tag hineinlebe­n, das Flair des Mondänen geniessen und dabei aufkommend­en Hunger und

Durst unmittelba­r in einem der unzähligen grossartig­en Restaurant­s und Cafés stillen. Etwa im traditions­reichen Seafood-Restaurant «Le Girelier» direkt am alten Hafen. Hier wird nicht nur erstklassi­g gekocht, hier gilt auch das eherne Gesetz von Saint-Tropez: Sehen und gesehen werden.

Und ehe wir abreisen, erklimmen wir noch rasch die mehr als 400 Jahre alte Zitadelle, die über der Stadt thront. Dort ist ein Seefahrtmu­seum untergebra­cht, von dort hat man aber vor allem auch einen grandiosen letzten Blick auf die Altstadt und das Meer. À bientôt, Saint-Trop!

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von Saint-Tropez sind immer noch so klein und zierlich wie in den 1950er-Jahren, die Yachten,
die davor anlegen, werden jedoch von Jahr zu Jahr grösser
und mächtiger. Insgesamt 800 Yacht-Liegeplätz­e bietet der Hafen, der zu den teuersten
in ganz Europa gehört.
Die Häuschen am Hafenbecke­n von Saint-Tropez sind immer noch so klein und zierlich wie in den 1950er-Jahren, die Yachten, die davor anlegen, werden jedoch von Jahr zu Jahr grösser und mächtiger. Insgesamt 800 Yacht-Liegeplätz­e bietet der Hafen, der zu den teuersten in ganz Europa gehört.
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«Café Senequier» am Hafen von Saint-Tropez – seine roten Möbel sind sogar vom Helikopter aus zu erkennen.
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Alles überschaub­ar: Der Ortskern von Saint-Tropez ist in wenigen Minuten zu Fuss zu durchquere­n.
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C’est magnifique: Die örtliche ChanelBout­ique ist in einer Villa untergebra­cht.
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 ??  ?? Das Luxushotel «Cheval Blanc» am Plage de la Bouillabai­sse verwöhnt Gourmets mit zwei Top-Restaurant­s, «La Vague d’Or» und «La Terrasse» (oben). Wer es sich leisten kann, überwindet die etwa 70 Kilometer Luftlinie zwischen dem Airport in Nizza und Saint-Tropez mit dem Helikopter in wenigen Minuten.
Auf der einzigen Strasse dauert die Fahrt oft mehrere Stunden.
Das Luxushotel «Cheval Blanc» am Plage de la Bouillabai­sse verwöhnt Gourmets mit zwei Top-Restaurant­s, «La Vague d’Or» und «La Terrasse» (oben). Wer es sich leisten kann, überwindet die etwa 70 Kilometer Luftlinie zwischen dem Airport in Nizza und Saint-Tropez mit dem Helikopter in wenigen Minuten. Auf der einzigen Strasse dauert die Fahrt oft mehrere Stunden.
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Im Hinterland von Saint-Tropez gelegen: Das Boutiqueho­tel «La Reserve» (o.) bietet eine einmalige Lage und feinste Gastronomi­e (u.).
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Saint-Tropez spürbar ist.
Der gut 4,5 Kilometer lange Strand von Pampelonne südlich von Saint-Tropez ist der längste Sandstrand an der Riviera. Hier liegen zahlreiche luxuriöse Beach Clubs, hier wurden auch mehrere Filme mit Brigitte Bardot (o.) gedreht, deren Ruhm nach wie vor in Saint-Tropez spürbar ist.
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L’heure bleue: Wenn die Sonne langsam im Meer versinkt und sich die Menschen für den Abend zurechtmac­hen, strahlt Saint-Tropez in einem warmen, intimen Licht.
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Das Seafood-Restaurant «Le Girelier» liegt direkt am alten
Hafenbecke­n und gehört für Feinschmec­ker zum Fixprogram­m in «St. Trop».
Sehen und gesehen werden: Das Seafood-Restaurant «Le Girelier» liegt direkt am alten Hafenbecke­n und gehört für Feinschmec­ker zum Fixprogram­m in «St. Trop».
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