Falstaff Magazine (Switzerland)
REIFEPRÜFUNG Eine Crianza reift mindestens zwei Jahre, wovon sie sechs Monate im kleinen Holzfass verbringen muss. Hinsichtlich der Aromatik
Crianza, Reserva und Gran Reserva sind der Inbegriff spanischer Weinklassik. Was aber hat es mit den Bezeichnungen auf sich? Wir klären auf.
Spaniens Qualitätssystem orientiert sich seit jeher an der Reifezeit. Begriffe wie Crianza, Reserva und Gran Reserva bezeichnen in Spanien Weine, die für eine bestimmte Zeit im Holzfass und in der Flasche reifen mussten, um die jeweilige Bezeichnung tragen zu dürfen. Für Weingeniesser sind diese Kategorien ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Denn während andere Weine häufig bis zur Trinkreife im Keller warten müssen, kommen die spanischen Klassiker häufig schon trinkreif auf den Markt. Natürlich vertragen auch sie noch einige Jahre im heimischen Keller, müssen aber je nach Kategorie nicht mehr zwingend reifen.
CRIANZA: FRUCHTIG, FRISCH
zeigen sich diese Weine besonders frisch. Sie glänzen durch ihre klare, intensive Frucht, wobei die Aromen des Holzfasses, wie Vanille und Kokos, nur dezent vorhanden sind. Wurde der Wein nicht im Holzfass, sondern im Stahltank ausgebaut, findet sich auf dem Etikett häufig die Bezeichnung «joven».
RESERVA: FEIN GEREIFT
Für diese Stufe muss der Wein mindestens drei Jahre reifen, davon ein Jahr im Barriquefass. Den Rest der Zeit verbringen Reservas in der Flasche. Bei diesem Stil kommen vor allem die dunklen Fruchtaromen, wie konfierte Waldbeeren oder Brombeeren, hervor. Während bei der Crianza die Holzaromen im Hintergrund wirken, sind sie bei der Reserva deutlich spürbar. Vanille, Mokka, Kokos, all das ist in der Regel in einer Reserva zu finden. Um Tannine und Frucht perfekt in Einklang zu bringen, können diese Weine gut noch etwas gelagert werden.
GRAN RESERVA:
DIE CHAMPIONS LEAGUE
An der Spitze der Reifepyramide steht die Gran Reserva. Hier sind die Vorgaben noch etwas strenger. Ganze fünf Jahre müssen die Weine reifen, um die Bezeichnung Gran Reserva tragen zu dürfen. Mindestens anderthalb Jahre davon im Holzfass, die restliche Zeit in der Flasche. Durch die längere Reifezeit präsentieren sich Gran Reservas aromatisch überaus komplex, die Gerb
stoffe sind gut eingebunden und die Weine bereiten grosse Freude im Glas.
Sonderfälle: Ribera del Duero und Rioja. Nun wäre Spanien nicht Spanien, wenn es mit diesen einfachen Regeln getan wäre. Nicht alle der 69 spanischen Qualitätsweinanbaugebiete (Dénominacion de Origen oder D.O.) geben sich mit diesen Anforderungen zufrieden. In den berühmtesten Appellationen Ribera del Duero und Rioja sind die Vorgaben am strengsten. Die Weine müssen in diesen Regionen länger im Holzfass reifen, um die Mindestanforderungen zu erfüllen. In Ribera del Duero reift die Crianza mindestens ein Jahr, die Gran Reserva mindestens zwei Jahre im Holzfass. Vor allem die Region Rioja hat die Reserva-Stile perfektioniert. Hier wird neben der Mindestfassreife auch die Flaschenreife extra ausgewiesen. Rioja Reservas müssen mindestens ein halbes Jahr auf der Flasche reifen. Für eine Gran Reserva sind mindestens zwei Jahre auf der Flasche und im Fass vorgeschrieben. Natürlich sind diese Angaben aber nur Mindestvorgaben. Viele Spitzenweine dieser Regionen verbringen deutlich mehr Zeit in Fass und Flasche.