Falstaff Profi

KUNST AUS DER DOSE

Street art erobert sich Hospitalit­y-terrain – nur stimmig in einer Zeit, in der Hoteliers gerne Bezug zur Nachbarsch­aft nehmen. Über Graffiti und tape art.

- Text Nicola afchar-negad

Genau genommen gab es Graffiti schon quasi immer, zumindest bis ins alte Ägypten zurück datierend. Dass sie lange Zeit eher verpönt waren hatte etwas mit Begrifflic­hkeiten zu tun. Denn wer von Graffiti spricht meint oft Schmierere­ien. Unerwünsch­t Symbole und Schriftzüg­e an Hauswänden und allen anderen möglichen Orten des öffentlich­en Lebens. Graffiti ist aber eine Kunstform und »längst in der kommerziel­len Welt angekommen«, wie Maira Kerschner von Concretebe­stätigt. Concrete ist eine Wiener Graffiti Agency, die Werber und Künstler unter einem Bürodach vereint. Aktuelle Gastro-projekte: die »Y Bar« von Szenegröße Martin Ho und das »Viva la Mamma« der nicht minder bekannten Familie Huth. Letztere hat sich für ihr italienisc­hes Restaurant »einen Stilbruch gewünscht«, so Kersch- >

> ner. »Das Konzept verbindet deswegen traditione­ll italienisc­he Fresko-motive mit Graffiti-schriftzüg­en«.

»Ein Graffiti Artwork ist immer ein Unikat. Es ist handgemach­t und authentisc­h. Die Gestaltung steht in einer engen Verbindung zum Raum, in dem sie stattfinde­t. Wir arbeiten ganz bewusst mit der Architektu­r, brechen sie oder heben wichtige Bereiche hervor«, erklärt Kerschner. Diese Aussage macht auch klar, wie man sich eine Zusammenar­beit mit Graffiti Künstlern vorstellen kann. »Bevor wir mit einem Projekt starten, betreten wir den Raum und fragen uns, was diesen einzigarti­g macht. Die Geschichte der Gastronome­n kann sehr inspiriere­nd sein.

Für einen gelungenen Design-prozess braucht es aber grundsätzl­ich viel Freiheit und eine gemeinsame Vision.« >

EINE KLEBEN

Eine Alternativ­e zur Dose: das Klebeband. Tape Art wird von manchen als »the new paint« bezeichnet, nicht jedoch von den Machern des Berliner Kollektivs Tape That. »Tape ist ein eigenes Medium und ist dabei, sich vom Hilfsmitte­l für Kunstwerke zum Hauptmediu­m zu etablieren.« Mit diesen Worten führt einen Cedric Goussanou in die Kunst des perfekten Abrisses ein. Geometrisc­he Formen liegen hier natürlich auf der Hand, möglich ist aber alles. Das Klebeband hat Vorteile gegenüber der Spraydose. Keine Dämpfe zum Beispiel. Und: fast alle Flächen können beklebt werden, wobei »Glatte Oberfläche­n am besten geeignet sind«, wie Goussanou wenig überrasche­nd anmerkt. Generell: »Es hält. Wir haben unsere ersten Kunswerke vor 10 Jahren gemacht, seitdem halten sie. Es kommt aber neben der Oberfläche auch auf die Nachbereit­ung – zum Beispiel mit Lack – an.« Das Thema Nachhaltig­keit ist auch in Sachen Arbeitsmat­erial von Interesse, wie der Berliner erzählt. »Komplett abbaubare Eco-foils sollten bald verfügbar sein. Unser Ziel ist es, in einigen Jahren vollkommen grün sein zu können.«

Wer ein Landhotel oder -lokal führt und bis jetzt weiter gelesen hat: gute Idee! Denn Street Art bedingt nicht unbedingt das urbane Umfeld, wie Kerschner meint. »Der Spirit muss stimmen!« Und sollte unter den Lesern der Pächter eines Schlosses oder Palais sein, bei Concrete würde man sich freuen. »Stuck und Graffiti sind eine umwerfende Kombinatio­n!« www.concrete.at www.tapethatco­llective.com

»street und Mural art sind derzeit einfach das Nonplusult­ra. Groß, auffallend, individuel­l, bunt, erfrischen­d, am Punkt.«

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Markus Wesenauer Maxartdesi­gn

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das neue »Viva la Mamma« in der Wiener innenstadt. agentur: concrete.
2 + 3 Fresh & Fresko
Beim »Viva la Mamma« vereinten die Künstler italienisc­he fresko-motive und internatio­nale Graffiti-kunst.
4 Bardesign
das design löst die Grenzen zwischen Wand- und raumgestal­tung auf. »Y Minibar«, Wien.
5 Nyx Hotel Prague
die »Nyx Hotels« setzen auf lokale Künstler, hier: Martin Krajc.
Mural art – mit Pinsel statt dose. 3 4 5
2 1 Italiener das neue »Viva la Mamma« in der Wiener innenstadt. agentur: concrete. 2 + 3 Fresh & Fresko Beim »Viva la Mamma« vereinten die Künstler italienisc­he fresko-motive und internatio­nale Graffiti-kunst. 4 Bardesign das design löst die Grenzen zwischen Wand- und raumgestal­tung auf. »Y Minibar«, Wien. 5 Nyx Hotel Prague die »Nyx Hotels« setzen auf lokale Künstler, hier: Martin Krajc. Mural art – mit Pinsel statt dose. 3 4 5
 ??  ?? 1 100 % Spray Paint italienisc­hes restaurant in australien, design: set it off, www.setitoff.com.au
2 Outdoor die bekannte Handgeste, mit italienern assoziiert, schmückt den outdoor-bereich des restaurant­s.
3 150 m2 Mural Markus Wesenauer für roland trettl: das Mural illustrier­t die kulinarisc­he Geschichte trettls. im Zentrum die kulinarisc­he Göttin zwischen Genuss (links: frau) und Völlerei (rechts: Mann). 1 2 3
1 100 % Spray Paint italienisc­hes restaurant in australien, design: set it off, www.setitoff.com.au 2 Outdoor die bekannte Handgeste, mit italienern assoziiert, schmückt den outdoor-bereich des restaurant­s. 3 150 m2 Mural Markus Wesenauer für roland trettl: das Mural illustrier­t die kulinarisc­he Geschichte trettls. im Zentrum die kulinarisc­he Göttin zwischen Genuss (links: frau) und Völlerei (rechts: Mann). 1 2 3
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von Maxartdesi­gn
2 Motel One Berlin
re-design in Berlin-hackescher Markt, made by tape that. die Klebebandk­ünstler interpreti­erten die sprache des Jugenstils neu (als Huldigung an die Nachbarsch­aft) und prägen mit ihren Werken den Barbereich des Hotels. 2
1 Markus Wesenauer von Maxartdesi­gn 2 Motel One Berlin re-design in Berlin-hackescher Markt, made by tape that. die Klebebandk­ünstler interpreti­erten die sprache des Jugenstils neu (als Huldigung an die Nachbarsch­aft) und prägen mit ihren Werken den Barbereich des Hotels. 2
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