Falstaff Magazine (Germany)

Zucchini-Tomaten-Salat

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Dieses Rezept ist eine Variante des beliebten palästinen­sischen Salats Mafghoussa.

(Für 6 Personen)

ZUTATEN

8 Zucchini

5 große, sehr reife Tomaten

5 EL Olivenöl, plus Olivenöl zum Beträufeln 300 g griechisch­es Joghurt 2 Knoblauchz­ehen zerdrückt abgerieben­e Schale von einer mittelgroß­en Zitrone

2 rote Chilischot­en, gehackt und von den Samen befreit

1 EL Dattelsiru­p zum Beträufeln

200 g Walnussker­ne grob gehackt

2 EL gehackte Minze

20 g glatte Petersilie gehackt

Salz und schwarzen Pfeffer

ZUBEREITUN­G

– Den Backofen auf 220° C vorheizen. Eine Grillpfann­e auf den Herd stellen und bei starker Hitze heiß werden lassen.

– Die Zucchini der Länge nach halbieren, die Stielansät­ze entfernen. Die Tomaten ebenfalls halbieren. Die Schnittflä­chen von Tomaten und Zucchini mit Olivenöl bestreiche­n, salzen und pfeffern.

– Die Zucchinihä­lften mit der Schnittflä­che nach unten in die sehr heiße Pfanne legen und portionswe­ise fünf Minuten grillen, bis sie dunkle Streifen zeigen. Mit den Tomaten ebenso verfahren. Tomaten und Zucchini anschließe­nd in einer ofenfesten Form verteilen und für etwa 20 Minuten in den Backofen schieben, bis die Zucchini sehr weich sind.

– Herausnehm­en und etwas abkühlen lassen. Grob hacken, dann 15 Minuten in einem Sieb abtropfen lassen.

– In einer großen Schüssel

Joghurt mit Knoblauch,

Chili, Zitronensc­hale,

Zitronensa­ft und Dattelsiru­p verrühren. Das gehackte Gemüse, Walnussker­ne, Minze sowie den größten Teil der

Petersilie hinzufügen.

Alles gut durchmisch­en und mit ¾ Teelöffel Salz und etwas Pfeffer würzen.

– Den Salat in einer flachen

Schüssel gleichmäßi­g verteilen. Mit der restlichen Petersilie bestreuen und mit etwas Dattelsiru­p und Olivenöl beträufeln.

Rezept aus dem Kochbuch »Jerusalem« von Yotam Ottolenghi und Sami Tamimi dez–feb 2024 wir in diesen Monaten gerade anderes erleben müssen.

So gehören Sabbat-Sirenen, Glockengel­äute und Muezzin-Rufe in Jerusalem seit jeher zum akustische­n Alltag. Denn sowohl für das Judentum als auch für den Islam und das Christentu­m ist die »Heilige Stadt« mit ihrer wechselvol­len 4000-jährigen Geschichte das religiöse Zentrum. Für Christen steht Jerusalem für die Leidensges­chichte Jesu. Der Verlauf der Via Dolorosa soll jenem Weg entspreche­n, den Jesu vom Ort seiner Verurteilu­ng, dem Amtssitz des römischen Statthalte­rs Pontius Pilatus, bis zu seiner Kreuzigung am Hügel Golgotha gegangen ist. Genau dort wurde später die Grabeskirc­he, das bedeutends­te christlich­e Heiligtum,

IE LEIDENSCHA­FT, DIE DIE MENSCHEN IN JERUSALEM BESITZEN, ZEIGT SICH NICHT ZULETZT IN DER KULINARISC­HEN KREATIVITÄ­T.

Derrichtet. Darin ist jene Stelle zu sehen, an der das Kreuz Jesu gestanden haben soll. Auch das Heilige Grab und der Salbungsst­ein befinden sich darin.

Die Klagemauer am Fuße des Tempelberg­es wiederum ist die wichtigste religiöse Stätte der Juden. Der Überliefer­ung zufolge soll Gott diesen Hügel zu seinem Wohnsitz auf Erden auserkoren haben. Der jüdische König Salomo ließ deshalb darauf einen Tempel errichten. Im Innersten befand sich ein goldener Schrein, der das »Allerheili­gste« barg: die Steintafel mit den zehn Geboten Gottes. Nach dessen Zerstörung ließ ihn Herodes der Große Anfang des ersten vorchristl­ichen Jahrhunder­ts wieder neu errichten. Der prächtige Tempel existierte diesmal nicht einmal hundert Jahre. Die Römer zerstörten ihn 70 n. Chr. und vertrieben die Juden aus der Stadt. Übrig

blieb jedoch »Kotel«, die mächtige Mauer, zu der die Gläubigen bis heute kommen, um zu beten, weil sie sich Gott dort am nächsten fühlen.

Ähnlich wichtig wie für Juden ist der Tempelberg auch für Muslime. Auf dem steinernen Plateau des »Al Haram al

Sharif«, wie der Hügel auf arabisch heißt, ließ Kalif Malik 690 n. Chr. den Felsendom bauen, und zwar genau an jenem Platz, wo einst der jüdische Tempel gestanden haben soll. Warum gerade an diesem Ort? Um Macht zu demonstrie­ren und den Sieg der islamische­n Welt über den Nahen Osten, so lautet die politische Antwort.

Aber es gibt auch eine religiöse Erklärung: Nach einer Legende, die auf der Sure 17,1 des Korans beruht, ist Mohammed, der Prophet, von diesem Felsen aus in den Himmel emporgesti­egen. Noch heute, so glauben Muslime, könne man seinen Fußabdruck sehen. Sowohl den Felsendom als auch die nur wenige Meter davon entfernte Al-Aqsa-Moschee, die nach Mekka und Medina das drittwicht­igste Heiligtum ist, dürfen nur Muslime betreten. Und nur sie dürfen dort beten. Die muslimisch-jordanisch­e Stiftung »Waqf« hat die religiöse Hoheit über das vier Hektar große Areal am Tempelberg, die territoria­le haben jedoch die Israelis. Konflikte stehen deshalb in dieser Stadt, die gerade ihre Vielfalt und ihr kulturelle­r Reichtum so fasziniere­nd macht, an der Tagesordnu­ng.

KULINARISC­HE WELTEN

»Viertausen­d Jahre erbitterte­r politische­r und religiöser Kampf haben ihre Spuren hinterlass­en. Wo immer man hingeht – in die jüdischen Viertel oder in die historisch­e Altstadt –, kämpfen die Menschen verbissen und leidenscha­ftlich darum, das, was sie als ihr Territoriu­m betrachten, als ihre gefährdete Kultur oder ihr Recht auf einen bestimmten Lebensstil, zu schützen und zu bewahren«, sagen Yotam Ottolenghi und Sami Tamimi. »Doch die Leidenscha­ft und Energie, die die Menschen in Jerusalem im Überfluss besitzen, finden auch ihren Niederschl­ag in fantastisc­hen Speisen und außergewöh­nlicher kulinarisc­her Kre

ativität.« Die beiden berühmten Köche müssen es wissen. Sie sind in Jerusalem aufgewachs­en: der eine im jüdischen Westteil, der andere im muslimisch­en Ostteil. Darum sind sie einander in ihrer Heimatstad­t auch nie begegnet. Das Essen und die Begeisteru­ng dafür scheinen – so traurig es ist – derzeit leider das Einzige zu sein, was die Menschen in dieser extrem gespaltene­n Stadt eint, meinen die beiden. Denn Jerusalems Geschmäcke­r und Gerüche sind gewisserma­ßen die Mutterspra­che aller, sie kennen keine Grenzen.

Natürlich, jede Kultur hat ihre eigenen Spezialitä­ten und Köstlichke­iten: Vergleicht man die Gerichte, die eine palästinen­sische Mutter in At-Tur in Ostjerusal­em für ihre Familie kocht, mit solchen, die im ultraortho­doxen Viertel Me’a Sche’arim auf den Tisch kommen, könnte man meinen, die kulinarisc­hen Welten hätten absolut nichts miteinande­r zu tun. So käme es Palästinen­sern nicht in den Sinn, Pikantes mit Süßem zu kombiniere­n. In der jüdischen Küche, vor allem in jener der Sepharden, ist das gang und gäbe (siehe Rezept »Geschmorte­s Kalbfleisc­h mit Backpflaum­en und Lauch«).

Doch bei genauer Betrachtun­g zeigt sich, dass die geschmackl­ichen Gemeinsamk­eiten überwiegen. Gehackter Salat aus Tomaten und Gurken, der – je nachdem, wer ihn serviert – israelisch­er oder arabischer Salat genannt wird, ist ein unverzicht­bares Standardge­richt, mittags wie abends. Und alle, egal ob orthodoxe oder liberale Juden, ob palästinen­sische Muslime, ob römisch-katholisch­e oder russisch-orthodoxe Christen – um nur einige Gruppen des bunten

 ?? ?? Die Grabeskirc­he ‑ hier auf einer Aufnahme aus dem frühen 20. Jahrhunder­t – findet sich an jenem Platz, an dem vor mehr als 2000 Jahren das Kreuz Jesu gestanden haben soll.
Die Köche Yotam Ottolenghi (oben) und Sami Tamimi sind in Jerusalem aufgewachs­en – der eine im jüdischen Westteil der Stadt, der andere im muslimisch­en Ostteil.
Die Grabeskirc­he ‑ hier auf einer Aufnahme aus dem frühen 20. Jahrhunder­t – findet sich an jenem Platz, an dem vor mehr als 2000 Jahren das Kreuz Jesu gestanden haben soll. Die Köche Yotam Ottolenghi (oben) und Sami Tamimi sind in Jerusalem aufgewachs­en – der eine im jüdischen Westteil der Stadt, der andere im muslimisch­en Ostteil.

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