Falstaff Magazine (Switzerland)
MUNTANELLA
Arosa
«Muntanella» bezeichnet im Rätoromanischen ein Murmeltier. Der Name ist gut gewählt. Die breite Glasfront bietet einen eindrücklichen Blick auf die schroffen Gipfel und die karge Vegetation, die hier auf fast 2000 Metern über dem Meeresspiegel die Szenerie beherrschen. Das «Muntanella» bildet zusammen mit der «Stüva Cuolm» und dem «Ahaan Thai» das kulinarische Dreigestirn im «Kulm». Zwei dicke Trümpfe hält das Lokal in den Händen, nämlich eine betont regional gehaltene Karte und einen üppigst ausstaffierten Weinkeller. Für einmal zuerst zu diesem: Hier tummeln sich neben viel Einheimischem auch Flaschen von Armand Rousseau bis Château Margaux, dazu Supertoskaner wie Masseto und vieles mehr. Beim Franciacorta hat man eine Hausabfüllung im Angebot, auch in älteren Jahrgängen, die sich gut gehalten haben. In der Küche gibt Florian Mainzger sein Bestes, diese Kellerschätze würdig zu unterlegen. Mit Bruderhahn in einer knusprigen Kruste samt Leindottermayonnaise startet er unverkrampft in sein Abendmenü. Bei der Erbsenschaumsuppe mit Aargauer Safran-Gnocchi und Minze sind Aromendichte und minzige Frische gut austariert. Das Gulasch mit Semmelknödel interpretiert Mainzger auf innovative Weise, indem er das Fleisch durch Eierschwämmli ersetzt. Daraus wird allerdings weit mehr als bloss eine vegetarische Alternative, nämlich ein gelungener Teller mit eigenständigem Geschmacksprofil. Tadellos auch das Schweizer Kalb als Huft und Milken in der Kräuter-Pfeffer-Kruste. Betont einfach gestaltet ist das Dessert aus Apfelküchli, die nicht mehr sein wollen als jene, die wir aus der bürgerlichen Küche kennen. Alles in allem eine hochwertige, leicht verständliche Küche mit einem guten Schuss Alpenflair.