Falstaff Magazine (Switzerland)
WARUM FEHLEN DER GASTRO DIE MITARBEITER?
FALSTAFF Herr Platzer, der Schweizer Gastronomie fehlen die Fachkräfte, heisst es seit mehreren Monaten. Wie besorgnis
erregend ist die Situation aus Ihrer Sicht?
CASIMIR PLATZER Schon vor der Pandemie war es im Gastgewerbe schwierig, Fachkräfte zu finden. Während der Krise haben sich viele Mitarbeitende eine neue Arbeit gesucht. Schwer ersetzbare Fachkräfte haben die Branche verlassen, neuen Bewerbern fehlt oft die fachliche Ausbildung. Viele Betriebe berichten zudem, dass ihnen das ausländische Personal fehlt. Es ist nicht einfach,
gute Leute zu finden. Doch nicht alle Betriebe sind gleich betroffen. Einige konnten die nötigen Mitarbeitenden rekrutieren.
Weshalb wollen die Leute nicht mehr in der Gastronomie und Hotellerie arbeiten?
Die gleiche Frage kann man für viele Branchen stellen: Weshalb wollen die Leute nicht mehr in der Pflege, als Lehrer, als Gewerbler und so weiter arbeiten? Es ist nicht einfach ein Branchenproblem oder ein Schweizer Problem. Veränderungen in der Arbeitswelt, in der Gesellschaft, und die demografische Entwicklung bewirken, dass deutlich weniger Leute auf dem Arbeitsmarkt sind. Diese Entwicklung wird sich noch verschärfen. Man sagt, dass in der Schweiz in den nächsten
zehn Jahren rund eine Million Arbeitende pensioniert werden und nur 500.000 nachkommen.
Was müsste getan werden, um die Tätigkeit in Gastronomie und Hotellerie attraktiver zu gestalten?
Es sind verschiedene Massnahmen nötig. An der Delegiertenversammlung haben wir dazu einen FünfPunkte-Plan präsentiert. Wir müssen insbesondere die Attraktivität unserer Branche steigern. Auch empfehlen wir den Betrieben, neue Arbeitszeitmodelle zu prüfen. Eine Option ist die Vier-Tage-Woche. Darüber hinaus hat die Arbeit im Gastgewerbe viele vorteilhafte und schöne Seiten. Unsere Branche ist gastfreundlich und familiär, sie bietet Werte, die jüngeren Generationen heutzutage wichtig sind. Viele möchten darüber hinaus eine attraktive Freizeitgestaltung – die Arbeitszeiten im Gastgewerbe erlauben das.
Zudem öffnet das Gastgewerbe eine Vielzahl von Türen – im
In- und Ausland. Das sind Aspekte, die oft
vergessen gehen.