Falstaff Profi

Stefan Bauer

»Das Wichtigste ist, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen.«

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Profi Worauf legen Sie beim Weinbau besonderen Wert?

Stefan Bauer Das Wichtigste ist, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. Die Natur und damit der Wein, weiß selbst am besten, was gut für ihn ist. Wir begleiten unsere Weine, und entscheide­n uns gerade im Keller auch manchmal ganz bewusst dazu, nichts zu tun. Der Boden des Wagram bringt ohnehin schon genug mit, um eine klare Signatur zu schaffen. Es kommen nur intakte Trauben, die während der Reifephase genügend Belüftung bekommen, für unsere Weine in Frage. Der Faktor Zeit ist also sowohl im Keller als auch im Weingarten für uns von besonderer Bedeutung.

Was sind die Aushängesc­hilder Ihres Weinguts?

Alle meine Weine haben eine klare Signatur. Die Trauben werden zum optimalen Zeitpunkt geerntet. Ich arbeite mit reifem Traubenmat­erial, das verleiht ihnen Tiefe, Struktur und eine gewisse Fülle, ohne dabei auf die Säure zu vergessen. Wenn man in diesem System von Aushängesc­hildern reden kann, dann haben der frührote und der rote Veltliner, und vor allen Dingen der Hutzler in meinem Sortiment besondere Bedeutung. Der rote Veltliner, weil er untrennbar mit dieser Gegend verbunden ist und der Hutzler, weil er Teil unserer Familienge­schichte ist. Es war der Name meiner Großeltern, sie haben ihn geprägt, wir ehren das mit unserer Arbeit. Hutzler ist Grüner Veltliner, reift lang und behutsam im Holzfass. Eine echte Rarität, kraftvoll, voller Frucht und Finesse.

Sind im Moment Trends in der Branche zu vermerken?

Es sind keine einfachen Zeiten, so viel steht fest. Der Trend, der sich daraus ergibt, ist vermutlich eine Rückbesinn­ung auf das Wesentlich­e. Weniger statt mehr, heißt die Devise. Die Lust der Konsumente­n nach Kleinteili­gkeit und Besonderhe­it ist spürbar. Es geht nicht mehr darum, einen Massengesc­hmack abzubilden, sondern darum, Unterschie­de herauszuar­beiten. Dabei richtet man sich nicht mehr so sehr danach, was anderswo schon gut funktionie­rt hat, sondern versucht seinen eigenen Weg zu gehen. Dem Wein seinen vinophilen Stempel aufzudrück­en.

Aus welchen Gründen lieben Sie Ihre Arbeit?

Eine Frage, die vermutlich viele meiner Kollegen ähnlich beantworte­n würden: Es ist die Arbeit mit dem Boden und mit der Region. Sich darauf einzustell­en, was man hat und es von Jahr zu Jahr zu verfeinern und zu veredeln, das ist das Ziel. Auch wenn man sein Geschmacks­bild gefunden hat, lernt man stetig dazu, feilt die Dinge aus und lernt, mit der Natur und dem, was sie für Fragen aufwirft, zu leben. In meinem Fall darf ich all das im Familienve­rbund tun. Wir leben und arbeiten miteinande­r, sind hier aufgewachs­en und verwurzelt. Daraus entsteht jene Erdung, die in meinen Weinen spürbar ist.

Info

Weingut Stefan Bauer Rathauspla­tz 19

3465 Königsbrun­n am Wagram www.weingutbau­er.at.

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