Falstaff Magazine (Switzerland)
RESTAURANT BUECH
Herrliberg
5Sie war immer schon die gute Stube der Herrliberger. Wo es aufs Geld nicht so sehr ankam, dafür auf feine Weine und frischen Fisch, welcher schon mal von Tisch zu Tisch getragen wurde, auf dass sich die leger gekleideten, mit teuren Wagen vorfahrenden Gäste das Beste aussuchen konnten. Kürzlich übernahm The Living Circle, eine ebenso ambitionierte wie expandierende Firma. Das «Castello del Sole» im Tessin gehört dazu, der «Widder» in Zürich oder das «Alex Lake in Thalwil». Doch an höchste Gourmetweihen denkt in der «Buech» niemand. Richtig so. Es gibt Rindstatar mit gebeiztem Ei vom Schlattgut (gehört auch zum Living Circle), BärlauchKokos-Suppe mit oder ohne Scampi, Pasta mit Hummer. Die klare Linie fehlt noch etwas. Morchelcremesuppe mit Wachtelbrust schmeckt prima, was auch mit der saftigen Einlage zu tun hat. Das Cordon bleu ist ausgezeichnet gegart, und bei der Füllung – Wyberg-Mutschli-Chäs und Schwarzwälder Schinken – wird auf Qualität geachtet; ein bisschen mehr Würze hätte der lauwarme Kartoffelsalat verdient. Mit Sellerie, Liebstöckel und Rosinen ist die Pilzlasagne verfeinert: ein sehr gelungener vegetarischer Gang. Ein paar Verbesserungsmöglichkeiten finde ich auch, etwa beim Service, der über die offenen Weine noch nicht wirklich gut Bescheid weiss. Während die Flaschenweinkarte beachtlich sortiert ist, könnte man am Angebot alkoholfreier Getränke noch schrauben. Und dass der als Monatswein empfohlene Chablis die typische Präzision vermissen lässt, ist schade. Über jegliche Kritik tröstet die Terrasse – zwei Seatings am Abend! – rasch hinweg!