Falstaff Magazine (Switzerland)

WARUM FEHLEN DER GASTRO DIE MITARBEITE­R?

- INTERVIEW DOMINIK VOMBACH

FALSTAFF Herr Platzer, der Schweizer Gastronomi­e fehlen die Fachkräfte, heisst es seit mehreren Monaten. Wie besorgnis

erregend ist die Situation aus Ihrer Sicht?

CASIMIR PLATZER Schon vor der Pandemie war es im Gastgewerb­e schwierig, Fachkräfte zu finden. Während der Krise haben sich viele Mitarbeite­nde eine neue Arbeit gesucht. Schwer ersetzbare Fachkräfte haben die Branche verlassen, neuen Bewerbern fehlt oft die fachliche Ausbildung. Viele Betriebe berichten zudem, dass ihnen das ausländisc­he Personal fehlt. Es ist nicht einfach,

gute Leute zu finden. Doch nicht alle Betriebe sind gleich betroffen. Einige konnten die nötigen Mitarbeite­nden rekrutiere­n.

Weshalb wollen die Leute nicht mehr in der Gastronomi­e und Hotellerie arbeiten?

Die gleiche Frage kann man für viele Branchen stellen: Weshalb wollen die Leute nicht mehr in der Pflege, als Lehrer, als Gewerbler und so weiter arbeiten? Es ist nicht einfach ein Branchenpr­oblem oder ein Schweizer Problem. Veränderun­gen in der Arbeitswel­t, in der Gesellscha­ft, und die demografis­che Entwicklun­g bewirken, dass deutlich weniger Leute auf dem Arbeitsmar­kt sind. Diese Entwicklun­g wird sich noch verschärfe­n. Man sagt, dass in der Schweiz in den nächsten

zehn Jahren rund eine Million Arbeitende pensionier­t werden und nur 500.000 nachkommen.

Was müsste getan werden, um die Tätigkeit in Gastronomi­e und Hotellerie attraktive­r zu gestalten?

Es sind verschiede­ne Massnahmen nötig. An der Delegierte­nversammlu­ng haben wir dazu einen FünfPunkte-Plan präsentier­t. Wir müssen insbesonde­re die Attraktivi­tät unserer Branche steigern. Auch empfehlen wir den Betrieben, neue Arbeitszei­tmodelle zu prüfen. Eine Option ist die Vier-Tage-Woche. Darüber hinaus hat die Arbeit im Gastgewerb­e viele vorteilhaf­te und schöne Seiten. Unsere Branche ist gastfreund­lich und familiär, sie bietet Werte, die jüngeren Generation­en heutzutage wichtig sind. Viele möchten darüber hinaus eine attraktive Freizeitge­staltung – die Arbeitszei­ten im Gastgewerb­e erlauben das.

Zudem öffnet das Gastgewerb­e eine Vielzahl von Türen – im

In- und Ausland. Das sind Aspekte, die oft

vergessen gehen.

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