Zucchini-Tomaten-Salat
142
Dieses Rezept ist eine Variante des beliebten palästinensischen Salats Mafghoussa.
(Für 6 Personen)
ZUTATEN
8 Zucchini
5 große, sehr reife Tomaten
5 EL Olivenöl, plus Olivenöl zum Beträufeln 300 g griechisches Joghurt 2 Knoblauchzehen zerdrückt abgeriebene Schale von einer mittelgroßen Zitrone
2 rote Chilischoten, gehackt und von den Samen befreit
1 EL Dattelsirup zum Beträufeln
200 g Walnusskerne grob gehackt
2 EL gehackte Minze
20 g glatte Petersilie gehackt
Salz und schwarzen Pfeffer
ZUBEREITUNG
– Den Backofen auf 220° C vorheizen. Eine Grillpfanne auf den Herd stellen und bei starker Hitze heiß werden lassen.
– Die Zucchini der Länge nach halbieren, die Stielansätze entfernen. Die Tomaten ebenfalls halbieren. Die Schnittflächen von Tomaten und Zucchini mit Olivenöl bestreichen, salzen und pfeffern.
– Die Zucchinihälften mit der Schnittfläche nach unten in die sehr heiße Pfanne legen und portionsweise fünf Minuten grillen, bis sie dunkle Streifen zeigen. Mit den Tomaten ebenso verfahren. Tomaten und Zucchini anschließend in einer ofenfesten Form verteilen und für etwa 20 Minuten in den Backofen schieben, bis die Zucchini sehr weich sind.
– Herausnehmen und etwas abkühlen lassen. Grob hacken, dann 15 Minuten in einem Sieb abtropfen lassen.
– In einer großen Schüssel
Joghurt mit Knoblauch,
Chili, Zitronenschale,
Zitronensaft und Dattelsirup verrühren. Das gehackte Gemüse, Walnusskerne, Minze sowie den größten Teil der
Petersilie hinzufügen.
Alles gut durchmischen und mit ¾ Teelöffel Salz und etwas Pfeffer würzen.
– Den Salat in einer flachen
Schüssel gleichmäßig verteilen. Mit der restlichen Petersilie bestreuen und mit etwas Dattelsirup und Olivenöl beträufeln.
Rezept aus dem Kochbuch »Jerusalem« von Yotam Ottolenghi und Sami Tamimi dez–feb 2024 wir in diesen Monaten gerade anderes erleben müssen.
So gehören Sabbat-Sirenen, Glockengeläute und Muezzin-Rufe in Jerusalem seit jeher zum akustischen Alltag. Denn sowohl für das Judentum als auch für den Islam und das Christentum ist die »Heilige Stadt« mit ihrer wechselvollen 4000-jährigen Geschichte das religiöse Zentrum. Für Christen steht Jerusalem für die Leidensgeschichte Jesu. Der Verlauf der Via Dolorosa soll jenem Weg entsprechen, den Jesu vom Ort seiner Verurteilung, dem Amtssitz des römischen Statthalters Pontius Pilatus, bis zu seiner Kreuzigung am Hügel Golgotha gegangen ist. Genau dort wurde später die Grabeskirche, das bedeutendste christliche Heiligtum,
IE LEIDENSCHAFT, DIE DIE MENSCHEN IN JERUSALEM BESITZEN, ZEIGT SICH NICHT ZULETZT IN DER KULINARISCHEN KREATIVITÄT.
Derrichtet. Darin ist jene Stelle zu sehen, an der das Kreuz Jesu gestanden haben soll. Auch das Heilige Grab und der Salbungsstein befinden sich darin.
Die Klagemauer am Fuße des Tempelberges wiederum ist die wichtigste religiöse Stätte der Juden. Der Überlieferung zufolge soll Gott diesen Hügel zu seinem Wohnsitz auf Erden auserkoren haben. Der jüdische König Salomo ließ deshalb darauf einen Tempel errichten. Im Innersten befand sich ein goldener Schrein, der das »Allerheiligste« barg: die Steintafel mit den zehn Geboten Gottes. Nach dessen Zerstörung ließ ihn Herodes der Große Anfang des ersten vorchristlichen Jahrhunderts wieder neu errichten. Der prächtige Tempel existierte diesmal nicht einmal hundert Jahre. Die Römer zerstörten ihn 70 n. Chr. und vertrieben die Juden aus der Stadt. Übrig
blieb jedoch »Kotel«, die mächtige Mauer, zu der die Gläubigen bis heute kommen, um zu beten, weil sie sich Gott dort am nächsten fühlen.
Ähnlich wichtig wie für Juden ist der Tempelberg auch für Muslime. Auf dem steinernen Plateau des »Al Haram al
Sharif«, wie der Hügel auf arabisch heißt, ließ Kalif Malik 690 n. Chr. den Felsendom bauen, und zwar genau an jenem Platz, wo einst der jüdische Tempel gestanden haben soll. Warum gerade an diesem Ort? Um Macht zu demonstrieren und den Sieg der islamischen Welt über den Nahen Osten, so lautet die politische Antwort.
Aber es gibt auch eine religiöse Erklärung: Nach einer Legende, die auf der Sure 17,1 des Korans beruht, ist Mohammed, der Prophet, von diesem Felsen aus in den Himmel emporgestiegen. Noch heute, so glauben Muslime, könne man seinen Fußabdruck sehen. Sowohl den Felsendom als auch die nur wenige Meter davon entfernte Al-Aqsa-Moschee, die nach Mekka und Medina das drittwichtigste Heiligtum ist, dürfen nur Muslime betreten. Und nur sie dürfen dort beten. Die muslimisch-jordanische Stiftung »Waqf« hat die religiöse Hoheit über das vier Hektar große Areal am Tempelberg, die territoriale haben jedoch die Israelis. Konflikte stehen deshalb in dieser Stadt, die gerade ihre Vielfalt und ihr kultureller Reichtum so faszinierend macht, an der Tagesordnung.
KULINARISCHE WELTEN
»Viertausend Jahre erbitterter politischer und religiöser Kampf haben ihre Spuren hinterlassen. Wo immer man hingeht – in die jüdischen Viertel oder in die historische Altstadt –, kämpfen die Menschen verbissen und leidenschaftlich darum, das, was sie als ihr Territorium betrachten, als ihre gefährdete Kultur oder ihr Recht auf einen bestimmten Lebensstil, zu schützen und zu bewahren«, sagen Yotam Ottolenghi und Sami Tamimi. »Doch die Leidenschaft und Energie, die die Menschen in Jerusalem im Überfluss besitzen, finden auch ihren Niederschlag in fantastischen Speisen und außergewöhnlicher kulinarischer Kre
ativität.« Die beiden berühmten Köche müssen es wissen. Sie sind in Jerusalem aufgewachsen: der eine im jüdischen Westteil, der andere im muslimischen Ostteil. Darum sind sie einander in ihrer Heimatstadt auch nie begegnet. Das Essen und die Begeisterung dafür scheinen – so traurig es ist – derzeit leider das Einzige zu sein, was die Menschen in dieser extrem gespaltenen Stadt eint, meinen die beiden. Denn Jerusalems Geschmäcker und Gerüche sind gewissermaßen die Muttersprache aller, sie kennen keine Grenzen.
Natürlich, jede Kultur hat ihre eigenen Spezialitäten und Köstlichkeiten: Vergleicht man die Gerichte, die eine palästinensische Mutter in At-Tur in Ostjerusalem für ihre Familie kocht, mit solchen, die im ultraorthodoxen Viertel Me’a Sche’arim auf den Tisch kommen, könnte man meinen, die kulinarischen Welten hätten absolut nichts miteinander zu tun. So käme es Palästinensern nicht in den Sinn, Pikantes mit Süßem zu kombinieren. In der jüdischen Küche, vor allem in jener der Sepharden, ist das gang und gäbe (siehe Rezept »Geschmortes Kalbfleisch mit Backpflaumen und Lauch«).
Doch bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass die geschmacklichen Gemeinsamkeiten überwiegen. Gehackter Salat aus Tomaten und Gurken, der – je nachdem, wer ihn serviert – israelischer oder arabischer Salat genannt wird, ist ein unverzichtbares Standardgericht, mittags wie abends. Und alle, egal ob orthodoxe oder liberale Juden, ob palästinensische Muslime, ob römisch-katholische oder russisch-orthodoxe Christen – um nur einige Gruppen des bunten