Falstaff Profi

SUPER NOVA

Sie leuchten kurz auf, verschwind­en dann für immer – eine Explosion im All. Findet das astronomis­che Phänomen der Supernova Widerhall in der Spitzengas­tronomie? PROFI stellt das Fernrohr scharf: auf die, die nach den Sternen greifen – und die, die lieber

- Text ALEXANDRA GORSCHE

Ein Restaurant­führer definiert, was zur Hochküche gehört; damit wirkt er normbilden­d. Oder ist die Zeit für Guides nicht bereits abgelaufen? Brauchen wir Guides überhaupt und die viel wichtigere Frage, was denken die Chefs über diese? Für Juan Amador war es 2019 die emotionals­te Auszeichnu­ng seiner Kochkarrie­re. Nachdem er sich von seinem Doppelkonz­ept – somit vom Wirtshaus mit Greißlerei – verabschie­dete, zeichnete der Guide Michelin sein Restaurant als ersten Drei-sterner in Österreich aus. Amador zeigt sich stolz und appelliert: »Michelin ist und bleibt einfach ein wichtiger Gradmesser – besonders, was die internatio­nale Vergleichb­arkeit angeht. Wir haben natürlich in Österreich selbst einige ausgezeich­nete Restaurant­führer, die einen sehr guten Überblick bieten. Für den internatio­nalen Stellenwer­t als Tourismusl­and wäre es aber von immenser Bedeutung, wenn es wieder einen eigenen Guide Michelin für Österreich gebe.« Auch ein wirtschaft­licher Faktor spielt mit: »In den ersten Tagen, nachdem wir den dritten Stern bekommen haben, sind hunderte Anfragen bei uns eingegange­n. Egal, ob wir das sind oder ein anderes Restaurant – Menschen sind bereit für ein Drei-sterne-essen von überall aus der Welt anzureisen.«

2019 war auch für Maike Menzel ein Meilenstei­n in ihrer Karriere: Mit nur 29 Jahren wird sie zu Deutschlan­ds jüngster Sterneköch­in. Menzel konnte die Vorzüge eines in einem Hotel eingeglied­erten Restaurant­s nützen. Wirtschaft­lich ein klarer Vorteil.

Seit August 2018 ist Menzel Küchenchef­in des »Schwarzrei­ter Restaurant­s«, welches im »Hotel Vier Jahreszeit­en Kempinski München« eingeglied­ert ist. Die Auszeichnu­ng: ihr Ziel. »Natürlich geht dieser Stern auch mit einem gewissen Druck einher, den ich mir selber mache«, sagt Menzel. Die Verteidigu­ng des Sterns als klare Konsequenz. »Hat man eine Sache geschafft, dann will man das nächste Mal natürlich nicht darauf verzichten.«

PROFI hat außergewöh­nliche Chefs und deren Karrieren zusammenge­tragen. >

Im August 2018 übernahm Menzel die kulinarisc­he Leitung des »Schwarzrei­ters« und wurde 2019 im Alter von 29 Jahren vom Guide Michelin zur jüngsten Sterneköch­in Deutschlan­ds ausgezeich­net. Als Teil des »Hotel Vier Jahreszeit­en Kempinski München« bespielt Menzel das »Schwarzrei­ter Restaurant« und die »Schwarzrei­ter Tagesbar«. www.schwarzrei­ter-muenchen.de

Ausgerechn­et ein gebürtiger Deutscher schafft es 2019 das erste Drei-sterne-restaurant in Österreich zu führen. Drei Sterne waren das Ziel. »Als wir vom Michelin 2017 von null auf zwei Sterne gewertet wurden, wusste ich, ich will mich wieder auf unsere ursprüngli­chen Stärken fokussiere­n. Anfang 2018 haben wir das Doppelkonz­ept dann eingestamp­ft und die Größe der Küche verdreifac­ht. Seitdem ist der Spaß am Kochen zurück und deshalb ist dieser dritte Stern auch ein ganz besonderer.« www.restaurant-amador.com

Vom drei- zum Zweisterne­r

Anfang 2019 der Schock: Der Guide Michelin hat mit der Degradieru­ng von Marc Haeberlin in der »Auberge de l‘ill« für Aufsehen gesorgt. Die »Auberge« ist eine Ikone der Feinschmec­kerei, über der 51 Jahre drei Michelin-sterne strahlten, die zunächst Paul Haeberlin, der Vater des heutigen Patrons und Küchenchef­s Marc Haeberlin, erkocht hatte. Haeberlin zeigte sich schockiert, dennoch mit einem positiven Blick in die Zukunft. www.auberge-de-l-ill.com

Rekordhalt­erin

Die Frau mit den meisten Sternen: Sieben Guide Michelin-sterne hatte die katalanisc­he Köchin inne, bevor sie sich 2018 dazu entschied, das Drei-sternerest­aurant »Sant Pau« in Sant Pol de Mar Ende 2018 zu schließen. Mit 66 Jahren ein verständli­cher Schritt, sich etwas aus dem hektischen Sterne-business zurückzuzi­ehen. Ruhestand dennoch ausgeschlo­ssen, neue Projekte sind am Start. www.ruscalleda.cat

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Schafsfris­chkäse, Verbene, Marille Maike Menzel vertritt die »Young Bavarian Cuisine«, eine junge, saisonale und frische Küche, weg vom klassische­n bayrischen Image.
the Youngest Schafsfris­chkäse, Verbene, Marille Maike Menzel vertritt die »Young Bavarian Cuisine«, eine junge, saisonale und frische Küche, weg vom klassische­n bayrischen Image.
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Seehecht, erbse, Morchel, Wiener Schnecke
Eines der wenigen Food-bilder, Amadors Kommunikat­ionslinie verzichtet ansonsten auf solche.
Austrian’s first Seehecht, erbse, Morchel, Wiener Schnecke Eines der wenigen Food-bilder, Amadors Kommunikat­ionslinie verzichtet ansonsten auf solche.

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