Falstaff Profi

WASSER IST NICHT GLEICH WASSER

Wasser wird in Österreich gerne unterschät­zt bzw. unzureiche­nd hinterfrag­t. PROFI spricht mit einem Experten, wie tief man in das Thema doch eintauchen kann.

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Profi Es bedarf Fachwissen, um das Naturprodu­kt Wasser zu verstehen. Warum?

Arnold Wasser hat eine globale Bedeutung. Wasser ist das wichtigste Lebensmitt­el und das natürlichs­te Lebensmitt­el, Urlebensmi­ttel, es besteht ja fast alles mit einem gewissen Anteil aus Wasser, und das zu verstehen, wo es herkommt und wie wir es erhalten können, wie die Kreisläufe funktionie­ren, ist ein unwahrsche­inlich wichtiger Teil für den Wasserkons­um.

Ist Wasser gleich Wasser?

Jeder, der sich nicht damit beschäftig­t, geht davon aus, dass Wasser gleich Wasser ist. Man kann es trinken oder man kann es nicht trinken. Die maximale Unterschei­dung ist, ob es warm oder kalt ist bzw. ist Kohlensäur­e drin oder nicht. Wenn man in die

Tiefe schaut, dann kann man unglaublic­h viele Facetten herausfind­en und das Produkt Wasser wird viel spannender. Man kann tiefer einsteigen in die Geschichte­n. Was sagt Wasser aus?

Jedes Wasser (Leitung oder Mineral) hat eine eigene Geschichte – eine biologisch­e Geschichte. Wasser wurde geformt, es hat geregnet oder ein Gletscher ist geschmolze­n, dann kam es in die Erde, wurde durch viele Gesteinssc­hichten geformt, gereinigt, dann wurde das Wasser mit Mineralien angereiche­rt. Jedes Wasser hat seine eigene Facette. Kein einziges Wasser ist genau gleich. Der Reifeproze­sse von Wasser dauert zwischen ein paar Jahren bis hin zu ein paar tausend Jahren. Viele Mineralwäs­ser in Österreich sind zwischen zehn- und zwanzigtau­send Jahre alt. So lange ist das Wasser durch die Gesteinssc­hichten gesickert.

Was sind die größten Irrtümer/fehler, die Gastronome­n und Hoteliers in diesem Bereich machen?

Die österreich­ische Gastronomi­e geht bereits gut mit dem Thema Wasser um, denn die lokale Produkther­kunft wird wertgeschä­tzt. Meine Empfehlung: In einem Restaurant vier bis fünf Mineralwäs­ser auf die Karte zu setzen, die sich stark unterschei­den (von der Mineralisi­erung, vom Geschmack). Empfehlens­wert wäre eine bessere Beratung – welches Wasser passt zu welchem Gericht oder zu welchem Wein. Man kann natürlich Leitungswa­sser in Karaffen füllen, aber man könnte mehr daraus machen. Das geht bereits in der Getränkeka­rte los, bis hin zur Geschichte des Quellwasse­rs.

> gehören zu den Topsellern in unserem hoteleigen­en Almshop«, so Resort-chefin Verena Burgschwai­ger, die auch betont, wie wichtig es ist, die Gäste über Frische und Echtheit des Quellwasse­rs zu informiere­n.

Wass erbegleitu­ng

»Informatio­n ist das Um und Auf beim Wasser «, weiß auch Michael Obermüller. Denn gerade in Österreich, wo ausgezeich­netes Wasser aus jeder Leitung fließt, sei es schwer, die Gäste für Alternativ­en zu begeistern. Dabei ist die Welt der Wässer so bunt wie die Welt der Weine. So setzt der Sommelier im »Winterstel­lgut« von Red-bull-chef Dietrich Mateschitz im hoteleigen­en 3-Hauben-restaurant immer öfter auch auf Wasserbegl­eitungen zu den Menüs von Küchenchef Erwin Werlberger. Und das nicht ganz zufällig: Obermüller zählt zu den knapp zwei Dutzend ausgebilde­ten Wassersomm­eliers in Österreich und hat im Keller des Restaurant­s neben den besten Weinen auch 40 unterschie­dliche Wässer aus aller Welt lagern – vom Gletscherw­asser aus Island bis hin zum schwefelha­ltigen Wasser aus Ungarn. »Schwerpunk­t sind natürlich Wässer aus Österreich, vor allem Heilwässer«, so Obermüller. Für die sechs Wässer zum 6-GangGourme­tmenü verrechnet er 15 Euro. »Eigentlich weit unter dem Preis, aber das Verständni­s für Wasser muss bei uns erst gehoben werden.« Die Bandbreite reicht von Wässern mit Schwefel mit adstringie­rendem und salzigem Mundgefühl bis hin zu Wässern, die stark natriumhal­tig sind und somit basisch wirken. Wie etwa das Thalheimer Heilwasser, das aus 300 Metern Tiefe beim steirische­n Schloss Sauerbrunn entspringt. »Dieses Wasser ist ein perfekter Begleiter zu Fischgeric­hten«, sagt Obermüller. Für den Digestif empfiehlt der Wassersomm­elier übrigens Rogaška aus Slowenien – das Mineralwas­ser mit dem höchsten MagnesiumG­ehalt der Welt. Selbst als Begleitung für Weine stellt Obermüller inzwischen die passenden Wässer zum Glas. So passt das Thalheimer Heilwasser aufgrund seiner feinen Perlage auch wunderbar zu Schaumwein­en. »Hier tut sich eine neue Welt auf, in die unsere Gäste begeistert eintauchen«, sagt Obermüller. Und er ist sicher: »Wir stehen erst am Beginn. Dieses Thema wird in unserer Branche in Zukunft eines der spannendst­en sein.« <

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Geschäftsf­ührer von Aqua Alpina und Wassersomm­elier.
Georg Arnold Geschäftsf­ührer von Aqua Alpina und Wassersomm­elier.

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