Falstaff Magazine (Switzerland)
DAS STRENGE REGIME VON ROMANÉE CONTI
Weltweit gibt es nur zwei oder drei Dutzend Händler, welche die Weine der Domaine de la Romanée Conti (DRC) vertreiben dürfen. Wer zu dem erlesenen Club gehört, verpflichtet sich der Domaine gegenüber, sehr klar definierte Spielregeln einzuhalten. Zu diesen Regeln gehört auch eiserne Verschwiegenheit. Da DRC die Massnahmen, mit denen der Betrieb seine Geschäftspolitik abzusichern versucht, nicht in der Öffentlichkeit sehen möchte, war es Falstaff leider nicht möglich, ein ausführliches Interview mit einem der Importeure zu führen.
Klar ist jedoch, dass die Geschäftpolitik von DRC vor allem auf zwei Dinge abzielt: Zum einen sollen die Weine, die auf dem Wege der Allokation an Privatleute und Gastronomen gelangen, von diesen nicht weiter veräussert werden. Das Argument von DRC ist nachvollziehbar, man könnte es etwas salopp wie folgt umschreiben: «Wir, DRC, geben euch die Weine zu einem Preis weit unter Marktwert, weil wir wollen, dass echte Kenner nicht durch die spekulativen Tendenzen des Markts vom
Genuss eines DRC-Weins ausgeschlossenwerden. Deshalb macht bitte diese Flaschen nicht einfach nur zu schnellem Geld!»
Das heisst: Privatleute sollen die Weine selbst einkellern und früher oder später auch selbst trinken, Gastronomen sollen sie zu fairen Preisen auf die Karte setzen. Zu Preisen, die reflektieren, dass das Restaurant nicht den Preis des Sekundärmarkts bezahlt hat, sondern nur einen Bruchteil davon.
Das zweite sehr wesentliche Interesse der Domaine hat mit dem Versuch zu tun, Fälschern das Leben so schwer wie möglich zu machen.
Da DRC-Weine zu den am häufigsten gefälschten Objekten auf dem Fine-Wine-Markt gehören, ist die Allokationsliste zugleich eine White List ehrlicher Zeitgenossen. Die Flaschen gehen ausschliesslich an Liebhaber, die unverdächtig sind, etwa eine selbst geleerte Flasche an Fälscher zu verkaufen, die sie dann mit irgendeinem Wein füllen und mit einer gefälschten Kapsel so rekonditionnieren, dass die gefakte Flasche für teures Geld versteigert werden kann. Gerüchteweise war auch schon zu hören, dass DRC seine Privatkunden bittet, eine geleerte Flasche zu zertrümmern, und ein Foto von der unbrauchbar gemachten Flasche zur Verfügung zu stellen. Diese Fälschungsprohylaxe erklärt auch zum grossen Teil, warum die Domaine so verschwiegen ist: Man möchte einfach nicht, dass sich die Kriminellen auf die Massnahmen einstellen können, die DRC trifft.