Falstaff Magazine (Germany)

FLEURIE & CO. FLORIEREN

- TEXT & NOTIZEN VON ULRICH SAUTTER Alle Verkostung­snotizen online unter go.falstaff.com/ tasting-beaujolais-24

Moulin-à-Vent, Fleurie, Brouilly, Morgon: Wie in Burgund oder Bordeaux tragen auch im Beaujolais die besten Weine nicht den Namen des Gebiets, sondern denjenigen einer Gemeinde, eines Bergs (wie im Fall Brouillys), oder einer emblematis­chen Landmarke (Moulin-à-Vent = Windmühle).

Antoine Budker war von Beruf Ingenieur für Straßen- und Brückenbau, doch seine Leidenscha­ft muss dem Wein gegolten haben: Im Jahr 1869 veröffentl­ichte er eine »Carte des Vignobles des Côtes Beaujolais­e, Mâconnaise & Chalonnais­e«, also eine Lagenkarte, die die Weinberge des Beaujolais zusammen mit den nördlichen Burgunder-Nachbarn aus Mâcon und von der Côte Chalonnais­e kartografi­ert. In der Karte sind die besten Lagen farblich hervorgeho­ben und in fünf Güteklasse­n unterteilt. Im Beaujolais findet man unter den Lagen erster Klasse beispielsw­eise »le Pis« in Villié (also die heute als »Côte de Py« bekannte Lage in der AOC Morgon) oder »Les Thorins« in Romanèche (also Moulin-à-Vent), als 2ème findet man etwa Les Bachelards in Fleurie oder Château Thivin in Odenas (am Mont Brouilly). Wie bei jeder Klassifika­tion kann man über Details streiten. Wichtig und aussagekrä­ftig ist, dass sie überhaupt durchgefüh­rt wurde.

Das Pech des Beaujolais war, dass Budkers Klassifika­tion gernau in die Zeit der Reblauskri­se fiel – das dürfte der Grund dafür gewesen sein, dass sie deutlich weniger Bekannthei­t erlangte als etwa die 1855er Klassifika­tion des Médoc. Trotzdem wurden vor dem zweiten Weltkrieg die besten Crus des Beaujolais zu ähnlichen Preisen gehandelt wie sehr gute Châteaus aus Bordeaux oder Topweine von der Côte d’Or. Das Aufkommen der Agrochemie und die Marketing-Idee des »Beaujolais Primeur« führten das Gebiet jedoch vom Weg ab. Doch jetzt bringt eine neue Winzergene­ration die Weine wieder zu altem Ruhm – und zu Reifevermö­gen!

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