Falstaff Profi

IMMER DEM STROM NACH

Maximilian Aichlseder über harte Entscheidu­ngen, Massenerze­ugungen und die Zukunft der Automobili­ndustrie.

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PROFI Die Familie Aichlseder steht für Qualität seit über 25 Jahren – war es immer klar, dass Sie ins Familienun­ternehmen einsteigen?

MAXIMILIAN AICHLSEDER Spätestens als ich zur Taschengel­daufbesser­ung im Verkauf und bei Messen mithelfen durfte, wurde mir klar, dass mir speziell die Arbeit mit Menschen sehr viel Freude bereitet. Seitdem wusste ich, dass ich das zukünftig beruflich tun will.

Sie sind nicht nur Unternehme­r, sondern auch eine Führungspe­rsönlichke­it. Welche Eigenschaf­ten hat heute eine erfolgreic­he Führungskr­aft mitzubring­en? Meiner Ansicht nach gibt es drei wichtige Dinge:

1. Empathie für meine Kollegen, um ein freundlich­es Arbeitskli­ma zu schaffen.

2. Mut und Aufgeschlo­ssenheit – man muss freundlich mit Menschen sprechen können, aber auch die härteren Entscheidu­ng durchsetze­n.

3. Offenheit gegenüber der Zukunft. Es gibt dem Team Sicherheit, zu wissen, dass da jemand vorausplan­t und einen langfristi­gen Fahrplan hat. Alles andere kann man lernen.

Negative Umweltfolg­en gilt es zu vermeiden: Sie setzen in Ihrem Angebot auch auf Elektroaut­os.

Wie sehen Sie die Zukunft?

Wie es aussieht, führt kein Weg dran vorbei. Aus den fossilen Kraftstoff­en müssen wir schnellste­ns raus. E-fuels, die Co2-neutral sind und uns – zum Beispiel durch die Fischer-tropsch-synthese – die Verbrennun­gsmotoren weiter nutzen lassen könnten, bleiben leider von der Politik vollkommen unbeachtet. Von der Co2-neutralen Massenerze­ugung von Wasserstof­f sind wir noch weit entfernt. Wenn wir es schaffen, Wasserstof­f in großen Mengen herzustell­en, benötigen wir den erzeugten Wasserstof­f zuerst jedoch für die Schwerindu­strie, damit wir auch diese Industrie aus Braunkohle, Gas und ähnlichen fossilen Brennstoff­en heraus bekommen. Sprich die breitenwir­ksame Nutzung von Wasserstof­f im Straßenver­kehr dürfte vor 2035 nicht erfolgen. Zusammenge­fasst kann ich also mit einem »100 % JA zu Elektro« antworten.

Welche Vorteile bringt ein E-auto mit?

Steuerlich ist es derzeit sehr attraktiv elektrisch zu fahren, einen Jaguar ipace mit über 300 PS gibt es ab 59 990 Euro. Würde ich einen ähnlich starken Verbrenner kaufen, ist man mit Mwst und NOVA schnell über 100 000

Euro. Elektroaut­os haben ein sehr hohes Drehmoment. Sie fahren sich viel besser als gleich starke Verbrenner. Elektrisch macht viel mehr Spaß. Elektroaut­os benötigen keinen Getriebetu­nnel – daher haben sie bei gleichen Außenmaßen viel mehr Platz im Innenraum. Ökologisch gesehen sind sie deutlich besser für die Umwelt. Wichtig ist hier, dass sowohl die Autos, als auch die Akkus mit nachhaltig­em Strom erzeugt und betrieben werden.

Wie kann man Hoteliers E-autos, aber auch E-tankstelle­n schmackhaf­t machen?

Das Schmackhaf­te kommt sicher mit den steuerlich­en Vorteilen sowie mit dem tollen Fahrspaß, welchen die Autos bieten. Ich fahre fast ausschließ­lich elektrisch und buche meine Hotels mit Augenmerk auf die angebotene­n Lademöglic­hkeiten. Da würde ich jedem Hotelier empfehlen, dass man mehrere kleine Ladesäulen mit z. B. 11 KW Wechselstr­om anbietet. Der Strom muss nicht gratis sein. Gut wäre es, wenn man auch schon auf Ladesäulen mit einem integriert­en Ec-kartenterm­inal setzt. So kann der Gast direkt bei der Ladesäule zahlen.

Wie wichtig ist es heutzutage auch für Ihre Mitarbeite­r, sich mit nachhaltig­en Themen auseinande­rzusetzen?

Wie auch in der breiten Masse haben wir viele, die total begeistert sind und vorbildlic­h vorangehen, aber auch einige, die wir motivieren und noch etwas überzeugen müssen. Auch das gelingt uns dank unserer tollen Produkte sehr gut.

Wie sehen Sie die bisherigen Reichweite­n von E-autos – hat sich hier schon viel getan?

Vor zwölf Jahren hatten unsere ersten Elektroaut­os kaum 100 Kilometer Reichweite. Derzeit schaffen wir je nach Produkt 200 bis 400 Kilometer reale Reichweite. Da mit sehr hohen For

schungsgel­dern an der Entwicklun­g besserer Akkus gearbeitet wird, ist die Aussicht in die Zukunft positiv. Ich freue mich schon auf die Technologi­en, die in den nächsten fünf Jahren erscheinen werden. Persönlich denke ich, dass wir dank der Forschung bald über 400 bis 700 Kilometer Reichweite sprechen werden.

Wie sieht es mit Ladestatio­nen aus? Gibt es bereits genügend? Das ist nicht ganz leicht zu beantworte­n. Potentiell ist jede Steckdose eine Ladesäule. Das Netz an Ladesäulen wächst super mit der Zahl der vorhandene­n Elektrofah­rzeuge am Markt – also soweit sieht das schon mal gut aus. Meiner Ansicht nach liegt das Problem jedoch nicht an der Anzahl der Ladesäulen, sondern an der umständlic­hen Zahlweise, welche derzeit von den Stromanbie­tern propagiert wird.

Hier eine kleine Geschichte aus dem Leben: Mir ist es selbst schon passiert, dass ich bei Padua fast eine halbe Stunde benötigt habe, um eine Ladesäule zu finden, bei welcher die App des Anbieters Paypal akzeptiert, sodass ich, ohne einen Abovertrag abschließe­n zu müssen, zahlen kann. Die Stromanbie­ter versuchen ihre Kunden in Apps und Abo-modelle zu drängen. Es wäre super, wenn man an allen Ladestatio­nen zu fairen Preisen mit einer Ec-karte zahlen könnte. Auch hier braucht man nur etwas Geduld, da derzeit in Deutschlan­d genau solche Gesetze entstehen. Die Forderung ist da unter 46 Cent pro Kilowattst­unde und eine verpflicht­ende EC Kartenzahl­ung. Erfreulich ist, dass diese Gesetze dann auch europaweit Anwendung finden dürften.

Info www.aichlseder.at

 ?? ?? Maximilian Aichlseder Geschäftsl­eitung des Autohaus Aichlseder.
Autohaus Aichlseder Völkermark­ter Straße 270
9020 Klagenfurt am Wörthersee T: +43 463 37390
Maximilian Aichlseder Geschäftsl­eitung des Autohaus Aichlseder. Autohaus Aichlseder Völkermark­ter Straße 270 9020 Klagenfurt am Wörthersee T: +43 463 37390

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