Am zweiten Tag geht es per Rad zum Leuchtturm und zur Schnulzen-tauglichen Portelet Bucht.
Einer der vielen malerischen Küstenorte der Insel ist Saint Aubin. Von hier aus startet die heutige Radtour, der Radverleih liegt praktischerweise direkt am Beginn des sogenannten Corbière Walks, einer wunderhübschen Wander- und Radroute, die entlang stillgelegter Bahngleise führt. Zuletzt als Zugstrecke genutzt wurde diese Verbindung von den Nazis – denn, was hierzulande kaum bekannt ist, die Kanalinseln waren als einziges britisches Territorium im Zweiten Weltkrieg ab Juni 1940 bis Kriegsende von den Nationalsozialisten besetzt. Von diesen dunklen Jahren zeugen nicht nur einige Abwehrtürme, die die Nazis entlang der Küste errichtet haben, die Zeit wurde auch akribisch aufgearbeitet, etwa im »Jersey War Tunnels«, der geschichtsinteressierten Touristen jedenfalls empfohlen sei.
Die Radstrecke führt fast immer flach durch eine wunderhübsche Baumallee. Da der Golfstrom für äußerst mildes Klima sorgt, gedeihen hier etwa Palmen, Orchideen,
Drachenbäume und Lilien prächtig. Mit etwas Glück entdeckt man auf einer der Weiden die Jersey Cows, ehe man nach rund sieben Kilometern beim Corbière Leuchtturm ankommt. Jedenfalls stoppen sollte man beim kleinen Eisstand in der Nähe, einer der wenigen Orte der Insel, bei dem man nicht mit Karte bezahlen kann. Ein wenig Geld abheben sollte man jedenfalls, gibt es doch in Jersey eine eigene, an den britischen Pfund angelehnte Währung, den Jersey Pound. Die Geldscheine und Münzen sind wunderbare Souvenirs. Überhaupt haben die Kanalinseln eine Sonderstellung: Sie gehören nicht zum Vereinigten Königreich, sondern sind direkt der Krone unterstellt, weshalb sie auch nie EUMitglied waren, sich also auch die Mühen und Folgen des Brexit erspart haben.
Bei Ebbe kann man zu Fuß zum Leuchtturm spazieren, aber auch bei Flut ist er – aus etwas Distanz – ein hübsches Fotomotiv. Hier ist das Meer wild und rau, das Gebiet war früher von Seeleuten gefürchtet.
Auf dem Weg zurück kann man entweder der bekannten Strecke bis Saint Aubin folgen oder man macht einen Abstecher zur familiengeführten Lavender Farm, die vor allem zur Lavendel-Erntezeit (ab Mitte Juni bis August) einen Besuch wert ist.
Viel weniger überlaufen als die benachbarte St. Brelade’s Bay – einer der wenigen Orte der Insel, an dem sich sehr viele Touristen tummeln – ist die Portelet Bucht. Hier geht es über – Achtung – sehr steile Steinstufen hinunter zum Meer: Glasklares Wasser, ein Sandstrand, rundherum Klippen – hier könnte man problemlos eine Rosamunde-PilcherSchnulze drehen. Auch Schwimmen ist möglich, sofern einem niedrige Temperaturen – auch im Sommer hat das Meer selten über 19 Grad – nichts ausmachen. Zur Stärkung bestellt man Pizza im rustikalen »Portelet Bay Café« direkt in der Bucht.
Am Nachmittag wartet die Ostküste: Bei
St. Catherine’s Breakwater starten die »Jersey Seafaris«, die diverse Ausflüge auf Schnellbooten (den RIB Boats) anbieten. Wer will, kann sogar zum Abendessen nach Carteret in Frankreich fahren, etwas kürzer dauern die Ausflüge zu den zwei kleinen Inselgruppen Minquiers und Les Écréhous, hidden heros mit sagenhaft schönen Sandstränden. Die Guides an Bord erzählen dabei allerlei über die Geschichte der Inseln, vor allem aber ihrer Meeresbewohner: Mit etwas Glück begegnet man auf dem Weg Delfinen und Robben, unvergesslich!
Abends steht ein Besuch im »Ocean«Restaurant im Hotel »The Atlantic« an:
Chef Will Holland zählt zu den besten Köchen Großbritanniens.